MB-Kritik

Goodbye Julia 2023

Drama

Eiman Yousif
Siran Riak
Nazar Goma
Ger Duany
Issraa Elkogali Häggström

Inhalt

Zwischen der wohlhabenden Sängerin Mona und der verarmten Mutter Julia, die von Mona als Bedienstete angestellt wird, entwickelt sich über die Jahre eine freundschaftliche Verbundenheit. Doch das ungleiche Machtverhältnis und ein tragisches Geheimnis überschatten die brüchige Beziehung. 

Kritik

Es war einmal ein in zwei Hälften gespaltenes Land, da lebten die Menschen im Norden in Wohlstand, muslimisch, sittenstreng, doch unfruchtbar, die Menschen im Süden jedoch in Armut, christlich, weltgewandt und kinderreich. Lange hatten die beiden Gruppen in Krieg gelebt, und dennoch begab es sich, dass eine Frau aus dem Norden und eine Frau aus dem Süden einander begegneten und ein Dach teilten. Was wie ein Kindermärchen klingt, ist tatsächlich die Prämisse Mohamed Kordofanis Spielfilmdebüts. 

Dass jenes als erste Produktion aus dem Sudan in Cannes aufgeführt wird, geschieht wohl nicht trotz, sondern gerade wegen der augenfälligen Allegorik. Der reduziert den politischen Konflikt des zerrissenen Landes, das zum Handlungszeitpunkt kurz vor der Spaltung steht, auf ein allzu schematisches Figurengleichnis. Die ehemalige nordsudanesische Sängerin Mona (Eiman Yousif) lebt komfortabel, doch einsam mit ihrem kontrollsüchtigen Gatten Akram (Nazar Gomaa). Der erschießt in als Notwehr getarnter Wut einen Südsudanesen, der seine Frau scheinbar verfolgt. 

In Wahrheit ist der Tote der Vater des kleinen Danny (Louis Daniel Ding), den Mona zu Beginn anfährt und verwundet auf der Straße zurücklässt. Schuldgefühle veranlassen sie, die von beider schicksalhaften Verbindung nichts ahnende Julia (Siran Riak) bei sich aufzunehmen. Wohlgemerkt als Bedienstete, die hier doppelt ausgebeutet wird, um Monas Gewissen zu erleichtern. Doch der Regisseur kümmert sich im selbstverfassten Drehbuch wenig um den letzten Rest Ambivalenz seines simplifizierten Symbolstück. Dessen Optimismus hält verdächtig Opportunismus.

Fazit

Die sentimentale Schlichtheit der Inszenierung spiegelt die gesellschaftspolitische Naivität einer Story, die mehr geneigt ist, Vorurteile zu verstärken. Die ambitionierte Allegorie tut sich schwer, den parabolischen Plot mit dem realistischen Grundton der Dramaturgie auszubalancieren. Das im Vergleich zu den überkonstruierten Ereignissen angenehm zurückhaltende Spiel der überzeugenden Darstellerinnen ändert wenig an der stereotypen Charakterisierung, deren cis männlicher Perspektive spürbar das Konzept von Frauenfreundschaften fehlt. So bleibt das melodramatische Message-Movie verwurzelt in den Strukturen, die es kritisieren will.

Autor: Lida Bach
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.