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Durch eine Zeitreise verschlägt es die Teenagerin Jamie in das Jahr 1987, wo sie eine einmalige Chance erhält. Sie bekommt die Möglichkeit, einen nie identifizierten Serienkiller aufzuhalten, der unter anderem ihre Mutter umgebracht hat.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Früher war alles noch so schön einfach. Man nahm eine Gruppe junger Erwachsener, ließ einen maskierten Killer auf sie los und schon waren die Kinokassen gefüllt. Naja, zumindest Anfang der 80er-Jahre war das so, nachdem John Carpenters Halloween sowie Sean S. Cunninghams Freitag der 13. einen regelrechten Hype generiert hatten und das Publikum nach verrückten Killern nur so lechzte. Doch bereits ein paar Jahre später war der Blutdurst des Publikums aufgrund des zumeist gleichen Schemas gestillt, weshalb das Interesse an Slasher-Filmen wieder abnahm. Doch ein Mann namens Wes Craven sollte dem Slasher im Jahr 1996 zur Rettung eilen. Sein Film Scream war es, der dem Subgenre mit lange herbeigesehnter Innovation neues Leben einhauchte. Durch den finanziellen Erfolg (erneut) beflügelt, überrollte uns in den Folgejahren mit Werken wie Düstere Legenden, Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast, Sex oder Stirb sowie diverser Fortsetzungen bekannter Franchises eine neue Slasher-Welle. Doch auch daran hatte sich das Publikum alsbald wieder sattgesehen.

Es war einmal mehr Zeit für "Neuerungen". Der 2017 erschienene Happy Death Day fand sein finanzielles Glück in einer Zeitschleife. Bei Freaky von 2020 war Körpertausch mit einem Killer angesagt. Beide waren zudem mit reichlich Humor unterlegt. Und 2023 lässt Regisseurin Nahnatchka Khan (Always Be My Maybe) die Protagonistin ihres neuen Films Totally Killer folgerichtig in die Vergangenheit reisen. Wie es dazu kommt? Tja, zuerst einmal sollte erwähnt werden, dass es in dem Städtchen Vernon vor 35 Jahren zu drei brutalen Morden kam. Drei 16-jährigen Mädels wurden mit jeweils 16 Messerstichen ums Leben gebracht. Die Identität des sogenannten "Sweet-Sixteen-Killers" konnte nie geklärt werden, dafür wurde die Maske, die er getragen haben soll, zu einem Verkaufsschlager (das Scream-Franchise lässt grüßen). Das ist es jedenfalls, was uns ein True-Crime-Journalist ganz im Stile des Serien-Hits Only Murders in the Building zu Beginn mitteilt. Unsere Protagonistin, die jugendliche Jamie (Kiernan Shipka, The Chilling Adventures of Sabrina), die mit ihren Eltern natürlich ebenfalls in Vernon lebt, zeigt sich von den damaligen Geschehnissen indes wenig beeindruckt.

Das ändert sich allerdings, als ein Maskierter in den ersten Minuten ihre überraschend wehrhafte Mutter (Julie Bowen, Modern Family) ermordet. Hinter Jamie ist der Killer ebenfalls her, doch das Schicksal will es so, dass sie durch eine glückliche Fügung und ganz ohne einen DeLorean DMC-12 in der Vergangenheit landet. Genauer gesagt an exakt jenem Tag, an dem vor Jahren der erste Mord geschah. Sie hat also die einmalige Chance, nicht nur das Leben ihrer Mutter, sondern ebenso jenes der einstigen drei Opfer zu retten. Das riecht natürlich, von den blutigen Morden einmal abgesehen, nach einer Kopie von Zurück in die Zukunft, der hier sogar aktiv zitiert wird. Ist es irgendwo auch, aber Totally Killer macht trotzdem oder ja vielleicht sogar gerade deshalb Spaß. Für die junge Jamie kommt die Reise ins Jahr 1987 jedenfalls einem regelrechten culture-clash gleich, woraus Khan zahlreiche Lacher zu generieren weiß. Der Kontrast zwischen ihrer Welt und dem, was sie hier erwartet, könnte aus Jamies Sicht nämlich kaum größer sein. Denn in den 80ern waren Begriffe wie political correctness noch ein Fremdwort.

Damals durften sich Jugendliche noch wie gleichermaßen primitive wie sexgeile Neandertaler gebaren, Shirts mit der Aufschrift „FBI Federal Booby Inspector“ waren noch cool und niemand hätte beantworten können, warum das Bild eines Indianers native americans in Verbindung mit dem Teamnamen "Red Devils" problematisch sein könnte. Ein Auto mit kleinen Kindern auf dem Rücksitz dermaßen mit Zigaretten vollzuqualmen, dass man schier nichts mehr sehen kann, war unproblematisch, ja womöglich sogar gesundheitsförderlich. Und Kuschelpädagogik? Die war noch nicht erfunden. Wer beim Dodgeball blutet, war einfach nur zu dumm zum Fangen. Auch der Datenschutz funktionierte anders. Um an Informationen zu kommen, für die man in der heutigen Zeit neben einem Ausweis fast noch Fingerabdrücke, einen Stimmabgleich sowie eine DNA-Probe benötigt, hat einst das simple Nachfragen einer wildfremden Person ausgereicht. Anders als manche anderen Werke wie z. B. Serienhit Stranger Things erliegt Totally Killer nicht dem Versuch, in den 80ern den Garten Eden zu sehen und sich in unentwegten Anflügen von unreflektierter Nostalgie zu ergießen.

Stattdessen gibt es immer wieder dezente Seitenhiebe auf das, was damals falsch lief. Die gleiche Medizin bekommt aber auch unsere heutige Gegenwart zu schlucken. Letztendlich hat vermutlich alles seine Vor- bzw. Nachteile. Wer in wohliger Nostalgie schweben möchte, dem wird es aber dennoch gelingen, denn ein ernsthaftes Anprangern von Problemlagen bleibt aus. Aber nun ja, es ist eben in erster Linie eine Komödie. Insbesondere mit Sequenzen wie jener, wenn die Kamera in aller Gemächlichkeit an einer Reihe Videokassetten von Werken wie Terminator, Tron oder Scanners hin zu einem Röhrenfernseher schwenken darf, auf dem gerade Robocop läuft, sind einem höherschlagende Fan-Herzen natürlich gewiss. Weitere komödiantische Momente bezieht Khan aus alten Geschichtchen, Anekdoten und Querverweisen, die in der Gegenwart angeteasert wurden und in der Vergangenheit schließlich aufgegriffen werden. Gleiches gilt für Jamies Begegnungen mit den jugendlichen Versionen der ihr in der Gegenwart als Erwachsene mittleren Alters bekannten Personen. Übertrieben dümmliche Szenen, wie sie etwa bei Scary Movie vorkommen, bleiben dem Himmel sei Dank weitestgehend aus.

Kaum hat sich Jamie ansatzweise zurechtgefunden, werden Verbündete benötigt, die sie sogar erfreulich schnell findet. Ein ewiges „Ich bin aus der Zukunft, bitte glaubt mir doch endlich“ bleibt uns bei Totally Killer daher dankenswerterweise erspart. Schön ist außerdem, dass der Film Zeitreise nicht einfach nur geschehen lässt, sondern damit verbundene Theorien thematisiert. Aber bloß keine Angst vor lahmen Monologen oder langatmiger Fachsimpelei, denn Kahn beweist ein Gespür für die richtige Dosis. Hypothesen rund um das Thema Zeitreisen werden kurz angerissen, jedoch nicht breitgetreten. Das weiß zu gefallen, da das flotte Tempo des Films dadurch nicht gedrosselt wird, wir aber gleichzeitig grundlegende Informationen zur Thematik erhalten und es einen erfrischenden Spritzer Science-Fiction ins Geschehen bringt. Das Aufdecken der Identität des Killers und die Frage danach, warum er nach all den Jahren wieder zuschlägt, stehen für Khan indes deutlich weniger im Mittelpunkt, als man es vielleicht erwarten würde. Auch die Auflösung dessen, wer denn nun der Killer ist, fällt nur "okay" aus. 

Über die üblichen Genrekonventionen, die Khan bei ihrem Film ohnehin ganz gerne mal bedient, kommt sie damit aber leider nicht hinaus. Wer auf kreative Morde steht, wird leider ebenfalls enttäuscht sein, denn für die dargeboten Kills scheint Khan entweder kein Händchen oder schlichtweg nicht viel übrig gehabt zu haben. Über simples, uninspiriertes Einstechen auf Körper kommt Totally Killer hier jedenfalls nicht hinaus. Unterlegt ist die Horrorkomödie mit einem stimmigen Score, der immer mal wieder 80er-Hits wie Venus von Bananarama oder Chris De Burghs Lady in Red vom Stapel lässt. Die Schauspieler*innen machen ihre Sache allesamt gut, wobei Hauptdarstellerin Kiernan Shipka besonders positiv hervorsticht. Außerdem passen die jungen Darsteller*innen vom Aussehen her überaus gut zu ihren älteren Pendants, was so bei vielen anderen Werken leider nicht gerade häufig vorkommt. Schlussendlich und von ein paar Schwächen abgesehen, bekommt man mit Totally Killer knapp 100 Minuten gleichermaßen gute wie kurzweilige, wenn auch ein wenig seichte, um nicht zu sagen anspruchslose Unterhaltung geboten.

Fazit

Mit „Totally Killer“ ist Regisseurin Nahnatchka Khan ein Crowdpleaser gelungen, der sowohl Fans der 80er als auch Freunde moderner Teenie-Horrorkomödien à la „Happy Death Day“ oder „Freaky“ bedient. Ein zentrales Element stellt dabei die Gegenüberstellung der 80er mit der Gegenwart dar. Die damit einhergehende Kritik fällt allerdings nur oberflächlich aus. Schließlich möchte man ja so viele Zuschauer*innen wie möglich glücklich machen und eigentlich nur eine unschuldige Komödie sein. Tiefgang hat „Totally Killer“ daher zwar keinen, größere Mengen an Blut ebenfalls nicht, dafür aber zahlreiche Gags, gut aufgelegte Schauspieler*innen sowie eine Handlung, die frei von Längen ist. Letztendlich macht "Totally Killer" genau das, was er machen möchte: Unterhalten. Und manchmal ist genau das genug.

Kritik: Constantin Wieckhorst

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