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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der Film erzählt zwei sich überschneidende Dreiecksgeschichten im Umfeld der Musikszene in Austin/Texas.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Kaum ein Regisseur ist künstlerisch so erfolgreich und wird gleichzeitig von einem gespaltenen Publikum teilweise so belächelt, wie der Amerikaner Terrence Malick. Begonnen hat seine Karriere mit einem Kanonenfeuer von einem Startschuss, als er Martin Sheen und Sissy Spacek in Badlands - Zerschossene Träume auf eine Reise der Kriminalität schickte. Weiter ging es ein paar Jahre später mit In der Glut des Südens, dessen Außenaufnahmen in der Goldenen Stunde bei natürlichem Licht gedreht wurden - damals hat der Film nicht die Aufmerksamkeit bekommen, so ist man sich heute weitestgehend einig, die er verdient gehabt hätte. Danach kam von Malick zwei Dekaden lang gar nichts, bis er sich mit Der schmale Grat Ende der Neunziger zurückmeldete. Bereits hier zeichnete sich ab, was spätestens mit seinem Meisterwerk The Tree of Life einsetzte; seine Vorliebe für eine alternative Dramaturgie.

The Tree of Life ist dabei eigentlich das perfekte Beispiel für die eingangs erwähnte These. Gewonnen hat der Film die Goldene Palme in Cannes, geteilt hat er die Gemüter. Viele Zuschauer werfen seinen Filme einen Drang zur Langeweile vor, während Kritiker in seinen Filmen eine selbstherrliche Stilistik anhängen möchten. Malick, der momentan in der produktivsten Phase seiner Karriere steckt (statt fünf, sieben oder zwanzig Jahren muss man nunmehr bloß noch zwei oder drei Jahre auf einen neuen Film von ihm warten), macht es auch mit seinem neuen Spielfilm Song to Song den Rezipienten nicht leichter. Gedreht wurde das Werk weitestgehend ohne Drehbuch, Improvisation und dokumentarische Aufnahmen treten an dessen Stelle. Hier zahlt sich Malicks Schnitttechnik aus, die er seit Jahren praktiziert und immer weiter erforscht. So sammelt er beim Dreh so viel Material wie möglich und findet dann in der Postproduktion erst, worum es in dem Film überhaupt letztendlich gehen wird.

In The Tree of Life ist dieses Vorgehen sehr deutlich festzumachen, in Song to Song reizt Malick dies noch weiter aus. Im Abspann werden drei Cutter und fünf Assistenten aufgeführt. Und tatsächlich meint man während des Films Malick wie einen Dirigenten hinter seinen Cuttern stehen zu sehen. Wild fuchtelt er umher, um seine Energie auf das Werk überfließen zu lassen. Seine Filme sind immer schon wie eine Suche gewesen; hier weiß Malick jedoch nicht, wonach er eigentlich sucht. Doch macht auch das einen Reiz des Films aus. Schon sehr früh sagt Rooney Maras (Carol) Figur folgenden Satz. Jede Erfahrung ist besser als gar keine Erfahrung. Auch schlechte Erfahrungen lohnen sich. Ihre Figur ist ebenso wie Malick auf der Suche. Sie sucht ihre Identität, ihre Träume, sie sucht, was sie ist und was sie werden will. Jede Erfahrung ist besser als keine, es gibt keine Formel für ein erfolgreiches Leben. Es gibt keine falschen Wege. Für mich ist dieser Gedanke zutiefst beruhigend.

Mara trifft sehr schnell auf die Figur von Michael Fassbender (Macbeth), ein erfolgreicher Musikproduzent mit gigantischer Villa in den Bergen von Kalifornien. Jener ist der Mephistopheles persönlich; er hat alles, er ist gutaussehend, er lockt mit seinen Versprechen (und fängt so auch Natalie Portman (Knight of Cups) ein, er lockt mit seiner teuren Kleidung und den exzentrischen Feten. Er lockt bewusst, weil er das Loch in seinem Inneren füllen muss, mit den Träumen der anderen Menschen. Mit den Idealen der anderen Menschen um ihn herum. Er selbst ist nämlich leer, er selbst hat nichts, außer eben alles. Das Paradox des amerikanischen Reichtums. Wenn man an der Spitze ist, ist man verdammt einsam. Das Dreieck wird schließlich von Ryan Gosling (La La Land) - hach - vollendet, der einen Deal mit Fassbender unterschrieben hat und sich in Mara verguckt. Malick wird diese drei durch Nordamerika verfolgen, von Festivals (mit den Red Hot Chili Peppers, Iggy Pop undundund) über Besichtigungen von alten Maya-Stätten und mexikanischen Bars. Die Orte sind stets von einer visuellen Magie geprägt, obgleich man sagen muss, dass es leicht ist, den lokalen Überblick zu verlieren, weil Malick gar während der Gespräche den Handlungsort wechselt.

Song to Song als einen einfachen und uneingeschränkt sehenswerten Film zu bezeichnen wäre falsch. Zwar liefern Fassbender, Mara und Kamerakönig Emmanuel Lubezki (Gravity) einmal mehr tolle Arbeit ab, doch lässt sich dem Arbeitsprozess von Malick - hier tatsächlich berechtigt - einiges vorwerfen. Improvisation an sich kann Grund für ein fantastisches Ergebnis sein, wenn sie nicht zielgerichtet ist, versandet einiges jedoch sang- und klanglos. Gemeint ist damit nicht eine offene Dramaturgie, sondern Aufnahmen, die zwar ganz lustig sind, aber dem Werk an sich wenig Gutes tun. Bei Filmen ist das sträflich. Hier offenbart sich schließlich der Kernkonflikt, den jeder Zuschauer mit sich selbst ausmachen muss. Die Improvisation, Malicks Suche nach dem Kern seiner Arbeit, sie kann wunderbar und interessant sein, weil der Regisseur den Zuschauer quasi in Echtzeit seinen Rezipienten mit auf die Jagd nimmt. Bedeutet, Malick ist zu keinem Zeitpunkt schlauer als der Zuschauer, er ist ihm nie ein Schritt voraus, sondern bewegt sich mit ihm gleichmäßig durch die Welt. Der Regisseur wird zum Zuschauer, der Zuschauer zur Person im Film. Das ist einmalig. Wenn man diesem Stil jedoch nicht so zugeneigt ist, dann wird es - nun ja - frustrierend. Zum Beispiel, weil man bezahlt hat, um sich was zeigen zu lassen und nicht, um selbst suchen zu müssen.

Fazit

Terrence Malick hat mit „Song to Song“ einmal mehr einen Film gedreht, der die Gemüter spaltet. Langeweile und trübes Schulterzucken dort, ein strahlender, weil erhellter Geiste dort. Jede Erfahrung ist besser, als keine Erfahrung. Es gibt keinen falschen Weg. Ursprünglich sollte der Film den Titel Lawless tragen. Ohne Gesetz; beziehen sollte sich das bestimmt auf die Leben, die hier gezeigt werden. Übertragen ließe sich das auch auf den Filmvorgang an sich. Ein Filmset ist eigentlich eine Monarchie und der Regisseur hat das Sagen. Hier jedoch nimmt Malick sich selbst mehrere Stufen zurück, und begibt sich mit dem Zuschauer gemeinsam auf eine Reise. Seine Darsteller hat er als Spieler dabei, die aus dem Natürlichen das Wahre destillieren sollen. Ob das gelungen ist, muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Der Autor dieser Zeilen hat darauf noch keine Antwort. Aber er begibt sich auf die Suche.

Kritik: Levin Günther

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