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US-amerikanischer Katastrophenfilm von Nicholas Meyer über die Zerstörung von Kansas City durch einen Atomkrieg. Der Film lief in den USA nur im Fernsehen. Als erster postakopalyptischer Science-Fiction-Film hatte Der Tag Danach ca. 100 Mio. Zuschauer.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Bei seinem Release im Jahr 1983 sorgte The Day After – Der Tag danach für einiges Aufsehen. Den von ABC produzierte TV-Film sahen bei seiner Erstausstrahlung über 100 Millionen Menschen, was ihm in einigen Länder, so auch Deutschland, zu einer Kinoauswertung verhalf. Hierzulande lockte er stattliche 3 Millionen Zuschauer in die Lichtspielhäuser. Dabei war die Produktion alles andere als unproblematisch. Das ursprünglich für einen vierstündigen Zweiteiler konzipierte Skript musste auf Drängen des Senders deutlich gekürzt werden, da sich nicht genug Werbeblöcke verkaufen ließen und einige Szenen als zu brisant für das Fernsehpublikum angesehen wurden. Zudem stieß das Projekt gerade beim konservativen Lager auf wenig Zuspruch, sahen dort viele darin doch eine Dämonisierung der aktuellen Wettrüstungs- und Abschreckungspolitik. Der Erfolg und insbesondere die hitzig angeregte Diskussion um die möglichen Folgen des hier geschilderten Horrorszenarios gaben dem Film von Regisseur Nicholas Meyer (Star Trek II: Der Zorn des Khan) jedoch in allen Belangen recht.

Geschildert wird die Situation im Umkreis von Kansas City, während sich im zweigeteilten Deutschland der Kalte Krieg schlagartig kritisch zuspitzt. Wie auch die Protagonisten, die mehr oder weniger einen Querschnitt der Bevölkerung symbolisieren, erfahren wir als Zuschauer keine genauen Details über die Eskalation der Lage, sondern nur in knapper News-Form über die Medien. Kaum jemand scheint die Situation anfangs ernst zu nehmen, zu abstrakt wirkt für die meisten das Eintreten des Ernstfalles und der tatsächliche Einsatz von Nuklearwaffen. Vor allem nicht hier, vermeidlich so weit weg von dem Krisengebiet, mit dem sich nicht mal die hier stationierten Soldaten der nahgelegenen Raketenbasis wirklich in Verbindung bringen. Alles nur das übliche Säbelrasseln, während das Leben und der alltägliche Trott wie gewohnt weiterlaufen. Bis dann tatsächlich die Raketen kommen. Und innerhalb von wenigen Sekunden nichts von all dem übrig ist, was als so selbstverständlich galt.

In der ersten Stunde beschäftigt sich Nicholas Meyer überwiegend damit, die verschiedenen Hauptcharaktere vorzustellen und uns ihren Alltag nahezubringen, während sich im Hintergrund bereits das alles vernichtenden Inferno androht. Macht dadurch auch deutlich, wie unrealistisch weit entfernt es sich für sie anfühlt; wie wenig es sie in ihrem Handeln und Denken bis zuletzt zu tangieren scheint. Mit maximal leichter Sorge lauscht man den Nachrichten, nur um die Bedenken schnellstmöglich zu verdrängen. Nur wenige, wie der Farmer Dahlberg (John Cullum, The Middle), treffen erste Vorkehrungen für den eventuellen Ernstfall, können aber natürlich gar nicht erahnen, was für ein Ausmaß dieser dann tatsächlich mit sich einbringt. Hunderttausende sterben auf einen Schlag, eine ganze Region in ein apokalyptisch anmutendes Ödland verwandelt und die „glücklichen“ Überlebenden sind ganz sich selbst überlassen, während die Folgen der nuklearen Verseuchung erst Tage und Wochen später ihren Tribut zollen. Mit diesem radikalen Umbruch der Realitäten trifft der Film insbesondere sein damaliges Publikum genau da, wo es unangenehm wird. Indem er ihm vor Augen führt, wie schnell auch ihre Realität vorbei sein könnte, da exakt diese Situation aufgrund der weltpolitischen Lage praktisch jeden Tag vorstellbar wäre.

Für einen TV-Film war The Day After – Der Tag danach mit 7 Millionen $ zwar überdurchschnittlich hoch budgetiert, kann aber natürlich nicht ganz die Größenordnung einer echten Hollywoodproduktion erreichen. Dies schadet ihm jedoch überhaupt nicht, wirkt er so doch fast noch realer und ist nicht mit den üblichen Katastrophenfilmen zu vergleichen, die besonders im vorangegangenen Jahrzehnt in großer Zahl auf der Kinoleinwänden stattfanden. Er ist in keiner Weise am Spektakel interessiert und inszeniert keine Zerstörungsorgie. Sein Fokus liegt auf den Folgen einer Katastrophe und dem Schicksal deren Opfer. In seiner aufrüttelnden und, selbst trotz der vorgenommenen Kürzungen, schockierenden Wirkung lässt er sich ohnehin eher als Antikriegsfilm kategorisieren, der in einer enorm angespannten Zeit den Mut aufbringt, vor der riesigen Gefahr eindringlich zu warnen, die in der aktuellen Weltlage nur wenige Fehleinschätzungen oder Kurzschlussreaktionen entfernt lag. Das hat auch heute nichts von seinem Schrecken verloren und wird sogar ohne unangemessenes Pathos vorgetragen, was sich gerade in US-Produktionen dieser Art nur zu gerne einschleicht. Für so etwas ist das hier teilweise sogar sehr zurückgenommen inszeniert und gespielt, ohne dadurch an Effektivität einzubüßen.

Fazit

Immer noch ein bedrückender und nachdenklich stimmender Film, der an Relevanz wohl niemals einbüßen wird. Ohne großes Spektakel, beinah geerdet vorgetragen, dadurch aber keineswegs wirkungslos und noch näher am Puls der Zeit. Leider wird man wohl nie in Genuss der ursprünglich geplanten Langfassung kommen, die man damals für zu gewagt für das Fernsehpublikum hielt.

Kritik: Jacko Kunze

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