Mit Your Name gelang Makoto Shinkai das Unglaubliche: Mit einem Einspielergebenis von mehr als 385 Mio. US-Dollar zählt der Film als erfolgreichster Animefilm überhaupt und löste damit Chihiros Reise ins Zauberland auf dem ersten Platz ab. Drei Jahre später war die Hoffnung groß, dss sein neuster Animationsfilm Weathering with you - Das Mädchen, das die Sonne berührte, ebenso ein rentabler Publikumsliebling werden würde.
Mit den Hauptcharakteren Hodaka und Hina bewegt sich Shinkai wieder in der leicht zu bedienden Teenager-Riege - rebellische, allein-lebende Jugendliche, die in der Großstadt Tokio zu sich selbst finden müssen, gepaart mit einigen gesellschaftskritischen Spitzen. Hina, die seit einem Vorfall mit dem Himmel verbunden ist und durch Gebete dafür sorgen kann, dass ein kleines Gebiet Tokios, das sonst stetig von Regen geplagt ist, von Sonne überflutet wird und Hodaka, der von Zuhause fortgelaufen ist und nach einem Job sucht, um sich über Wasser zu halten. Er beginnt für ein abergläubisches Verschwörungs-Magazin zu arbeiten und verfasst Artikel, die sich auch um das Phänomen des Sonnenscheinmädchens drehen. Gemeinsam mit Hina baut er daraufhin eine Webseite, um Aufträge für Wetter-Verbesserungen anzunehmen.
Eine Inhaltsangabe von Weathering with you zu geben, ist etwas schwierig: Eine Vielzahl von Nebenhandlungen mischen sich immer wieder zur Haupthandlung hinzu und erzeugen ein wirres Konglomerat aus Szenarien und Zeitsprüngen, die ein Folgen erschweren. Der fast zwei Stunden lange Anime-Film fühlt sich indes wie eine Aneinanderreihung von Episoden an, die nicht nahtlos ineinander übergreifen können und durch musikalische Stücke, wie zum Beispiel von RADWIMPS, eingeleitet werden.
Der Soundtrack ist, neben der fulminanten Animations-Kunst von CoMix Wave Films, wohl das Steckenpferd von Shinkais Animationsfilmen: Während er bei Weathering with you versagt, seinen Figuren eine charakterliche Drei-Dimensionalität zu geben und nicht nur Eigenschaften und Handlungen heraufzubeschwören, um gewisse Handlungsabläufe herbeizuführen. Dafür sitzt jede Szene, jede Inszenierung der Großstadt Tokio und das Spiel mit Licht, Schatten und verschiedenen Wetterlagen. Der Humor indes ist sehr pubertär, gemischt mit der für Anime übliche Fanservice-Kultur, die hier und da eingestreut wird.
Shinkai versucht zu der teils unlogisch und überdramatischen Geschichte noch Meta-Elemente einzubauen und wichtige Themen wie die globale Erderwärmung und die dunkleren Seiten von schillernden Großstädten (Prostitution, Waffenbesitz etc.) anzuschneiden. Durch die abstrakte Geschichte, die sich schlussendlich nur auf die Einzelschicksale der Charaktere bezieht, schafft er es aber nicht, wirklich zu bewegen. Die Sympathie und Empathie, die man im Vorgänger den Hauptcharakteren entgegengebracht hat, bleibt bei Weathering with you auf der Strecke und wer sich nicht wirklich für das Schicksal der minderjährigen Problem-Jugendlichen interessiert, wird es wahrlich schwer haben, am geschichtlichen Ball zu bleiben.
Die Synchronisierung der Firma Scalamedia ist auf einem hohen Niveau und kann daher nur wärmstens empfohlen werden. Mti erfahrenen Sprechern wie Sebastian Fitzner (Mia and Me) und Léa Mariage, werden die Dialoge authentisch und emotionsstark rübergebracht und tun dem Film keinen Abbruch.