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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die Polizistin Anna Manni fahndet nach einem Serienvergewaltiger und Killer. Dieser macht einen Treffpunkt in den Uffizien in Florenz aus, wo Anna ihn stellen will. Dort jedoch erleidet Anna einen Anfall des so genannten Stendhal-Syndroms, eine Art Bewusstseinsverwirrender Zustand, der manchmal unter dem Einfluss großen Stresses auftritt. Kurz darauf entführt und vergewaltigt der Killer sie, während sie ständig aufs Neue von Anfällen überwältigt wird. Schließlich kann sie sich aufs Brutalste von ihm befreien, doch seine Leiche verschwindet in einem Fluss. Die Morde jedoch gehen weiter. Ist der Killer am Ende gar nicht tot?

Kritik

Das Schaffen des Dario Argento (Inferno) lässt sich grob in zwei Kapitel einteilen: Von seinem Regiedebüt Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (1970) bis Opera (1987) gab es keine (international veröffentlichte) Aussetzer, danach wenig Brauchbares. Sein erster (Solo-)Spielfilm der 90er, Trauma, wurde dem deutschen Titel sehr gerecht. Bei Das Stendhal Syndrom bewegt sich Argento schon wieder einen deutlichen Schritt in die richtige Richtung, was leider kein Dauerzustand bleiben sollte. Während er sich bereits bei Trauma grundsätzlich von dem erprobten Gerüst des Giallo und Horrorfilms ansatzweise entfernte, an dem Übergang hin zum surrealen Psychothriller aber gnadenlos scheiterte, gelingt ihm dieser Spagat nun deutlich besser. Wenn man ungelenke Schnitzer und einige unglückliche Details komplett ausklammert, Das Stendhal Syndrom könnte auch fast aus seiner ersten, besseren Phase stammen.

Das wesentliche Problem des Films: Er braucht zu lange um auf den (wichtigen) Punkt zu kommen bzw. füllt die Zeit mit schwächelnden Details, was das fesselnde Finale nicht gänzlich aufheben kann. Argento lässt sich sicher auch zu früh in die Karten gucken, da besteht der klare Unterschied zu Alfred Hitchcock (Psycho), den er hier überdeutlich (im prägenden Moment dafür gekonnt) zitiert. Der Meister verstand es entweder auf ein perfektes Finale hinzusteuern oder den Weg bis dahin entsprechend zu schmücken. Argento ist abseits seiner atmosphärischen Klasse eher ein Grobmotoriker, was hinlänglich bekannt sein dürfte. Verglichen mit seinen sonstigen Ausflügen aus dem albtraumhaften, selbsterschaffenen Mikrokosmos ist Das Stendhal Syndrom nur knapp an der Reifeprüfung gescheitert. Die kleinen, feinen Unterschiede sind es, die eine allgemein prickelnde Hommage an den dicken Engländer, dessen Ziehsohn Brian De Palma (Der Tod kommt zweimal) und sich selbst schwächeln lassen. Im Schlussspurt dreht man deutlich auf, zwischendurch werden Meter verschenkt.

Der Beginn – in einer Kunstgalerie – lässt Erinnerungen an Dressed to Kill zu, der selbst auf Werken von Hitchcock aufbaute. Es ist nur an kurzer Anflug auf De Palma und ob das tatsächlich so geplant war, lässt sich nur vermuten. Denn eigentlich orientiert sich Argento an Vertigo – Aus dem Reich der Toten, aber wenn das eine Doppel-Hommage sein sollte, Hut ab. Prinzipiell würfelt Dario zwischen mutig, experimentell, waghalsig und (mal mehr, mal weniger) gekonnt sämtliche Einflüsse der Buchvorlage, seines eigenes Schaffens und dem der Kollegen durcheinander. Dementsprechend lässt sich der Film zunächst schwer genau lokalisieren. Das Bilderrätsel als Leitmotiv war schon bei dem eigenem Debüt Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe wie seinem Giallo-Prunkstück Profondo Rosso – Die Farbe des Todes Dreh- und Angelpunkt. Hier dienen die Gemälde als Brecheisen zu den vernagelten Toren von Erinnerung, Verdrängung und Unterbewusstsein. Teilweise an erst merkwürdige Bruchstücke gekoppelt ergibt sich nach und nach ein durchaus spannend gestaltetes Bild einer schizoiden Persönlichkeit, was eine Art Umkehrung dem von Vertigo – Aus dem Reich der Toten nahekommt. Hier aus rein weiblicher und direkter Perspektive präsentiert, angereichert mit einem Querschnitt durch die Genres. Von Serienkillerfilm im Stil von Manhunter (Thomas „Razorblade“ Kretschmann schwankt in seiner Darstellung unberechenbar zwischen überkandidelter Witzfigur zu perversem Schreckgespenst  à la Francis Dolarhyde), zu radikalem Rape & Revenge, minimal-stilistischen Giallo-Zutaten bis hin zu besagter, inhaltlich anvisierten Huldigung.

Das Stendhal Syndrom ist lange Zeit eher ein interessanter, mitunter wackeliger Mischmasch, den man kaum einordnen kann und will, bis er etwas zu früh seine Intention offenbart. Die ist allerdings nicht dumm, nur zu wenig fundiert wie fokussiert. An Hitchcock-Niveau gescheitert, als Versuch und durchaus interessierter Variable aller Ehren wert. Genau durch seine manchmal krude, nicht unbedingt logische, aber immer reizvolle, spannende Variation mit harter und sexueller (Identität spielender) Note. Selbst Töchterlein Asia Argento (Das Phantom der Oper) kann halbwegs überzeugen, wenn das mal nichts ist. Die zwischen unerprobt und albern einzustufenden CGI-Einlagen hätte man sich aber lieber erspart, visuell gewinnt der Film keine Preise. Schade, denn wenn sich Kunst und Realität verschmelzen, hat auch dieses Werk seine Momente, da stören die angestaubten Effekte keinesfalls.

Fazit

„Das Stendhal Syndrom“ würde in der ersten Ära Argento nur eine kleinere Rolle spielen, in der Post-Opera-Phase aber ein deutlicher Lichtblick. Wenn die gesamten 2 Stunden so rund laufen würden wie der Endspurt  - oder das Ganze auf eine kompaktere, effektivere Version getrimmt -, eventuell ein Argento auf Augenhöhe. So knapp drunter aufgrund sichtlicher Macken, der Rest kann sich mehr als oft behaupten.

Kritik: Jacko Kunze

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