Inhalt
Als Lieutenant Pete Mitchell und sein Freund und Co-Pilot Nick Bradshaw auf der Elite-Trainingsschule für Kampfpiloten aufgenommen werden, geht für die beiden jungen Männer ein Traum in Erfüllung. In der Ausbilderin Charlie findet Pete sogar seine große Liebe. Doch als bei einem Flugunfall Nick tödlich verunglückt, wird Petes Durchhaltewillen auf eine harte Probe gestellt.
Kritik
„Da oben hat man keine Zeit zu denken. Wenn man denkt, ist man tot.“
Auf der Suche nach dem perfekten Bild. Genau das scheint das ästhetische Bestreben von Tony Scott (Mann unter Feuer) gewesen zu sein, mit dem er sich bei Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel an die Arbeit gemacht hat. Die Suche nach dem perfekten Bild, der perfekten Einstellung, den perfekten Sonnenstrahlen, die den Horizont durchbrechen und den überschallschnellen Kampffliegern eine bisher nie dagewesene Erhabenheit zugestehen. Dass es sich hierbei erst um die zweite Regiearbeit von Tony Scott, für die er sich durch seine einstige Inszenierung eines Saab-Werbespot beworben hat, handelt, merkt man der überkandidelten NAVY-Action nicht an. Stattdessen hat der sich 2012 durch einen Sprung von der Vincent Thomas Bridge suizidierte Filmemacher einen stilprägenden Meilenstein des 1980er Jahre Kinos und seinen wohl bekanntesten Film erschaffen.
Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel durfte sich mit einem Einspielergebnis von weit über 350 Millionen US-Dollar als kommerziell erfolgreichstes Werk des Jahres 1986 feiern lassen. Das Zweckbündnis, welches die Produktion mit dem Pentagon einging, hat es jedoch von Grund auf unmöglich gemacht, Tony Scotts düsteres Vorhaben (von einem Apocalypse Now innerhalb des Cockpits war gerne die Rede) umzusetzen. Vielmehr wird man hier Zeuge einer kinematographischen Rehabilitation der nationalen Verheerungen, die der Vietnamkrieg im Herzen der Vereinigten Staaten zurückgelassen hat. Das Seherlebnis pendelt sich beim Zuschauer dementsprechend irgendwo zwischen Faszination und Abscheu ein; eine Faszination der draufgängerischen Beschleunigung und eine Abscheu der tumben Werbemaßnahmen gegenüber, die Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel nutzt, um das Image des Militärs aufzupolieren.
Ohne Zweifel, Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel ist purer Fetisch. Die Fetischisierung allerdings ist dem audiovisuellen Konzept des Regisseurs eingeschrieben, denn, wir erinnern uns, geht es Tony Scott hier letztlich nur um eine Sache: Die Suche nach dem perfekten Bild. Da sich die halsbrecherischen Flugmanöver dabei als inszenatorische Lehrstücke in Sachen actionorientierter Dynamik herausstellen, findet der Film beim Zuschauer in Form des adrenalingeladenen Geschwindigkeitsrauschs unentwegt Anklang. Darüber hinaus aber stößt Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel mit testosterongeschwängerter Verlässlichkeit ab: Masturbatorisch nämlich labt man sich hier nicht nur der Wendigkeit der Flugobjekte, verzogene Männlichkeitsideale (die die unterdrückte Homosexualität niemals in einen queeren Siegeszug münden lassen dürfen) und verlogene Zugeständnisse an die Verwegenheit des militaristischen Daseins verklären das grelle 80s-Vehikel zum palaktiven Werbefilm.
Fazit
Tony Scotts Suche nach dem perfekten Bild darf sich wohl als geglückt erfassen lassen, sind die Bildkompositionen doch nach wie eindrucksvoll in ihrer actionorientierten Dynamik. Darüber hinaus hat "Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel", neben seinem herrlichen Soundtrack, nicht viel zu bieten. Der plakative Cocktail aus Propaganda, Adrenalin und Testosteron schmeckt nicht. Tony Scotts Fetisch-Film labt sich masturbatorisch an verzerrten Männlichkeitsidealen und produziert unentwegt verlogene Zugeständnisse an die Coolness des Militärdaseins. Dass Quentin Tarantino hier einen homosexuellen Siegeszug erkennen möchte, ist ansatzweise nachvollziehbar, "Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel" allerdings fehlt der Mut, seine queeren (Grund-)Bedürfnisse auch wirklich freizulegen. Passt halt nichts in propagierte Bild.