Inhalt
Veronikas Leben erscheint perfekt. Sie ist jung, schön, hat einen gutbezahlten Job und lebt in einem schicken Appartement in New York City. Doch ihr Leben ist so kühl, elegant und leer wie ihre teure Wohnung. So beschließt sie ihrem leidenschaftslosen Dasein ein Ende zu bereiten.Eine Überdosis Schlaftabletten befördert sie jedoch nicht wie erhofft in den Tod, sondern in eine psychiatrische Anstalt. Als Veronika dort erwacht, eröffnen ihr die Ärzte, dass sie einen Herzschaden erlitten hat und nur noch wenige Tage leben wird. Nun muss Veronika sich damit abfinden, den Zeitpunkt ihres Todes nicht mehr selbst wählen zu können.Bald schon merkt sie, dass die Anstalt ein Kuckucksnest voll überschäumender, fantasievoller Figuren ist und dass unter dem verschlossen-mürrischen Personal die eigentlichen Verrückten sind.Veronika beginnt für ihr Leben und ihre Zukunft zu kämpfen und erlebt ganz plötzlich eine unerwartete Liebe. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Kritik
Die Zeit bis zum Ende kann eine Qual sein. Manchmal ist sie so schlimm, dass man am Liebsten sofort Schluss machen würde. Das haben das Leben und richtig miese Filme gemeinsam. Aber freiwillig abbrechen, weil man nicht mehr kann, ist eine schreckliche Sünde! Das bläut einem der Holzhammer ein, den Emily Youngs Romanze gekonnt verzuckert. Das süßliche Lehrstück behauptet zudem, wer früher aussteigt, verpasse das Beste. Nur nicht, dass jemand abschaltet, bevor am Ende alles gut wird und die Helden glücklich am Strand in den Sonnenaufgang spazieren. Das mit dem Spaziergang im Sonnenaufgang ist kein übertreibender Sarkasmus. Die Szene gibt es wirklich. Wer es nicht glaubt, soll nur bis zur letzten sentimentalen Minute ausharren. Aber bis dahin ist es ein langer harter Weg, für die Heldin (Sarah Michelle Gellar), den Liebsten Edward (Jonathan Tucker), den sie in der Eliteklapsmühle trifft und dem Doktor (David Thewlis), dem sie alles verdankt. Ganz besonders hart ist der Weg, wenn man dabei zuschauen muss.
Kein abgedroschenes Stereotyp erspart einem die Mär von der Schönheit des Lebens und den Segnungen der Psychoindustrie. Die Regisseurin trifft an den Ereignissen, die sich gut als Werbefilm für eine private Nervenheilanstalt verwerten ließen, nur bedingt Schuld, Drehbuchautor Larry Gross schon mehr. Aber die Hauptverantwortung liegt wohl bei Paul Coelho. Der verfasste die gleichnamige Vorlage und vergab die Filmrechte. Das ist ungefähr so wie rezeptfrei eine Dosis Schlaftabletten zu vergeben. Der Effekt, wenn man sich eines der beiden wie es Veronika tut aus Langweile zu Gemüte führt, ist der gleiche. Man ist tödlich müde. Nicht auszuschließen, dass dies wie bei der Heldin zu einer Tiefschlafphase führt. In jedem Fall verliert man kostbare Lebenszeit. Oh doch, die ist kostbar! Unendlich kostbar sogar, das wird in der seichten Story unerbittlich wiederholt. Die pseudophilosophische Dumpfheit wird durch Dr. Blake von oberster Instanz der Figurenriege verkündet: „Nur weil es ein Klischee ist, heißt das nicht, dass es nicht wahr ist.“
Vor lauter Wahrheiten verflacht das Drehbuch alles, was an Konfliktpotenzial in der braven Story existiert, zu einem realitätsfernen Loblied auf psychiatrische Institutionen. Letzte handeln im Film weise und zum Wohle der Patienten, selbst wenn sie diese belügen und betrügen oder keine Ahnung haben, was ihre therapeutischen Ideen im Einzelfall bewirken. Dafür geben sich die Filmemacher redlich Mühe, die Zuschauer ja nicht intellektuell zu überfordern: „Katatonie, Schizo - all diese Namen!“, klagt Claire. Keine Sorge, Fachwissen kommt nicht vor. Die Heilungsmethode dümpeln zwischen Quacksalberei und Wunderheilung. Die opulent im Empirestil eingerichtete Nervenklinik gleicht einem Luxushotel. In dessen wild-romantischer Parklandschaft voller Statuen und malerischer Ruinen erblüht Veronikas Liebe zu Eduard und dem Leben. Nachts erblickt sie den Jüngling, wie er schmachtend ihrem Klavierspiel lauscht. Bald fragt der liebe Dr. Blake seine Patientin vieldeutig: „Fühlt es sich nicht besser an, sich besser zu fühlen?“
Fazit
Die Heuchelei der lebensbejahenden Botschaft ist so trotz der berechnenden Inszenierung leicht erkenntlich. Konflikte werden negiert, statt ergründet. Selbst der letzte Hauch Tragik wird vom absurden Happy End überstrahlt, zu dem die Hauptfigur unmissverständlich verkündet, dass jeder Tag ein Wunder sei und das Leben schön.
Autor: Lida Bach