Prüde Liebesfilmreihen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, toxische Beziehungen zu porträtieren (von denen After wohl die bekannteste sein dürfte), verseuchen seit einiger Zeit das Kino mit ihrer Belanglosigkeit. Da im deutschen Kino zudem regelmäßig Verbrechen an der Filmkunst begangen werden, wundert es eher nicht, dass nun ein vergleichbarer Film aus Deutschland kommt. Tim Trachte, der für das cineastische Meisterwerk Benjamin Blümchen (2019) verantwortlich war, wollte wohl seine ohnehin schon hundsmiserable Filmografie noch weiter abwerten. Anders ist die Verfilmung von Un/Dressed nicht zu erklären. Um bei seinem Vorhaben definitiv erfolgreich zu sein, holte er sich für die männlichen Hauptrollen zwei untalentierte Fernsehschauspieler ans Bord. Lediglich Hauptdarstellerin Lena Meckel (Dieses bescheuerte Herz) war hier und da schon in kleineren Rollen im Kino zu sehen und kann zumindest etwas Qualität hineinbringen. Dazu und zu den weiteren Beteiligten, die sich hier auch alles andere als mit Ruhm bekleckern, aber gleich mehr.
Die Geschichte beginnt dabei ohne jeden Aufbau, wodurch man kein Gefühl dafür bekommt, was warum passiert. Elle (Lena Meckel) teilt einen scheinbar harmlosen Moment mit ihrem Security Ben (Malik Blumenthal) und anschließend verhalten sich beide in Gegenwart Anderer völlig seltsam. Ohne jeglichen Grund und ohne dass der Zuschauer jemals erfahren würde, warum. Geschnitten ist der Film dabei hektisch und ohne Zusammenhang, so als würde man sich eine Compilation oder Musik Video ansehen. Nur das hier eben leider nicht die besten, sondern die belanglosesten Szenen aneinandergereiht werden. Hinzukommt, dass man als Zuschauer zu keiner Sekunde überrascht wird. Die Charaktere sind absolut austauschbar und der Plot ist ausschließlich dazu da, um von Sex-Szene zu Sex-Szene zu springen, ohne dass man als Zuschauer zwischendurch emotional involviert wird. Es wird auch nie deutlich, warum diese Menschen das Bedürfnis nacheinander haben. Liebes- und Sexualbeziehungen werden behauptet, aber nie gefühlt.
Dass die Gefühle der Protagonist*innen in den sexuellen Momenten nie nachvollziehbar sind, liegt aber vor allem an der desaströsen Inszenierung solcher Szenen. Man könnte darüber debattieren, dass es drei populäre Arten gibt, um Sex in Filmen und Serien zu inszenieren: Eine wäre es, den Charakteren ihre Intimität zu lassen und im richtigen Moment wegzuschneiden. Die zweite findet sich vor allem in Produktionen für Teenager immer häufiger und das ist die Hochglanzdarstellung, die beispielsweise in Serien wie Elite angewendet wird. Diese erinnern in Teilen schon fast an Pornografie und sollen für Gesprächsstoff beim Publikum sorgen. Die dritte und meist beste Variante ist es, den Sex authentisch und mit wahrhaftigen Gefühlen zwischen den Charakteren zu präsentieren. Doch Un/Dressed geht den grandiosen weg, sich ähnlich wie auch schon After Passion für eine vierte Möglichkeit zu entscheiden, die eigentlich keine sein sollte. Er zerschneidet die Szenen nämlich völlig und legt dabei kitschige, langweilige Musik über die Szenen, was dafür sorgt, dass eine emotionale Ebene völlig ausbleibt. Zusätzlich dazu gibt es leider auch eine Szene, die logisches Verhalten der Charaktere vermissen lässt, nur um ästetisch ansprechend zu sein, damit über den Film gesprochen wird.
Aber trotz all dieser gigantischen Ärgernisse wäre es ja möglich, dass der Film durch tolle Schauspielleistungen noch halbwegs genießbar wird und wir hier aufstrebende Talente präsentiert bekommen. Allerdings wartet da bereits die nächste Enttäuschung. Lena Meckel spielt ihre Rolle zugegebenermaßen nicht schlecht und schafft es teilweise, durch kurze Blicke die Gefühle ihres Charakters aufblitzen zu lassen. Ihr Schauspiel reißt zwar auch keine Bäume aus, ist aber deutlich überzeugender, als das, was ihre männlichen Kollegen uns bieten, denn was Gerrit Klein und insbesondere Malik Blumenthal uns bieten, ist eine absolute Frechheit. Beide wirken absolut seelenlos und haben wohl die Schauspielstunden, in denen es darum ging, Emotionen auszudrücken, verpennt.