Eigentlich sollte "The Girl with all the Gifts" auf dem Fantasy Filmfest 2016 seine Weltpremiere feiern, sollte dann aber kurzfristig doch exklusiv an das Toronto Film Festival vergeben werden. Toronto bekam die Erstausstrahlungsrechte letzendlich doch nicht, sondern ein weiterer Bewerber, das Locarno Film Festival. Die Nachfrage ist zweifelsfrei groß an der Zombie-Romanverfilmung von Regisseur Colm McCarthy, welche auf dem Roman von Autor M.R. Carey basiert.
Zombiefilme gibt es wie Sand am Meer, und doch finden diese Filme oftmals neue interessante Ansätze, mit denen sie ihre Geschichten erzählen. So Geschehen bei "The Girl With All The Gifts", in welchem wir, neben dem Standard-Zombie der rennenden Sorte, auch eine neue Form kennenlernen: Zombie-Kinder. Das Besondere an ihnen: Sie haben ihren Verstand noch unter Kontrolle, können denken, fühlen und uneingeschränkt kommunizieren. Auch Äußerlich ist kein Unterschied zum Nichtinfizierten erkennbar. Dennoch schlummert das Virus in ihnen, und wenn der Hunger zu groß und der Geruch von Menschen zu intensiv wird, verlieren sie kurzzeitig die Kontrolle über sich. Halb Zombie, halb Mensch also.
Zu Beginn des Films befinden wir uns in einer abgeriegelten Militärbasis, in welcher eben diese Zombie-Kinder untersucht werden, da sie vermutlich der Schlüssel für ein Heimlittel sind. Wir lernen alle wichtigen Charaktere kennen, was mit der Welt da draußen los ist ist bis hierhin noch irrelevant. Im Mittelpunkt steht die junge Melanie (Sennia Nanua), die zu den infizierten Kindern gehört, jedoch deswegen auffällt, da sie zum einen hochintelligent ist, aber auch unheimlich liebenswürdig. Besonders zu ihrer Lehrerin Helen Justineau (Gemma Arterton) besteht hier eine sehr enge Bindung, sehr zum Missfallen ihrer Kollegen.
Nach gut einer halben Stunde wird die Militärbasis von anstürmenden Zombiehorden überrannt und eine Gruppe von Überlebenden macht sich, zusammen mit Melanie, die gefesselt und mit Mundschutz in Schacht gehalten werden muss, auf eine Reise in ein neues Leben.
Für gerade einmal 4 Millionen Pfund hat Regisseur Colm McCarthy einen visuell sehr aufwändigen und ansprechend wirkenden Film geschaffen. Wenn sich die Gruppe durch verlassene Städte bewegt, die völlig heruntergekommen sind und es immer wieder mit großen Gruppen von Zombies zu tun bekommt, macht das optisch viel her und wirkt sich atmosphärisch positiv auf die Stimmung des Films aus. Laut Regisseur McCarthy war Gareth Edwards "Monsters" hierbei Vorbild, der ebenso für wenig Geld viel auf die Beine gestellt hat.
Punkten kann "The Girl With All The Gifts" auch mit seinen Charakteren. Kinderdarsteller können schnell auf die Nerven gehen, die junge Melanie, gespielt von Newcomerin Sennia Nanua, ist jedoch jemand, die man durchaus gern hat und mit der man Mitleid empfindet. Liegt sicherlich auch daran, dass die Rolle von Nanua gut gespielt wird. Auch die restlichen Mitgliederder Truppe hinterlassen einen durchwegs guten Eindruck, darunter auch bekannte Namen wie Glenn Close, Gemma Arterton oder Paddy Considine.
Die Reise gestaltet sich insgesamt recht spannend und atmosphärisch, jedoch vermasselt der Film den schönen Eindruck durch sein Ende. Sind die wilden Zombie-Kinder, auf die man unterwegs trifft, schon recht grenzwertig, wird es spätestens mit der letzten Szene so richtig albern. Schade, denn das zieht den Film ein wenig runter und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, der gar nicht hätte sein müssen.