Auf den weitläufigen Highways Amerikas, die quer durch das ganze Land führen, lauert auf nichtsahnende Menschen oftmals der Tod. Darauf wird der Zuschauer von Dave Meyers‘ The Hitcher zumindest direkt zu Beginn des Films durch eine Texteinblendung aufmerksam gemacht, wenn diese angibt, dass jedes Jahr geschätzt 42.000 Menschen auf Highways sterben. Wie viele Tode davon durch unbeabsichtigte Unfälle verursacht werden und wie viele durch gefährliche Psychopathen, ist wiederum ein Geheimnis, das die Autoren des Drehbuchs wie so viele andere Geheimnisse dieses Films wohl besser für sich behalten. Mit dem zweiten Szenario, welches in Horrorfilmen verständlicherweise weitaus häufiger Verwendung findet, wird das Studenten-Pärchen Jim und Grace konfrontiert, als sie sich auf der Durchreise nach New Mexico befinden, um mit Freundinnen von Grace beim Spring Break die Semesterferien zu feiern.
Zunächst übersehen und überfahren sie den Anhalter beinahe, der in der stark verregneten Nacht mitten auf der Straße des Highways steht. Wenig später begegnen Jim und Grace dem Mann in einer Tankstelle allerdings erneut, als dieser darum bittet, ein Stück mitgenommen zu werden, da sein Truck eine Panne hat und erst am nächsten Morgen abgeschleppt werden kann. Nachdem Jim trotz sichtlicher Zweifel seitens Grace einwilligt und sich aus zwei Leuten ein Trio im Auto gebildet hat, dauert es nicht lange, bis die Maske des mysteriösen Anhalters fällt und dieser ein Messer zückt, um das Paar zu terrorisieren. Diese Ausgangslage wirkt nicht von ungefähr vertraut, denn The Hitcher ist das Remake eines gleichnamigen Films aus dem Jahr 1986, in dem Rutger Hauer (Blade Runner) die Rolle des psychopathischen, mörderischen Anhalters verkörperte.
Unter der Produktionsfirma Platinum Dunes, die unter anderem von Regisseur Michael Bay (Transformers) gegründet wurde und beispielsweise das Remake von Tobe Hoopers unsterblichem Terror-Meisterwerk Blutgericht in Texas produzierte, ist auch dieses Remake entstanden. Was Meyers mit Marcus Nispel (Conan), dem Regisseur von Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre, verbindet, ist der Hintergrund aus dem Videoclip-Sektor. Wie auch Nispel drehte Meyers zuvor zahlreiche Werbe- sowie Musikvideos, was sich als deutliche stilistische Konstante durch die Werke der Platinum-Dunes-Produktionsschmiede zieht, die neben Meyers und Nispel auch weitere Musikvideo-Regisseure wie Jonas Åkerlund (Spun) beschäftigte. Auch Meyers‘ Regie-Wurzeln sind in The Hitcher unübersehbar, wenn der Regisseur von Anfang an auf eine hohe Schnittfrequenz setzt, einzelne Einstellungen mit übersättigten Farbkontrasten auflädt und regelmäßig Songs von Bands wie Nine Inch Nails einstreut, um Szenen eine möglichst treibende Wirkung zu verleihen.
Trotz des schnittigen Stils, der sich wahlweise als Kompliment oder Vorwurf auslegen lässt, und damit einhergehenden Tempos über schlanke 80 Minuten hinweg entgleisen dem Regisseur die erzählerischen Zügel allerdings zunehmend, sobald die Handlung unentschlossen zwischen Horror, Psychoterror und Action-Thriller in zu viele Richtungen zerfasert. Während Meyers den von Sean Bean (Equilibrium) gespielten Anhalter anfangs noch als vage Bedrohung inszeniert, die in Gestalt einer Silhouette in der Schwärze der Nacht auf dem Highway thront, entwickelt sich der Psychopath im Verlauf des vorhersehbaren Katz- und Mausspiels zwischen ihm und dem Paar zu einer Art wiederkehrenden, unüberwindbaren Übermacht, die sich nicht mehr abschütteln lässt. Gemäß den Regeln des Genres gibt es für die ohnehin recht unüberlegt handelnden Protagonisten trotz ihrer unentwegten Flucht nach vorne kein Entkommen, wodurch sich The Hitcher in redundanten Verfolgungsjagden und willkürlichen Gewaltspitzen erschöpft, welche irgendwann auch noch die örtlichen Gesetzeshüter auf den Plan rufen.
Wenn der Anhalter, der sich selbst John Ryder nennt, in einer Action-Sequenz Polizeifahrzeuge miteinander kollidieren lässt und Polizeihubschrauber mit Pistolenschüssen zum Absturz bringt, nimmt Meyers‘ Film in seinem ausufernden Verständnis von Spannungssteigerung gar absurde Züge an und erinnert eher an eines der logikfremden, überzeichneten Sequels der The-Fast-and-the-Furious-Reihe. Mit Nebenfiguren in Form von Polizisten, die wieder einmal reichlich fragwürdig handeln, und einem seltsamen Finale, welches das schwach beleuchtete Motiv der Todessehnsucht mit einem antiklimatischen Ausgang verbindet, ist The Hitcher letztendlich eine äußerst holprige Achterbahnfahrt auf den Schienen des Horrorkinos, die zu oft entgleist und schließlich unausweichlich gegen die Wand kracht.