Gesehen im Rahmen des Film Festival Cologne 2023
Gefangen in einer ausweglosen Lage – ein bewährtes Rezept für intensive Spannung. Die Magie des Kinos entfaltet sich oft am stärksten, wenn die Handlung auf das Wesentliche reduziert wird. Während einige Filmemacher versuchen, immer komplexere und unkonventionellere Geschichten zu erzählen, setzen andere auf die schlichte, aber wirkungsvolle Kunst, den Zuschauer mit einer simplen Ausgangssituation zu fesseln. Diese Situation verlangt dem Publikum die Frage ab, wie sie selbst in dieser Situation handeln würden, und vor allem, ob die Person auf der Leinwand überleben wird – oder nicht. Dies ist im Grunde die Essenz des Kinos, eine Reminiszenz an die Anfänge des Mediums, als die Filmemacher noch mit den Grundlagen experimentierten und diese ausbauten.
In den letzten Jahren haben Filme dieses Genres zugenommen: konzentrierte Spannung in begrenzten Räumen, sei es in einer Raumschiffskapsel wie in Oxygen oder in einem deutschen Dixie-Klo wie in Holy Shit. Aus Deutschland stammt auch Trunk, der Ende Januar 2024 exklusiv auf Prime Video zu sehen sein wird (so viel zur Essenz des Kinos). Regisseur Marc Schießer erzählt die Geschichte von Malina, einer Medizinerin, die sich in einem Kofferraum eines Fremden wiederfindet. Ihre Beine sind taub, ihre Erinnerungen verschwommen, aber sie kann gerade noch ihr Handy ergattern, bevor der Entführer den Deckel schließt. Was folgt, ist ein Thriller, der sich größtenteils im engen Raum des Kofferraums abspielt.
Trunk bietet keine gänzlich neue Idee, aber sie wird solide umgesetzt. Dennoch kann der Film nicht verbergen, dass sein Drehbuch stark den gängigen Formalien dieses Thriller-Subgenres folgt. Da werden vermeintlich nutzlose Gegenstände zweckentfremdet, um Rettungsversuche zu initiieren. Die obligatorische Selbst-Operation erinnert an The Shallows. Und der Countdown, hier in Form der Ankunftszeit des Entführers, wird immer wieder betont. Selbst der schwindende Akku von Malinas Smartphone spielt eine wichtige Rolle, bis die Geschichte schließlich in die Zielgerade einbiegt.
Wer Filme dieses Kalibers kennt, weiß, dass die Hauptfigur von entscheidender Bedeutung ist. Buried war deshalb so beeindruckend, weil Ryan Reynolds unser Mitgefühl weckte. Wir bangten mit ihm (was vor seiner Deadpool-Ära noch möglich war), hofften auf seine Rettung und rätselten mit, wie er sich aus seiner ausweglosen Situation befreien könnte. In Trunk übernimmt Sina Martens (Der Parfumeur) die Hauptrolle, und es ist ihrer eindrucksvollen Darstellung zu verdanken, dass der Film auch in den formellsten Momenten fesselt. Martens' Malina ist niemals nur ein kämpferisches Opfer; sie pendelt zwischen Todesmut, Resignation und verzweifelter Entschlossenheit. Eine beeindruckende Leistung, die Trunk zwar nicht vor gelegentlichen erzwungenen und unnatürlichen Momenten bewahrt, aber dennoch ausreichend, um die Aufmerksamkeit des Publikums aufrechtzuerhalten.
Die schlichte und gefährliche Situation im Kofferraum hat letztendlich Vorrang vor einer durchgehend sinnvollen Geschichte. Der Film wagt es bedauerlicherweise nicht, mit ordentlicher Stärke mit den Erwartungen zu spielen oder zu experimentieren. Es mangelt an Variabilität und fühlt sich eher wie ein Abarbeiten der üblichen Thriller-Klischees an. Dennoch ist der Titel manierlich mitreißend, und solche solide umgesetzten Filme dieses Genres sind in Deutschland eine Seltenheit. Wenn sie erscheinen, sehen sie selten so professionell umgesetzt aus wie dieser. Insgesamt ist Trunk also ein stabiler Genre-Beitrag. Trotz seiner Vorhersehbarkeit und mangelnden Experimentierfreude gelingt es den Machern, den Zuschauer in den Bann zu ziehen, vor allem dank der überzeugenden Leistung von Sina Martens. Fans von Spannung und Nervenkitzel in begrenzten Räumen werden hier auf ihre Kosten kommen. Ein dezenter, wenn auch nicht bahnbrechender Thriller.