Inhalt
P. T: Barnum, ein gewöhnlicher Einzelhandeslkaufmanm, entscheidet sich nach der Kündigung seiner Anstellung ein eigenes Unternehmen zu gründen. Er kauft ein altes Wachsfigurenkabinett, gestaltet dieses um und rekrutiert nach und nach eine Riege ausergewöhnlicher Menschen, um der Stadt eine neue Form von Unterhaltung zu bieten. Voila! Der erste Zirkus der Vereinigten Staaten ist geboren.
Kritik
Früher oder später wird ein Jeder mit dem Thema der Ausgrenzung konfrontiert. Sei es im zarten Kindesalter in der Schule oder gar als Erwachsener, der durch optische Gründe schief angesehen und aus gewissen sozialen Gruppen ausgeschlossen wird. Doch wie schafft man es, eine solch knifflige und abträgliche, aber nicht minder wichtige Thematik in einen herzerwärmenden Film für Groß und Klein zu verarbeiten? Ganz einfach: indem man daraus ein Musical strickt. Das dachten sich zumindest die Verantwortlichen hinter The Greatest Showman, den neuen Musicalfilm mit Hugh Jackman (Prestige - Meister der Magie) als US-amerikanischen Zirkuspionier P. T. Barnum. Michael Gracey, der mit diesem Streifen sein Regiedebüt feiert, fiel eine große Aufgabe in die Hände. Die umfangreiche Geschichte dieses Mannes in einem 97-minütigen Film zu erzählen und dabei noch genügend Platz für Gesangs- und Tanzeinlagen zu lassen. Eine Aufgabe, bei der schnell der eine oder andere Aspekt vernachlässigt werden könnte.
Dass Hugh Jackman nicht nur dafür bekannt ist seine Adamantium-Krallen auszufahren, sondern auch ein begnadeter Tänzer mit goldener Kehle ist, konnte in der Vergangenheit in Filmen wie Les Misérables begutachtet werden oder auch live am Broadway und Veranstaltungen wie den alljährlichen Tony Awards, bei denen der einstige Wolverine-Darsteller allen Anwesenden zeigt, wie ein stilvolles Tänzchen auszusehen hat. Dieses musikalische und tänzerische Talent ließ ihn als perfekte Wahl für die Hauptbesetzung von The Greatest Showman erscheinen. Und diese Wahl zahlt sich auch vollkommen aus, denn Jackman spielt die Rolle des ambitionierten Barnum nicht nur schmissig und bravourös, sondern schafft es eine derart strahlende Aura zu vermitteln, dass man als Zuschauer bei einem seiner schwungvollen Akte immer von diesem Wohlwollen angesteckt und dazu verführt wird dieser stimmungsvollen Prozedur live beiwohnen bzw. gar selbst das Tanzbein schwingen zu wollen. Wie es auch schon La La Land am Anfang des Jahres vormachte, eröffnet Gracey den Film mit einem musikalischen Akt, der perfekt durchchoreographiert ist, um dem Publikum sofort zu verdeutlichen, in was für eine Richtung die Reise geht.
Auf diese eröffnende Performance folgt ein simpler Schnitt und der Zuschauer springt zusammen mit Barnrm in seine Kindheit. Von nun an wird die klassische Erfolgsgeschichte erzählt. Die Figuren, die dabei Barnum durch seine Lebensgeschichte begleiten, erscheinen zwar äußerst simpel gestrickt, doch angesichts der Tatsache, dass es sich um einen Familienfilm handelt, der gar nicht die Absicht hat eine äußert raffinierte Story zu erzählen, ist diese klar gezeichnete Gut-böse-Konstellation zu verkraften. Viel mehr steht die Message für die (jungen) Zuschauer im Vordergrund. Denn wird hier vor allem die Vielfalt der menschlichen Natur zelebriert und die allgegenwärtige Existenz von Intoleranz kritisiert. Ein kleinwüchsiger Bursche, eine bärtige Dame oder ein von Kopf bis Fuß mit Tattoos überzogener Kerl. Menschen, die von anderen Menschen aufgrund äußerlicher Merkmale stereotypisiert und ausgegrenzt werden. The Greatest Showman erzählt zwar eine Geschichte, die ihre Wurzeln in den Anfängen des 19. Jahrhunderts schlägt, doch dieses fälschlich verurteilende Denken ist auch heute nach wie vor präsent. Der Film hat einige schöne Momente, der auf dieses intolerante Denken aufmerksam macht, doch im Verlauf des Films verliert er dieses Ziel leider aus den Augen und entlässt das Publikum mit einer stark verharmlosten Darstellung der Ereignisse. Dabei wurde die Problematik, dass Barnums Prototyp des Zirkusses einer Freakshow gleicht, bei der ein Mann durch die Äußerlichkeiten und sogar Behinderungen seiner Mitmenschen profitiert, mit aussagekräftigen Songs wie 'This Is Me' elegant aufgelöst.
Was den Rest der Songs anbelangt, so hat man hier schwere Geschütze aufgefahren und diese in einer hohen Frequenz feuern lassen. Gesungen wird in den 97 Minuten verdammt oft. So oft, dass man als Zuschauer gegen Ende der Musik schon fast überdrüssig wird. Dies ändert jedoch nichts an der der Tatsache, dass die Songs beispiellos und überwältigend gesungen sind, extrem viel Energie versprühen und die nahezu märchenhafte Inszenierung damit wunderbar komplettieren. Geschrieben wurden die großratigen Lyrics übrigens von Benj Pasek und Justin Paul, die ebenfalls bei den Songs zu La La Land ihre Hände im Spiel hatten. Die Schauspieler singen mit vollem Elan und als Zuschauer kauft man ihnen die Überzeugungen und Motivationen, die in den Liedern stecken, durch und durch ab. Sogar die modernen Einflüsse in der Musik sind passend auf das Setting des auflebenden New Yorks des 19. Jahrhunderts abgestimmt und verfremden zwar das historische Bild, doch verfeinern sie dafür die oftmals exzessive Atmosphäre des Films.
Neben Hugh Jackman tanzen und singen sich natürlich noch weitere Hollywoodgrößen durch The Greatest Showman. Darunter etwa Michelle Williams (Blue Valentine) als Barnums Gattin, Rebecca Ferguson (Mission Impossible - Rogue Nation), die als Gesangssensation Jenny Lind ihre gewaltige Opernstimme präsentieren darf und als Mann aus gutem Hause verstärkt Zac Efron (The Disaster Artist) das Kuriosenkabinett. Alle Darsteller machen ihren Job ausgezeichnet, auch wenn bei manch einem Track der High School Musical-Charakter bei Efron durchschimmert. Doch insgesamt liefert der Cast eine tolles Gesamtpaket bestehend aus Schauspiel, Tanz und Gesang, bei der besonders die Darsteller der außergewöhnlichen Zirkusmenschen das Rampenlicht des Öfteren an sich reißen.
Fazit
"The Greatest Showman" erzählt eine Geschichte, die schon fast einem Märchen gleicht. Zwar beinhaltet der Film eine lobenswerte Message, die auch heute nach wie vor ihren Platz im Alltag findet, allerdings verliert der Film in seinem Voranschreiten diese immer mehr aus den Augen. Nichtsdesto trotz sind die unterhaltsamen Gesangs- und Tanzeinlagen prächtig in Szene gesetzt und vor allem der Hauptdarsteller reißt das Publikum mit seiner exorbitanten Ausstrahlung in die überinszenierte Welt des skurrilen Showbiz. Ob die Geburtsstunde des Zirkus wirklich so ausgehesen hat, ist natürlich keine Frage, die man sich bei diesem Streifen stellen sollte, denn am Ende des Tages ist "The Greatest Showman" eben nur eins: Show.
Autor: Oliver Koch