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Inhalt

Der ehemalige Revolverheld Johnny „Guitar“ Logan hat der Gewalt abgesagt, wird aber von seiner ehemaligen großen Liebe Vienna (Joan Crawford) um Hilfe gebeten. Diese hat in einer kleinen Wüsten-Stadt Land aufgekauft um in weiser Voraussicht die Eisanbahn-Industrie zu unterstützen. Aufgehetzt durch die intrigante Großgrundbesitzerin Emma (Mercedes McCambridge) setzten die übrigen Rancher Vienna unter Druck ihr Land abzutreten, woran die stolze Frau nicht im Traum denkt. Grund für den Hass zwischen Emma und Vienna ist Johnny Guitar, der sich vor Jahren für Vienna entschied, mit ihrem früheren Lebensstil als Hure aber nicht zurecht kommt. Als sich Vienna mit Unterstützung von Johnny und einigen weiteren Männern gegen die Erpresser stellt kommt es zum entscheidenden Kampf zwischen Emma und Vienna…
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Reflexartig neigt man dazu Johnny Guitar für seinen deutschen Verleihtitel zu rühmen. Als Wenn Frauen hassen kam er hierzulande in die Lichtspielhäuser und tatsächlich klingt dieser Titel zunächst weitaus weniger klangvoll als sein internationales Pendant. Sicherlich erscheint es logisch einen Film ganz schlicht nach seinem Protagonisten zu benennen. Johnny Logan respektive Guitar also, von Sterling Hayden (The Killing) mit drahtiger Präzision und unterschwellig bedrohlicher Ausstrahlung verkörpert. Angetrieben wird das Werk jedoch von gänzlich anderen Kräften. Joan Crawford (Die Zwangsjacke) als berechnende Saloonbesitzerin und Mercedes McCambridge (Giganten) von Hass und Eifersucht zerfressen dominieren den Film. In ihren Blicken knistert es, ihre Worte und Aktionen diktieren das Geschehen. Ihre Beziehung ist die zentrale Dynamik, welche Nicholas Rays (Ein einsamer Ort) bekanntesten Western antreibt. Wenn Frauen hassen.

Allein dieser Umstand lässt den Film bereits aus der breiten Masse des Genres herausstechen. Der Western gilt seit jeher als ein von Männern dominiertes Genre. Ein Umstand, an dem sich bis heute wenig geändert hat. Frauen fungieren zumeist als bloße Stichwortgeber oder als Objekt der Begierde, bestenfalls als Motivator. Nicholas Ray kehrt dieses Prinzip um, denn obwohl Hayden den genretypischen Revolverhelden mimt und damit innerhalb des Films den vom klassischen Western vorgeschriebenen Protagonisten verkörpert, stiehlt ihm vor allem Crawford die Bühne. Mit bestimmender Präsenz lenkt sie das Geschick der gar nicht mal so tumben Großgrundbesitzer, Cowboys und Sheriffs. Sie verschwört sich gegen geltende Regeln, im übergeordneten Kontext auch gegen die damalige Rolle der Frau. Einem kaltschnäuzigen Geschäftsmann gleich zeichnet sie sich durch Weitblick, Wortgewandtheit und berechnender Dominanz aus.

Als Dreh- und Angelpunkt fungiert dabei ein Saloon, den Crawford zur Unzufriedenheit einer Dorfgemeinde abseits deren Grenzen errichtet hat und den sie autonom verwalten will. Nach und nach fördert Wenn Frauen hassen die Vergangenheit seiner Figuren zutage, was deren Charakter jedoch zunächst nicht bestimmt, sondern lediglich weiter formt. Nichtsdestotrotz kann letztlich niemand seiner eigenen Geschichte entkommen und so verfestigt sich ein Konflikt, der von Beginn an unausweichlich war. Nicholas Ray hantiert dabei gekonnt mit der Ikonografie des Genres, konterkariert diese aber zusehends mit seinem eigenen Stil und schafft so eine völlig eigene Bildwelt. Seine Farben sind intensiv und gewaltig. Dennoch lässt sich auch immer wieder der Einfluss des von Ray so geliebten Film Noirs erkennen, wenn er bestimmte Momente durch sein gelungenes Spiel mit Licht und Schatten atmosphärisch verdichtet.

Sogar die Schießereien lösen sich zusehends von ihrer natürlichen Gewalt, entwickeln beinahe eine spielerische Anmut. Francois Truffaut (Sie küssten und sie schlugen ihn) meinte damalsJohnny Guitar sei ein falscher Western, aber kein intellektueller. Es ist geträumt, ein Märchen, ein halluzinatorischer Western und man neigt dazu ihm beizupflichten. Nicholas Ray hat seine eigene Version eines Westerns geschaffen, der trotz beispielhafter Struktur wenig mit den Klassikern des Genres zu tun hat und sich aufgrund seiner Romantik ebenso von den deutlich pessimistischeren Spätwestern abgrenzt. Ein Unikum innerhalb seines Genres, nicht nur, aber auch, weil er dem weiblichen Geschlecht seinen verdienten Platz einräumt - und das ganz ohne falsch aufgesetzter Männlichkeit.

Fazit

Nicholas Rays bekanntester Western ist ein eindrucksvolles Beispiel für seine Kompetenz als Regisseur und Geschichtenerzähler. So gelingt es ihm nicht nur einen der wohl beeindruckendsten Frauencharaktere des Genres zu kreieren, sondern zudem einen stilistisch völlig eigenen Film in Szene zu setzen. Sollte jeder Westernfan gesehen haben, allein deshalb, weil sich nur wenig Vergleichbares finden lässt.

Kritik: Dominic Hochholzer

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