MB-Kritik

Una femmina 2022

Drama

Lina Siciliano
Fabrizio Ferracane
Anna Maria De Luca
Simona Malato
Luca Massaro
Vincenzo Di Rosa
Mario Russo

Inhalt

In Rosas Heimat, der widerspenstigen Landschaft Kalabriens, liegen Härte und Schönheit nah beieinander. Als sie die mafiöse Verstrickung ihrer Familie durchschaut, muss Rosa entscheiden, was sie riskieren will, um aus der ’Ndrangheta auszubrechen.

Kritik

Dass der Titel tatsächlich eine Doppeldeutigkeit birgt und die eine Frau viele Frauen ist nicht die einzige Entwicklung in Francesco Costabiles behäbigem Beitrag zum Berlinale Panorama, die weniger dramaturgisch begründet wirkt als vermarktungsstrategisch. In Farben so dumpf und düster wie die Stimmung entrollt die italienische Regisseurin einen routinierten Genrefilm, der verbissen mehr zu sein versucht als die überlange Betrachtung einer patriarchalischen Patt-Situation. Das Warten auf deren Eskalation strapaziert nicht nur die Geduld der Protagonistin. 

Deren drohender Blick sagt mehr als Worte über ihren Hass gegen die Verwandtschaft, von der sie nach dem Tod ihrer Mutter aufgezogen wurde. Die eisernen Familienbande der `Ndrangheta, der die mittlerweile Erwachsene Rosa (Lina Siciliano) angehört, dienen als Begründung für diese und diverse andere wenig glaubwürdiger Konstellationen. Eine davon ist der seit langen Jahren anhaltende Waffenstillstand zwischen Rosas Onkel Salvatore (Fabrizio Ferracane, Il Traditore) und seinem Erzrivalen Ciccio (Vincenzo Di Rosa), den die rachedurstige Rosa heimlich sabotiert. 

Die Rolle der weiblichen Mafia-Mitglieder steht vorgeblich im Zentrum des verworrenen Plots, den das Drehbuchautoren-Duo Adriano Chiarelli und Serena Brugnolo (Apnea) basierend auf Lirio Abbates Buch “Fimmine Ribelli” entwickelten. Der feministische Fokus, den zum Ende hin gestelzte Bekenntnisdialoge und stilisierte Theaterszenen hervorheben, verebbt indes in Behauptungen. Die wenigen Frauenfiguren, die Titelheldin eingeschlossen, bewegen sich zwischen Schemen und Stereotypen. Den männlichen Charakteren ergeht es kaum besser. Die wortwörtlich blutarme Handlung mordet quälend langsam jegliche Spannung.

Fazit

Die gediegenen Kameraaufnahmen eines verarmten italienischen Südens, auf dessen kargem Terrain zwei verfeindete Mafia-Familien einen fragilen Frieden geschlossen haben, verleihen Francesco Costabile Romanadaption eine Atmosphäre stiller Bedrohung. Doch das visuelle Gespür der Regisseurin und das fähige Ensemble verhindern nicht, dass das Air von Gefahr und Geheimnis in einer unendlich schleppenden Story versickert. Außer bösen Blicken und Drohungen geschieht wenig. Der prestigeheischende Pathos, in den die gemessene Inszenierung schließlich kippt, versenkt den bleischweren Klan-Krimi.

Autor: Lida Bach
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