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Inhalt

In einer fernen Zukunft existiert Nordamerika nur noch in Form einer Diktatur. Während die Bürger im Kapitol des Staates Panem im Überfluss leben, leiden die Bürger in den Distrikten an Hunger. Um den Leiden des Krieges zu erinnern, veranstaltet das Kapitol jährlich die "Hungerspiele", in denen sich jeweils zwei Einwohner aus den einzelnen Distrikten bis auf den Tod bekämpfen müssen. Als die jüngere Schwester Primrose von Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) aus dem Lostopf gezogen wird, meldet diese sich freiwillig, um ihrer Schwester ein tödliches Schicksal zu ersparen...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit den "Tribute von Panem"-Büchern wurde nach etlichen Verfilmungen eine weitere Jugendbuchreihe angegangen, und Suzanne Collins´ Trilogie traf in Zeiten von "Harry Potter" oder der "Twilight"-Saga genau in die Erfolg versprechende Kerbe. Doch ist "The Hunger Games" anders, weniger schmalzig, mit mehr fantastischer Substanz in der Gestaltung der Welt und vor allem vielschichtiger in seiner Figurenzeichnung.

Die Filmumsetzung fasst genau diese Auslegung auf und versuchte, daraus einen wohl gesetzten Genremix aufzuziehen. Leider verhaspelt sich die Geschichte schon grundsätzlich an der Einleitung, denn ohne ordentlich visuell gesetzte Einführung wirkt das Erleben der dualistischen, politischen Struktur lediglich wie eine Ufoinvasion in einem Amish-Dorf. Politik und Weltgestaltung wurde hier allenfalls beiläufig präsentiert und behalten sich die Offenbarungen für den persönlichen Weg von Katniss vor. Mit ihr erfahren wir dann auch mehr über die Hintergründe, dennoch bleibt dieser Exkurs im stiefmütterlichen Rahmen stecken - sehr schade, denn gerade in diesem Element wurde säckeweise Potenzial verschenkt.

Somit bleibt lediglich der höchstpersönliche Aufbau übrig, den Gary Ross auch sehr gut einfangen konnte. Katniss ist die bestimmende Bezugsperson, aber auch Abernathy ist ein greifbarer Charakter, der mit ordentlichem Wohlwollen der Kämpferin wider Willen zur Seite steht. Ein bisschen Konkurrenzkampf und zweckmäßiges Liebesgeplänkel mit ihrem Distriktpartner Peeta bleibt indes erfreulicherweise Beiwerk. Der Fokus auf die Figuren lässt nunmal kaum Platz für Szenarien, so dass selbst das kunterbunte Kapitol nur als verschwommenes Bühnenbild herhält, und gar das Kampfgebiet kann mit seinen Wespennestern und digital eingefügten Hunden nicht als Gefahrenareal dienen.

Eine der dicksten Auffälligkeiten zeigt sich in der Inszenierung, in der nicht vieles so glänzt, wie es die Story uns weismachen will. Am vordergründigsten sticht die Kamera ins Auge, die mindestens zwei Drittel der Spielzeit dazu verschwendet, im Mockumentarystil umher zu zappeln, was schnell zu einer lästigen Angelegenheit wird. Selbst in reinen Dialogszenen muss man das ertragen, was für einen Film mit Fantasywelt und epischer Breite oftmals Gift ist, außerdem wirken die Szenen aufgesetzt subjektiv und demnach weniger storydienlich. Es entsteht schnell der Eindruck, dass eine buchtypische Immersion nicht mehr möglich ist, und wenn sich ein Film den Möglichkeiten visueller Untermalungen grundsätzlich verweigert, kann man das nur als fehl geleitete Grundsatzentscheidung resümieren.

Also darf man sich eben auf die Figuren und die Akteure dahinter einschießen, und hier liegt die große Stärke des Werkes. Als Hauptperson überstrahlt Jennifer Lawrence alle sonstigen Rollen und stemmt ihre gigantische Aufgabe verdammt gut. Hier gegen gestandene Größen wie Donald Sutherland, Woody Harrelson oder Stanley Tucci zu bestehen, womit die Fronten im Vorfeld für geklärt schienen, doch meistert sie diesen Bergkamm, ohne überhaupt ins Schwitzen zu geraten. Ihr Spiel ist dynamisch, aber auch dezent gefühlsbetont, und vor allem ihre rollenspezifische Querulanz sticht hier wunderbar hervor. Selbst der gesetzte Schmachtpart des Gale alias Liam Hemsworth wirkt nicht peinlich "Twilight"-haft, und gar ein Lenny Kravitz kann hier trotz goldenen Lidstrichs eine schauspielerische Duftmarke setzen.

BluRay: Mit einem klaren Bild kann die Blauscheibe überzeugen, doch kommt im Umkehrschluss das Kamerawackeln mehr zur Geltung, was schnell anstrengend werden kann. Doch ist die BluRay mit satten Extras gespickt. Hier wird auf recht viele Aspekte der Filmentstehung eingegangen, und gar der im Film integrierte Propagandafilm kann gesondert angesehen werden (für alle, die im Film ein wenig den Faden verloren hätten). Komplettiert wird dies durch Biographien, Fotoalben und Trailer, die zusammen ein schön dick geschnürtes Rundumpaket darstellen.

Fazit

Das postapokalyptische Nordamerika wäre weitaus imposanter geworden, wenn sich der Film die Zeit genommen hätte, dies auch mal aufzuzeigen. So versteift sich Gary Ross´ Adaption auf recht wenige Figuren, woraus die Buchverfilmung auch ihre Schauwerte bezieht. Was sie dadurch vernachlässigt, macht "Hunger Games" zu einer eng gesteckten Charakterstudie mit leerer Hülle. Da schlummerte so viel Potenzial in den politischen Begebenheiten und dem fantastischen Drumherum, was das Drehbuch jedoch stur ausklammerte. Ein Schritt, der dem Film nicht guttat. Getragen wird das Epos jedoch von einer immens guten Performance von Jennifer Lawrence, die glatt alle an die Wand spielte.

Kritik: Sascha Wuttke

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