Inhalt
Eine angehende Kunstrestauratorin reist in ein kleines italienisches Dorf, um einem mittelalterlichen Gemälde seinen früheren Glanz zurückzugeben. Sie ahnt nicht, dass sie ihr Leben durch einen bösen Fluch und einem aus Mythen und brutalem Schmerz geborenen Monster in Gefahr bringt.
"The Well" gehört zum Programm des 38. Fantasy Filmfest (siehe Infos)
Kritik
In erster Linie folgen wir Lisa Gray, fabelhaft gespielt von Lauren Lavera (Terrifier 2), die stellvertretend für ihren berühmten Vater von den USA nach Italien geschickt wurde, um ein altes mittelalterliches Gemälde zu restaurieren. Bereits bei der Anreise kann sie Kontakt zu einer Gruppe junger Naturforscher knüpfen, die im weiteren Verlauf des Films noch eine Rolle spielen werden. Kaum in dem italienischen Dorf angekommen, spürt sie schnell, dass sich ihre Auftraggeberin Emma (Claudia Gerini) und deren Tochter Giulia (Linda Zampaglione) merkwürdig verhalten. Alles scheint mit dem Gemälde zusammenzuhängen, welches Lisa nachts um den Schlaf bringt, und selbst bei Tag eine dunkle Macht auszuüben vermag. Um das Ganze mit mehr Härte auszustatten, zeigt uns Regisseur Federico Zampaglione einen zweiten Handlungsstrang, der durch seinen schockierenden Torture-Horror nichts für schwache Nerven ist. In diesem Abschnitt begegnen wir Figuren, die auf brutale Weise ihren Schicksalen entgegengehen – nichts für Zartbesaitete.
Suspense meets blood and gore.
The Well besticht durch eine wunderbare Stimmung, die bei Genrefans ohne Zweifel ein Gefühl von 70er-Jahre-Italo-Horror aufkommen lässt. Wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass Zampaglione sich von Klassikern des Genres hat inspirieren lassen und nun das Ganze in seinem ganz eigenen Gewand verpackt. Schon in den ersten Minuten wird deutlich, dass Lavera weitaus mehr zu bieten hat als in früheren Rollen, wie etwa in Terrifier 2. Sie trägt den Film mühelos und zieht das Publikum in ihren Bann – eine Leistung, die der talentierten 30-Jährigen sicherlich mehr Anerkennung einbringen wird. Bedauerlicherweise reicht das Niveau des restlichen Casts von akzeptabel bis enttäuschend. Besonders in den blutigen Momenten, wenn Emotionen gefragt sind, treten die Schwächen mancher Darsteller offen zutage. Eine Schlüsselfigur schwankt dabei so stark zwischen Wahnsinn und Overacting, dass es den Effekt eher mindert als verstärkt. Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen. Auch im Make-up.
In der zweiten Hälfte des Films stellt sich dann die Frage, wie die beiden Handlungsstränge zusammengeführt werden sollen. Hier zeigt sich die größte Schwäche des Drehbuchs: Die Charakterzeichnungen bleiben flach, und es entstehen etliche Plot-Holes, die bis zum Ende unbeantwortet bleiben. Man hat das Gefühl, dass es dem Film gutgetan hätte, sich stärker auf eine der beiden Geschichten zu fokussieren, insbesondere im Suspense-Bereich, der mehr Potenzial für Spannung geboten hätte. Für Fans von Splatter und praktischen Effekten bietet The Well jedoch ausreichend explizite Gewalt, auch wenn der eine oder andere Schnitt präziser und effektiver hätte ausfallen können.
Fazit
Mit "The Well" zeigt Federico Zampaglione Horror-Kino der alten Schule, ganz im Stile der italienischen Genre-Vorbilder. Eine atmosphärische Mischung aus Suspense und Gore, die mit ihrer düsteren Stimmung unterhält, aber erzählerisch nicht vollends überzeugen kann. Glanzstück ist hier Hauptdarstellerin Lauren Lavera, die erneut beweist, warum sie im Horror-Genre zu Hause ist. Ein solider Beitrag für alle Fans des Horrorfilms.
Autor: Mike Kaminski