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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Während auf den Straßen Teherans Menschenrechtsproteste toben, wird Familienvater Iman zum Strafverfolger befördert, mit Aussichten auf eine Berufung zum Richter. Doch der neue Posten stellt auch an seine jugendlichen Töchter und Ehefrau neue Anforderungen. Das trügerisch stabile Familiengefüge gerät aus den Fugen, als Iman immer aggressiver die staatliche Ideologie umsetzt.


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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auch abseits Cannes frenetisch gefeierter Premiere in Gegenwart Mohammad Rasoulof (Doch das Böse gibt es nicht), über dessen Anwesenheit auf dem Festival nach einer Aufsehen erregenden Flucht aus dem Iran bis zuletzt gerätselt wurde, packt unweigerlich die psychologische und politische Intensität einer ideologisch und inszenatorisch gleichsam ausgefeilten Allegorie. Unterteil in drei Akte, in denen der Regisseur und Drehbuchautor mühelos zwischen Genres gleitet, angefangen beim Familiendrama, dann Politkrimi und nervenaufreibender Thriller, verpackt diese die soziopolitische Krise seines Heimatlandes in ein vielschichtiges Gleichnis.

Dessen Grundstruktur umreißt der suggestive Titel. Die Samen der Pappel-Feige wehen zu Wirtspflanzen, von deren Kronen aus sie Luftwurzeln schlagen. So entziehen sie dem Wirt das Wasser, bis dieser eingeht, und nur die parasitäre Pappel-Feige verbleibt. Die als parabolischer Prolog vorangestellte botanische Beschreibung kann sich sowohl auf das Abwürgen säkularer Grundrecht durch fundamentalistischen Fanatismus beziehen als auch den Kollaps extremistischer Doktrin durch die Saat der Aufklärung. Im Vordergrund aber versinnbildlicht sie die Implosion einer Familie. 

Für deren Oberhaupt Iman (Misagh Zare) wird die langerwartete Beförderung zum Strafverfolger inmitten blutiger Proteste, die implizit die im Zuge Mahsa Aminis Todes sind, zum Katalysator patriotischer Paranoia. Die jugendlichen Töchter Rezvan (Mahsa Rostami) und Sana (Setareh Maleki) ahnen zuerst wenig von Imans fanatischer Facette, die in der beflissenen Ergebenheit ihrer Mutter Najmeh (Soheila Golestani) subtil anklingt. Der von Zare mit latenter Bedrohlichkeit verkörperte Patriarch ist wie die Waffe, die ihm zum Selbstschutz anvertraut wurde.

Die systemische Machtposition hat ihn entsichert, die Proteste machen ihn geladen, und die immer angespanntere Situation in seinem Zuhause drückt langsam auf den Abzug. Doch wenn die durch die vorübergehende Anwesenheit Rezvans Freundin Safdaf (Niousha Akhshi), die durch einen Polizeischuss schwer verletzt wird, weiter verschärfte Lage etabliert scheint, wechselt der Regisseur radikal das Tempo. Rasoulof‘s Gun verschwindet und die Ereignisse nehme eine düstere Wendung, die dem Publikum buchstäblich den Boden unter den Füßen wegreißt.

Fazit

Die unverhohlene Ausformulierung politischer Statements mag für hiesige Zuschauende mitunter plakativ wirken, ist jedoch vor dem Hintergrund der iranischen Zensur ein meta-textueller Affront gegen das repressive Regime, dessen toxische Triebe die trügerisch harmonische Familie durchziehen. Grandios gespielt und in zurückgenommener Optik mit bedeutsamen visuellen Akzenten gezeichnet, seziert Mohammad Rasoulofs messerscharf geschliffene Fanatismus-Fabel die monströsen Mechanismen religiöser Radikalisierung und konspirativer Komplizenschaft mit einer ethisch und strukturell korrupten Institution, deren archaische Aggression Sicht nur scheinbar besänftigen lässt.

Kritik: Lida Bach

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