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Dass sich Comic-Autoren gerne mal von irgendwelchen Sagenwelten inspirieren lassen, wissen Comic-Fans spätestens seit DCs Amazonen (Wonder Woman). Marvel-Fans sollte in dieser Hinsicht besonders Thor bekannt sein. Für diejenigen, die es nicht wissen: Thor (im germanischen Raum als Donar bekannt) ist der nordische Donnergott, aus dem Marvel im Jahr 1962 einen Superhelden machte. 49 Jahre danach, am 28.04.2011 kommt Thor nun auf die Leinwand. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob der Film etwas taugt.
Kritik
Im Line-up für Thor befinden sich schon mal ein paar ziemlich große Namen. Auf dem Regiestuhl sitzt Kenneth Branagh (bekannt durch mehrere Shakespeare-Verfilmungen wie Hamlet und Henry V., jüngere Zuschauer kennen ihn wahrscheinlich als Gilderoy Lockhart aus Harry Potter und die Kammer des Schreckens). Die Rolle des Gottvaters Odin übernimmt Oscarpreisträger Sir Anthony Hopkins, der als Dr. Hannibal Lecter berüchtigt wurde, und schließlich Natalie Portman, die erst dieses Jahr für ihre Rolle in Darren Aronofskys Black Swan mit dem Oscar geehrt wurde. Die beiden Hauptdarsteller Chris Hemsworth und Tom Hiddleston sind dagegen eher unbeschriebene Blätter. Während man Hemsworth bis jetzt am ehesten aus dem neuesten Star Trek-Film kennt, in dem er Captain Kirks Vater spielte, wirkte Hiddleston bis jetzt hauptsächlich in Fernsehfilmen und –Serien mit.
Wie schon erwähnt bedient sich Thor beim nordischen Sagenstoff, und geht dabei sehr frei mit ihm um: Seit dem Sieg der Asen von Asgard über die Frostriesen von Jötunheim herrscht Waffenruhe zwischen den Welten, die von Thor, Odins Sohn und Thronfolger von Asgard gebrochen wird, woraufhin er die Welten an den Rand eines Krieges führt. Darauf nimmt ihm Odin seine Macht und verbannt ihn auf die Erde.
Die Handlung des Films ist dabei über weite Strecken vorhersehbar und überraschungsarm, auch wenn es kleinere Wendungen gibt und die Motivation des scheinbaren Antagonisten, Thors Bruder Loki (in den Sagen übrigens der Bruder von Odin), bis zum Ende hin nicht ganz klar ist. Thor ist zunächst ein sehr unsympathischer Charakter, eingebildet und voreilig, ein Mann, der lieber gleich zur Waffe greift anstatt nachzudenken und durch seine Verbannung Demut lernt. Der Film konzentriert sich dabei auf diese Entwicklung, was zu lasten der Nebendarsteller geht, so hat Dr. Foster (Natalie Portman) keinen wirklichen Zweck abgesehen davon, eine Beziehung mit Thor zu haben. Besonders gelungen sind übrigens die Szenen, in denen Thor mit unserer Welt interagiert. Diese sind komisch, wirken auflockernd und nicht deplatziert. Marvel-Fans werden sich besonders über Anspielungen auf andere Marvel-Superhelden sowie einen Gastauftritt von Stan Lee freuen.
Auch wenn der Film bei Handlung und Charakteren ein bisschen schwächelt, so sind Actionszenen und Effekte doch ziemlich ansehnlich. Asgard sieht ziemlich beeindruckend aus, auch wenn der Sci-Fi-Stil nicht jedermanns Sache sein mag. Der anfängliche Kampf in Jötunheim sowie die Action im Finale sind recht gut umgesetzt, auch wenn die Kämpfe unter starkem Einsatz von Wackelkamera leiden. Die 3D-Effekte indes, die im Nachhinein erst eingefügt wurden, sabotieren zuweilen etwas die sonst hervorragend inszenierte Action. So kommt kaum Tiefenwirkung auf und Gegenstände fliegen eher selten Richtung Zuschauer. Wer also die Chance hat, kann „Thor“ getrost in 2D sehen, ohne wirklich wesentliches zu verpassen. Die Schauspieler legen hingegen eine gute bis ordentliche Darbietung hin. Chris Hemsworth spielt einen glaubwürdigen Thor, Anthony Hopkins überzeugt als weiser und gütiger Allvater. Die beste Darbietung liefert allerdings Tom Hiddleston als Loki, der kühl und berechnend seine Pläne ausführt, mit dem man allerdings sympathisieren kann, als er am Ende seine Pläne offenlegt.
Fazit
"Thor" ist vielleicht kein Meisterwerk, aber grundsolide Superheldenunterhaltung, mit der auch Leute Spaß haben können, die die Comics nicht kennen. Fans der Thor-Comics sollte der Film gefallen, zwar ist es keine 1:1-Umsetzung, aber relativ treu und nah an der Vorlage. Ob der Film für Fans der nordischen Mythologie empfehlenswert ist, darf aufgrund der Abweichungen aber angezweifelt werden.