Eigentlich konnte Bill & Ted: Face the Music gefühlsmäßig gar nicht wirklich gut werden. Der zweite und damit letzte Teil hat bereits 29 Jahre auf dem Buckel, die Reihe hat gewiss ihre Fans, ist aber wohl alles andere, als ein popkulturell relevantes Franchise und abgesehen von Keanu Reeves, dessen Karriere mehr Stimmungswechsel hatte, als Radiosheads Paranoid Android, lockt keiner der damaligen Beteiligten eine breite Masse vor dem Verstärker vor. Doch all diese fadenscheinigen Argumente laufen bei Face the Music ins Nichts, denn das dritte Abenteuer der liebenswerten Airheads erweist sich als angenehm bescheuerter, äußerst charmanter und unaufdringlich liebenswerter Film.
In Bill & Ted: Face the Music versuchen Bill (Alex Winter, The Lost Boys) und sein ewiger Bro Ted (Keanu Reeves, Constantine) immer noch die Prophezeiung von einst zu erfüllen und den einen Rocksong zu erschaffen, der die Welt vereint. Doch davon sind die beiden gutmütigen Versager weit entfernt und außerdem gibt es noch andere Probleme, die geregelt werden müssen: Die Ehefrauen des Duos (Erinn Hayesund Jayma Mays) schleifen die Rocker zur Paartherapie, ihre Töchter Billie (Samara Weaving, Guns Akimbo) und Thea (Brigette Lundy-Paine, Bombshell - Das Ende des Schweigens) sind Ebenbilder ihrer Väter und scheinen keine echten Ziele im Leben zu haben und die Musikkarriere von früher ist auch vorüber. Mittlerweile treten Bill und Ted als Wyld Stallyns in billigen Spelunken oder der Hochzeit von Familienmitgliedern auf.
Als die Zukunft die beiden wieder ruft, um sie auf eine Mission zu schicken, ist das erst der Anfang einer sehr unterhaltsamen wie einfallsreichen aber niemals übersättigenden Odyssee. Während Bill und Ted in die Zukunft reisen, um ihre späteren Ichs zu treffen, machen sich ihre Töchter ebenfalls mit einer Zeitmaschine auf die Reise und wiederholen das allererste Abenteuer ihrer Väter, in dem sie Musikgrößen der Vergangenheit für eine Super Group einsammeln. Wirklich gemütlich ist das Zeitreisen nicht, denn die Realität droht unterzugehen. Den Helden bleiben nur 75 Minuten Zeit, um ihre Mission zu erfüllen. Sobald dieses Time Limit gesetzt ist, läuft der Film in Echtzeit ab.
Ein nettes Gimmick, welches Bill & Ted: Face the Music aber niemals überstrapaziert. Viel mehr nutzt der Film es als Nebensächlichkeit, die immer wieder kurz ins Bewusstsein zurückgerufen wird, wenn Bill oder Ted auf ihre Uhr gucken. Denn für wirklichen Zeitdruck ist beim dritten Teil eh kein Platz. Der Film ist so vollgestopft mit netten Details, liebevollen aber niemals zu präsenten Verweisen auf die Vorgänger sowie jeder Menge wirklich amüsanten Szenen und Pointen, dass eine Fokussierung auf zunehmende Dringlichkeit eher kontraproduktiv gewesen wäre. Lieber frönt die Komödie von Genre-Experte Dean Parisot, der den Klassiker Galaxy Quest - Planlos durchs Weltall inszenierte, seinem eigentlichen Anliegen: Spaß machen.
Und Spaß machen tut Bill & Ted: Face the Music wirklich sehr. Mag sein, dass die verschiedenen Handlungsstränge etwas unausgewogen miteinander verlaufen und dass das Drehbuch von Ed Solomon und Chris Matheson, die bereits den ersten Teil verfassten, Bill und Teds Gattinnen sträflicher Weise zu wenig zu tun geben, aber ganz ehrlich, die Komödie funktioniert dennoch bestens. Ein Hauptgrund dafür ist, dass der Film sich in allen Bereichen kurz hält. Sei es Einleitung oder Exposition, mit gerade einmal knapp 90 Minuten ist Face the Music herrlich entschlackt und hält sich nicht mit Unnötigkeiten auf. Dies führt dazu, dass am Ende das schöne Gefühl zurückbleibt, dass man gerne noch ein Abenteuer mit Bill und Ted erleben würde. Ob dies passieren wird? Mal sehen. Sollte Reeves‘ Karriere mit John Wick: Chapter 4 und The Matrix 4 weiter so erfolgreich verlaufen, dürfte der Darsteller genügend Einfluss haben, dass wir die zwei Hoschis noch einmal zu Gesicht bekommen. Vielleicht müssen wir dann auch nicht wieder fast 30 Jahre darauf warten.