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Quelle: themoviedb.org

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Bei Ausgrabungen in Ägypten stoßen Archäologen auf die Mumie des Priesters Im-Ho-Tep sowie eine mysteriöse Schriftrolle. Als einer von ihnen den Text vorliest, erwacht die Mumie zu neuem Leben, bemächtigt sich der Rolle und flieht. Zehn Jahre später bietet Im-Ho-Tep, der sich nun Ardeth Bey nennt, einer britischen Expedition seine Hilfe an. Dabei lernt er die junge Helen Grosvenor kennen, die er für eine Inkarnation seiner früheren Liebe Anck-es-en-Amon hält.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nach den außerordentlich erfolgreichen Verfilmungen von Dracula und Frankenstein begab sich UNIVERSAL beim Folgefilm sozusagen auf Neuland, da diesmal kein Klassiker der Horrorliteratur Pate stand. Die Mumie ist schon aufgrund dessen zum damaligen Zeitpunkt ein mutiges Projekt, aber mit so viel Selbstbewusstsein im Rücken, dass der gerade erst durch die Rolle von Frankenstein’s Monster bekannt gewordene Boris Karloff (Narbengesicht) schon als großer, werbeträchtiger Star angepriesen wurde. Er allein sollte bereits Grund genug sein, um das Publikum ins Kino zu locken. Rückwirkend betrachtet ein goldrichtiger Vertrauensbeweis, nicht umsonst wurde Karloff zu einer der größten Ikonen des Horrorfilms und im Vergleich mit manch anderen Kollegen (und Weggefährten) konnte er dieses Zeit seines Lebens immer wieder bestätigen. Ohne ihn wäre der Film in der Form natürlich auch noch attraktiv, selbst nach aus filmischer Sicht biblischen 86 Jahren, durch ihn verdient er sich ultimativ seinen Status als zeitloser Genre-Klassiker, den jeder Horror-affine Zuschauer wenigstens einmal in seinem Leben gesehen haben sollte.

Statt eines in Bandagen gewickelten Zombie-Verschnitts – wie man sich durch diverse Popkultur-Interpretationen und einige spätere, zweit- bis drittklassige Verfilmungen eine „waschechte“ Mumie mit kindlich-naiven Blick vorstellt – erweist sich der im alten Ägypten wegen der Praktizierung von schwarzer Magie in Ungnade gefallenen und anschließend bei lebendigem Leibe mumifizierter und begrabene Hohepriester Imhotep als tragische Figur, wie sie tatsächlich aus klassischen Horror-Motiven entsprungen sein könnte. Einst handelnd aus Verzweiflung und Liebe zum qualvollen Tode verurteilt, wiederauferstanden und nun als Untoter dazu verflucht, einsam und unsterblich in ewiger Trauer und Sehnsucht gefangen zu sein. Doch dies offenbart sich dem Zuschauer natürlich erst im Verlauf, zuvor verkörpert Karloff – wie auch in Frankenstein – scheinbar ein echtes Monster, nur das er diesmal von vornherein menschlicher angelegt ist, aufgrund seines Erscheinungsbildes und seiner intellektuellen Fähigkeiten. Getarnt in menschlicher Form manipuliert er ein britisches Forscherteam, um die Chance zu erhalten, auch seine Geliebte wieder ins Leben zurückzuholen. Dabei findet er mehr oder weniger zufällig die bereits existierende Reinkarnation in Person der Diplomaten-Tochter Helen (Zita Johann, The Mummy’s Hand), die nichts von ihrem Schicksal ahnt.

Vom lediglich bis Mitte der 30er als Regisseur (womit das seine mit Abstand erfolgreichste Arbeit darstellt), später aber noch lange Zeit als Kameramann aktiven Karl Freund (u.a. für den Noir-Klassiker Gangster in Key Largo) mit bestechendem Auge inszeniert beeindruckt Die Mumie auch heute noch durch seine Bild-Konzeptionen, bei der Licht, Schatten, Perspektiven und Beleuchtungsquellen maßgeblich zur Stimmung des Geschehens beitragen. Mit relativ einfachen Mitteln werden beklemmende, unheimliche Situationen geschaffen, die sich enorm über das Visuelle definieren bzw. über das, was dadurch hervorgerufen wird. Keine reinen Eye-Catcher (was heutzutage natürlich deutlicher auffallen würde), es ist dieses präzise Gefühl für Montagen und den dadurch hervorgerufenen Effekt, womit eine Geschichte noch miterzählt und nicht nur plakatiert wird. Ästhetisch hochwertig, erzählerisch reif und mit einem tragischen Antagonisten ambivalent zwischen Gut und Böse austaxiert gewinnt der Film erstaunlich viel staubabweisende Qualität durch den famosen Boris Karloff, obwohl oder auch weil der sich betont „steif“ gibt.

Seine sonderbare (absichtliche) Grobmotorik – da er ja ein „normaler Mensch“ sein soll - wirkt befremdlich, ohne dies genau formulieren zu können. Versehen mit diesem stechenden, durchdringenden und immer wieder hypnotisch in den Mittelpunkt gerückten Blick ermurmelt sich der Katzenliebhaber, Marionette-Spieler und Grabschänder eine betörende Präsenz. Erhaben, morbide und verloren zugleich. Ein Monster, aber kein hassenswertes. Parallelen zu seiner größten Rolle eindeutig, nur darf er diesmal noch andere Facetten davon preisgeben. Waren die der Kreatur in Frankenstein primitiv, wie ein Kleinkind neugeboren und unbedarft, sind sie nun wiedergeboren, berechnend und bewusst grausam, aber mit einem aus ihrer Warte nachvollziehbarem Motiv. Karloff bewies mit Die Mumie schon damals, dass er mehr war als nur der Hüne mit dem Monster-Make-up (übrigens: Wieder grandiose Arbeit von Jack Pierce), sondern ein echter Charakterdarsteller, der die oft im Horrorfilm vorhandene Tiefe herauszuarbeiten vermochte. In Kombination mit der effektvollen Präsentation und dem Bewusstsein für die emotionale Tragweite des Stoffs (beginnend mit Tschaikowski’s Schwanensee im Vorspann, was die allgemeine Stimmung der Geschichte treffsicher wiederspiegelt) gelingt es der „Mutprobe“ namens Die Mumie, sich als zeitloser Klassiker nicht nur seines Genres, sondern des Kinos generell zu behaupten.

Fazit

Eine einerseits schlicht anmutende, aber in seiner Dekaden-überdauernden Größe (passend zum Thema) wahrlich unsterbliche Geschichte über Todessehnsucht, (Über)Lebenswillen und – natürlich – die Liebe, die Jahrtausende überdauern kann, aber selbst dann nicht erwidert werden muss. Denn alles ist vergänglich. Was vermutlich der echte Fluch ist, wenn man sich dessen bewusst wird. Ein oftmals sträflich unterbewerteter Klassiker, der zwar als solcher anerkannt, aber selten entsprechend gewürdigt wird.  

Kritik: Jacko Kunze

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