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Inhalt

London in den späten vierziger Jahren. Eines Tages erhält die weltoffene Journalistin Juliet Ashton einen sonderbaren Brief, dessen Absender Dawnsey Adams ist - ein charmanter und exzentrischer Bauer, der auf der Insel Guernsey lebt. Ein Briefwechsel entspinnt sich, in dessen Verlauf Juliet von der Existenz des Clubs "Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf" erfährt. Die literarische Gesellschaft wurde von einigen Inselbewohnern - ungeübten Lesern - gründet, um sich über die schweren Zeiten während der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg auf den Kanalinseln hinwegzuhelfen. Juliet beschließt über den Club zu schreiben und nach Guernsey zu reisen. Ihr Aufenthalt dort und die Begegnung mit Dawsey wird ihr Leben für immer verändern...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society – das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Na gut, hierzulande heißt der Film Deine Juliet, vermutlich, weil man es den deutschen Zuschauern nicht so schwer machen wollte den Freunden zu berichten, welchen Film man gerade im Kino gesehen hat. Aber immerhin ist der englische Zungenbrecher eine kreative Angelegenheit, humorvoll und angenehm eigenwillig zugleich und damit ein gutes Stück interessanter als der fertige Film selbst.

Basierend auf dem Feel-Good-Roman von Mary Ann Shaffer schafft es die erste Regiearbeit des Briten Mike Newell (Harry Potter und der Feuerkelch; Große Erwartungen) nach immerhin sechs Jahren leider nicht über den Kitsch der altbekannten Prämisse hinauszuwachsen. Die Geschichte der Autorin, die im England der Nachkriegszeit auf einer kleinen Insel durch die Hand des Schicksals ihren Traumprinzen kennenlernt und für diesen ihr geordnetes Leben auf dem Land über Bord wirft, entbehrt nämlich jedweder narrativer Überraschungen, Kniffe oder Grauzonen. Da mag das Setting der Nachkriegszeit und der deutschen Besatzung als historisches Element der Geschichte noch viel emotionales Konfliktpotenzial in sich tragen, verkommt aber leider viel zu oft zum narrativen Zweckmittel. Und davon sind so einige Aspekte dieses Films betroffen.

Immerhin der allgemeine Look von The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society (ich bleibe dabei) kann überzeugen. Kostüm- und Setdesign sind stimmig, die Landschaftaufnahmen wuchtig und die allgemeine Atmosphäre dicht. Als schmackhafte Urlaubswerbung für die Insel Guernsey mitsamt ihres altenglischen Looks, den urigen Gebäuden, den monströsen Klippen und dem rauschenden Meer, macht sich The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society äußerst gut. Darstellerisch geht das ebenfalls in Ordnung, obwohl es den Schauspielern hier kaum vergönnt ist ihre flachen Stereotypen mit echtem Leben zu füllen. Lily James (Cinderella) gibt das literarische Naivchen, Michiel Huisman (Game of Thrones) den melancholischen, tapferen Bauern und Matthew Goode (Watchmen – Die Wächter) den britischsten Briten, der je auf der Insel gebritet hat. Das ist nett, aber hätte mit Hilfe eines besseren Drehbuchs sicherlich noch etwas mehr sein können.

So wie die gesamte Erzählung des Films, die leider trotzdem so tut als wäre sie viel mehr als eine oberflächliche Schnulze. Der historische Aspekt wurde hier bereits angesprochen, aber auch charakterlich tut der Film so als würde er mit Geschlechterrollen brechen und die Figuren vor echte Konflikte mit echten Konsequenzen stellen. Dem ist aber nicht so. Als reine Feel-Good-Schnulze löst sich hier jedes Problemchen wie von selbst, emotionale Grauzonen werden aus der Welt geschafft, es gibt nur böse, hinterlistige und kalte Fieslinge oder liebevolle, tiefgründige und fürsorgliche Helden. Der Hintergrund des Krieges wird ebenso zweckentfremdend, um den Zuschauern ein paar mehr Tränchen aus den Augen zu locken wie die Literatur nur als fader Rahmen herhält, um den Hauptfiguren eine Leidenschaft zu verleihen.  Das mag dann zwei Stunden lang atmosphärisch in sich stimmig sein, kann aber weder inhaltlich noch charakterlich nachhaltig überzeugen. Deine Juliet ist am Ende nur Eine von vielen, trotz hübscher Verpackung.

Fazit

Das interessanteste an "Deine Juliet" ist der englische Originaltitel. Dieser verspricht nicht nur Witz und Kreativität, sondern auch eine besondere Note Eigenwilligkeit. Leider verpufft diese Erwartung aber im Nichts. Mit Ausnahme eines atmosphärischen Looks und charmanten Darstellern hat "Deine Juliet" nur aufgewärmte Romanzenklischees zu bieten, die unter dem Deckmantel von Nachkriegszeit und Literatur emotional tiefgründig wirken sollen, im Endeffekt aber so flach sind wie die Untertassen eines Teeservices.

Kritik: Thomas Söcker

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