6.4

MB-Kritik

The Fan 1996

Action, Drama, Thriller, Sport – USA

6.4

Robert De Niro
Wesley Snipes
Ellen Barkin
John Leguizamo
Benicio del Toro
Patti D'Arbanville
Chris Mulkey
Andrew J. Ferchland
Brandon Hammond
Charles Hallahan
Dan Butler
Kurt Fuller
Michael Jace
Frank Medrano
Don S. Davis
John Kruk

Inhalt

Starbesetzter US-Sport-Thriller von Tony Scott. Baseball-Verein San Francisco Giants verpflichtet den Superstar Bobby Rayburn. Doch der hat Probleme im neuen Verein und kommt nicht zurecht. Vertreter und Fan glaubt aber an seinen neuen Star, doch er verliert die Kontrolle über die Situation und seine Leidenschaft kippt in fatalen Fanatismus.

Kritik

Nach dem keuchenden Rennpisten-Actioner „Tage des Donners“, sollte „The Fan“ die zweitgrößte Produktion im Schaffen des Tony Scottwerden: Stattliche 55 Millionen US-Dollar wurden verbraten, um den gleichnamigen Roman von Peter Abrahams eine angemessene Plattform auf der Kinoleinwand zu spendieren. Herausgekommen ist dabei ein Film, der durch und durch die Handschrift Tony Scotts trägt; und wem diese den eigentlichen Filmgenuss schon einmal erheblich eingedämmt hat, der wird auch mit dem Thriller „The Fan“ wenig Freude empfangen. Ohnedies liest sich Tony Scotts Output oftmals ohne große Regung – Der Mann ist seinem künstlerischen Status Quo seit „Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“durchweg treu geblieben, was ihn nicht gerade zu einer vielseitigen, aber ungefährdeten Bank innerhalb der Branche gemacht hat: Finanzielle Gewinne waren die Regel. Und doch, derartig ambitioniert wie in seinem Debüt „Begierde“ war er danach nie mehr. Leider.

Seine ästhetisch in Blaufiltern gehaltene Vampir-Parabel wurde für nicht einmal 5 Millionen US-Dollar in Szene gegossen – Und wahrscheinlich war genau der Anteil, in dem Tony Scott seine gesamte künstlerische Passion eingelagert hatte. Nie wieder konnte ein Film derart arretieren, wie „Begierde“ es noch tat. Mit „The Fan“ standen die Chancen allerdings ziemlich gut, einen überaus soliden Thriller kredenzt zu bekommen und bis zu einem gewissen Punkt hält der Film auch ein, was die finster in Schwarz-Weiß gehaltenen Blicke auf dem Poster versprechen. Robert De Niro ist – wie sollte es bei seiner gottgegebenen Präsenz anders sein – das schauspielerische Zugpferd von „The Fan“, durch sein getriebenes Spiel hält sich die Dramaturgie auf den Beinen und droht nicht freiheraus mit der ersten Aufblende an den altbekannten Manierismen Tony Scotts zu zerschellen, der für ein subtiles Charakter-Duell selbstredend so oder so der falsche Regisseur ist.

Robert De Niro steigt als Gil Renard die Wendeltreppe des Wahnsinns hinab, fließend, Stufe um Stufe, zu Anfang sprießt ihm der sportliche Fanatismus nur aus den Augen. Später, wenn sich die Lage zugespitzt hat und Klischee an Klischee gereiht wird, um einen lachhaft-transparenten Showdown im vibrierenden Stadion anzustimmen, müssen Taten folgen, die selbstverständlich vom penetrant mechanisch-wummernden Musikeinsatz bis auf das Feld eskortiert werden: Die innige Liebe zum Spiel eines Ultrafans ist psychopathischen Ausmaßen gewichen. Gil, der von seinem Idol Bobby Rayburn (Wesley Snipes) dort ein Danke erwartet, wo eigentlich nur Erschütterung ob der Rücksichtslosigkeit seiner Taten existieren kann, agiert nunmehr mit dem Messer zwischen den Zähnen und wird schlussendlich zum Opfer seiner Sozialisation. „The Fan“ geht den richtigen Weg, in dem er die Lebensweisen zwischen Fan und Star parallelisiert wie kontrastiert, doch Tony Scott traut unverfälschten Bildern nicht, sondern muss sie zukleistern, verschieben, überdehnen und ästhetisieren.

Fazit

Robert De Niro Dominanz rettet den Film davor, an Tony Scotts stilistischen Manierismen zu zerschellen. Tony Scott ist einfach kein Mann dafür, das Psycho-Duell zweier Männer ohne plakativen Pathos und inszenatorischen Firlefanz auszubauen. Ein, trotz interessanter Ansätze um triefende Obsession und die Vergänglichkeit von Erfolg, leider gescheitertes Projekt.

Autor: Pascal Reis
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