Es ist kein großes Geheimnis, dass Homosexualität als Thematik im Kino nicht nur unterrepräsentiert ist, sondern nach wie vor fast schon vorsichtig mit Samthandschuhen angefasst wird. "Queer Cinema" bedeutet bis heute, eine Nische bedienen zu müssen, aber fast noch schlimmer ist die Tatsache, dass Filme, die sich mit Homosexualität befassen und in der breiten Masse Anklang finden wollen, diese immer in eine Art Kontext rücken, mit Konflikten beladen oder als Auslöser weiterführender Problematiken verwenden.
Andrew Haighs (Greek Pete) Weekend ist in dieser Hinsicht ein angenehmer Film. Dem Regisseur geht es nicht darum, dass seine homosexuellen Figuren vor einem schwierigen Coming-Out stehen, in offene Auseinandersetzungen mit homophoben Menschen geraten, sich mit AIDS infizieren oder vor der intoleranten Gesellschaft rechtfertigen müssen. Haigh erzählt einfach nur von zwei Männern, die sich in einem Club begegnen, zusammen eine Nacht verbringen und merken, dass sich zwischen ihnen schnell eine starke Anziehung entwickelt. Zwar diskutieren auch Russell und Glen über ihre Homosexualität und den Stellenwert, den diese momentan in der Gesellschaft hat, doch es sind nur spontane Gefühle, die die beiden äußern, Gedanken, die ausgesprochen werden wollen und keine direkten Folgen nach sich ziehen.
Weekend beleuchtet das Verhältnis von zwei Männern, die sich langsam ineinander verlieben, auf zärtliche, unaufgeregte Weise, verschwendet kaum eine Szene, in der nicht beide gemeinsam vor der Kamera sind und zeigt in erster Linie Interesse an Russells und Glens Persönlichkeiten, wo sie stehen, was ihnen in der Vergangenheit widerfahren ist und wo sie sich hinbewegen möchten. Haighs Werk hat die Ausstrahlung eines authentischen Ausschnitts, als sei der Film direkt aus der Realität gegriffen und unmittelbar auf Film festgehalten worden, um dem Betrachter nun die Gelegenheit zu bieten, am Leben der beiden Charaktere für ein Wochenende teilhaben zu dürfen.
Gänzlich von Sorgen befreit ist Weekend dennoch nicht. Die entscheidende Problematik, mit der Russell überraschend konfrontiert wird, nachdem ihm Glen recht bald eröffnet, dass er nach dem Wochenende für zwei Jahre nach Amerika reisen wird, ist ein universeller Schmerz, welcher jeden trifft, der sich schon einmal plötzlicher Abweisung oder unerfüllter Liebe aussetzen musste. Haigh hingegen strebt nie nach tiefschürfender Dramatik und umgeht melancholische Betroffenheit selbstbewusst. Stattdessen liefert er liebevolle Momentaufnahmen, die Chronik einer spontan entflammenden Liebe zwischen zwei Menschen, die sich füreinander öffnen, zusammen essen, feiern und trinken, über das reden, nach was ihnen momentan der Sinn steht und intimste Höhepunkte teilen.
Weekend ist ein Geschenk an all die, die sich von dem Film verstanden fühlen und dafür dankbar sein dürften, dass Haigh einen berührenden Film gedreht hat, in dem es nicht darum geht, dass die Hauptfiguren homosexuell sind, sondern darum, dass sie sich finden, um das Gefühl, sobald zum ersten Mal Liebe ins Spiel kommt und um die Angst, dieses Gefühl wieder verlieren zu müssen.