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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Als eines Tages plötzlich die schöne Una in seinem Büro auftaucht, wird Ray ungewollt mit seiner dunklen Vergangenheit konfrontiert. Fünfzehn Jahre zuvor verband ihn mit der damals noch minderjährigen Tochter seines Nachbarn eine verbotene Liebesaffäre, für die Ray schließlich verhaftet und verurteilt wurde. Inzwischen hat sich Ray unter anderem Namen ein neues Leben aufgebaut - für Una hingegen scheint die Zeit stillgestanden zu haben. Es folgt eine erbarmungslose Aufarbeitung längst begrabener Erinnerungen mit fatalen Konsequenzen.

Kritik

Liebesgeschichten zwischen einem Mann und einem minderjährigen Mädchen dürften spätestens seit Erscheinen von Vladimir Nabokovs Lolita Zugang zur breiten Masse der Gesellschaft gefunden haben und bis heute leidenschaftlich geführte Diskussionen auslösen. In seinem Theaterstück Blackbird verarbeitete David Harrower teilweise eine wahre Begebenheit und schilderte das Zusammentreffen eines Mannes und einer Frau viele Jahre nach der Beendigung ihrer Tabubeziehung. Der Autor äußerte, dass es ihm nicht darum gehe, zu einem Schluss zu kommen, sondern darum, Fragen zu stellen. Filmregisseur Benedict Andrews nahm sich diese Aussage zu Herzen und inszenierte die Beziehung in seinem Film Una und Ray so feinfühlig, dass er mit Sicherheit die Frage aufwirft, ob er nicht einen Hauch zu viel Verständnis für den sexuellen Missbrauch betreibenden Ray aufbringt.

Der Film lässt niemals Zweifel darüber aufkommen, dass er auf einem Theaterstück basiert, was wohl auch dem Unstand geschuldet ist, dass das Drehbuch von David Harrower persönlich verfasst wurde. Bevor das beklemmende Dialoggefecht beginnt, wird in ruhigen, kühlen Bildern der Seelenzustand seiner Charaktere eingefangen. Una stürzt sich risikofreudig in die Konfrontation mit ihrer aufwühlenden Vergangenheit und bietet dem überrumpelten Ray keine Chance zur Flucht. In den Fabrikhallen und Büroräumen von Rays Arbeitsstelle spielen sich emotionsgeladene Dialogszenen ab, die vor allem aufgrund der herausragenden Besetzung von Rooney Mara und Ben Mendelsohn eine eigene Faszination entwickeln. Die Tatsache, dass Rays Mitarbeiter den halben Film auf der Suche nach ihm sind und er sich, in Erinnerung an die skandalöse Beziehung zu der jungen Una, immerzu verstecken muss, untermalt die Theateratmosphäre des Films und wirkt stellenweise unfreiwillig komisch.

Una und Ray beleuchtet das Tabuthema aus verschiedenen Perspektiven und gibt sowohl Anhaltspunkte für den Aspekt des reinen Kindesmissbrauchs als auch für ein real existierendes, beiderseitiges Gefühl der Liebe. Während der Film durchaus auch transportiert, dass die Verantwortung in erster Linie beim Erwachsenen liegt und es keinerlei Entschuldigung für ein derartiges Handeln gibt, bietet er gleichzeitig einen sensiblen Einblick in das Innenleben von Ray. In Mendelsohns Mimik und Körperhaltung spiegelt sich so viel Reue wieder und die schlagartigen Rückblenden vermitteln ein derart zartes Bild der Beziehung, dass der Zuschauer geneigt sein kann, Verständnis aufzubringen. Ob sich Andrews hier an das Fragenaufwerfen gehalten hat oder Tendenzen durchblicken ließ, bleibt jedem Zuschauer selbst überlassen. Fest steht, dass er das Wagnis eingegangen ist, andere Perspektiven zuzulassen und damit der Komplexität der menschlichen Psyche womöglich ein Stück nähergekommen ist.

Die für einen auf einem Theaterstück basierenden Film erstaunlich unpointierten Dialoge tragen hingegen nicht wesentlich zur Erkundung der komplexen menschlichen Psyche bei. In der Gegenwartsebene wird nach kurzer Zeit deutlich, welche Motive Una und Ray umtreiben, sodass sich ihre Gespräche im Kreis zu drehen beginnen. Die seelisch aufgewühlte Una wird letztendlich doch auf ihre trostsuchende, gestörte sexuelle Verhaltensweise reduziert und Ray findet ein ums andere Mal nicht die Kraft, einen eindeutigen Schlussstrich zu ziehen. Dabei werden die Rückblenden als nahezu dialogfreie Zone erklärt und wirken dadurch wie ein Mittel zum Zweck. Die am Fenster stehende kleine Una wartet sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Liebhabers. Una und Ray verschwinden nacheinander hinter den Büschen im Park, die sich noch eine Weile lautlos im Wind bewegen. Diese Bilder wirken auf Dauer dann doch zu plakativ und inspirationslos. So gesellen sich zu dem provokativen Aufwerfen von Fragen über persönliche Freiheit, Verantwortung und Vergangenheitsbewältigung auch die ein oder andere Frage bezüglich der Konzeption des Films.     

Fazit

Die filmische Adaption des Bühnenstücks „Blackbird“ hält sich auch atmosphärisch eng an die Theatervorlage. Das Dialogduell zwischen Una und Ray zehrt in erster Linie von der aufrüttelnden und faszinierenden Interaktion zwischen Rooney Mara und Ben Mendelsohn, dreht sich jedoch nach kurzer Zeit im Kreis. Regisseur Benedict Andrews wirft einen gewagt sensiblen Blick in das Innenleben des Missbrauch betreibenden Ray und lässt damit provokativ verschiedene Perspektiven zu. Gerade mit den beiden überragenden Darstellern wäre jedoch wesentlich mehr möglich gewesen. 

Kritik: Jonas Göken

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