John le Carré gilt im Literaturbetrieb als einer der größten Spionage-Autoren. Diesen Ruf verdiente sich der Brite natürlich zu großen Teilen auch durch den Erfolg seiner Romane und wo es erfolgreiche Romane gibt, sind Verfilmungen natürlich auch nicht fern. Und so gibt es einige Filme, die auf seinen Werken basieren und zum Glück gab es bislang auch keine, die qualitativ gescheitert wären. Auch Verräter wie wir ändert daran nichts.
Die Geschichte ist, ganz im Gegenteil zu anderen von le Carré, nicht sonderlich komplex, verfügt aber über wirklich gut ausgearbeitete Figuren, die allesamt überzeugend von erstklassigen Darstellern verkörpert werden. Allen voran Ewan McGregor (Im August in Osage County) und Stellan Skarsgård (Marvel's The Avengers), die eine wirklich umwerfende Chemie miteinander besitzen, die im charmant-empathischen Bereich genau so viele Früchte trägt, wie dann, wenn man sich als Zuschauer nicht wirklich sicher ist, ob sich die beiden nicht doch gerade belauern und ihre gegenseitige Sympathie nur ein Zweckmittel war. So extrahiert Verräter wie wir seine Spannung nicht aus den wenigen actionreichen Szenen, sondern auch Blicken, Gesten und den daraus folgenden Vermutungen.
Regisseurin Susanna White (Eine zauberhafte Nanny - Knall auf Fall in ein neues Abenteuer) liefert hier eben Spionage-Kino der klassischen Schule ab: keine zerberstenden Gebäude, wilde Jagden oder Unmengen von Schusswechsel, sondern altmodischer, aber zeitgleich auch wunderbar geradliniger Spannungsaufbau. Das besitzt in heutigen Zeiten durchaus eine Art von Seltenheitswert und wirkt teilweise sogar regelrecht lösend, denn Verräter wie wir weiß exakt was er will und was er im Stande ist zu leisten. Gewiss, wirkliche Besonderheiten fehlen dem Thriller, aber schon lange bekam es keine Produktion dieser Ausmaße so mühelos hin, eine narrative Struktur so nonchalant aufzubauen und ihr dann auch zu folgen.
Mag sein, dass Verräter wie wir mit Vorhersehbarkeit zu kämpfen hat. Dies zeigt aber wiederrum auf, wie gut die Figuren geschrieben und gespielt sind. Es ergibt alles einen Sinn, in diesem Kosmos aus Verrat und Macht, Intrigen und Korruption. Nicht zu vergessen, dass diese Eigenschaft auch den Unterhaltungswert der Bestseller-Verfilmung ungemein unterstützt.
Dies nicht nur ein Verdienst der Darsteller und der Regisseurin, sondern auch des Drehbuchautoren. Hossein Amini zeichnet sich hier für die Scriptadaption verantwortlich und beweist damit erneut, dass er gut mit literarischen Vorlagen umgehen kann. Aus seiner Feder stammen immerhin die Adaptionen von James Sallis‘ Drive, Henry James‘ Die Flügel der Taube und Patricia Highsmiths Die zwei Gesichter des Januars, mit dem Amini auch sein gefeiertes Regiedebüt gab. Nun gut, seine Filmvita bietet auch weniger gelungene Drehbücher, etwa zu 47 Ronin, aber niemand ist perfekt.
Und das gilt auch für Verräter wie wir, der leider etwas stiefmütterlich mit seinen weiblichen Figuren umgeht. Die verkommen fast schon zur Nebensache, zu Anhängseln ohne echte Aufgabe. Allerdings werden sie nie in die Opferrolle gedrängt und Darstellerin Naomie Harris (Mandela - Der lange Weg zur Freiheit), bekommt zumindest gegen Ende eine wichtige Rolle zu teil, die über ihre sonstige, eher einseitige Funktion im Film, hinausgeht.