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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein Immobilienspekulant, der die South Bronx sanieren will, wird mit Ehefrau und Bodyguard bestialisch ermordet. Der Leiter der beauftragten Spezialeinheit muss mit dem mürrischen Kriminalbeamten Wilson zusammenarbeiten. Weitere Morde folgen. In den Wunden der Opfer werden Tierhaare gefunden. Wilson löst das Geheimnis. In einer verfallenen Kirche hausen Super-Wölfe, die ihr Territorium verteidigen. Wilson zerstört vor ihren Augen das Modell des Sanierungsgebiets. Die Wölfe verschwinden spurlos.

Kritik

                                              Der Moviebreak Horroctober: 23.10.2015 (Geheimtipps)

Wer an die Bronx denkt, den nördlichsten Borough von New York City, der hat, das haben wir den 1960er und 1970er Jahren zu verdanken, die diese angsterfüllten Impressionen in unseren Gehirnwindungen kultivierten, einen sozialen Brennpunkt vor Augen. Eine außerordentliche Kriminalitätsrate, primär ausgehend von der afroamerikanischen und hispanischen Bevölkerung des Stadtbezirkes, erklärten die Bronx in jenen Jahren zu einem brandgefährlichen Pflaster, auf dem man sich bei Eintritt der Dunkelheit besser nicht mehr in finsteren Gassen herumtreiben sollte. Heute hat sich das Image der Bronx natürlich einem gewissen Wandel unterzogen, schon in den 1980er Jahren war ein erheblicher Rückgang der Kriminalität zu verzeichnen, doch ist man einmal mit dem urbanen Verfall in Kontakt geraten, der die Bronx heimgesucht hat, wird man die Bilder dieses in Trümmern gelegten Molochs nicht mehr aus dem Gedächtnis verbannen können. Und selbstverständlich sind damit auch filmische Bestandsaufnahmen gemeint, wie Michael Wadleighs einziger Spielfilm „Wolfen“ unter Beweis stellt.

Angesiedelt in der South Bronx der frühen 1980er Jahre, entblättert „Wolfen“ ein regelrechtes Schauermär, welches sich in erster Linie durch seine sagenhaft konzentrierte Atmosphäre auszeichnet. Kameramann Gerry Fisher gelingt es, die South Bronx in ihrer rigorosen modrigen Trostlosigkeit greifbar zu machen: Die unter Abfall und Trümmerteilen begrabenen Straßen, Industrieruinen, verfallene Kirchen, bis auf das Fundament abgebrannte Häuser. Dieses Stück Amerika, ein wichtiges Glied im Gefüge der nationalen wie kulturellen Identität, gar keine Frage, erweckt den Eindruck, als hätte hier von nicht allzu langer ein Krieg getobt, doch für Aufbaumaßnahmen hat sich bisher schlichtweg niemand bereit erklärt. Hier treffen wir auf Dewey Wilson (Albert Finney, „Big Fish - Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht“), ein knorziger Polizist, der den Tod am einflussreichen Immobilienmogul Christopher van der Veer, seiner Gattin und seinem bulligen Leibwächter aufklären soll. Das Kuriose an dem Fall: Die Leichen wurden derart bestialisch zugerichtet, dass es sich um ein Raubtier handeln muss, welches im traditionsverhafteten Battery Park gewütet hat. Wolfshaare am Tatort bestätigen die Vermutung.

„Wolfen“ ist ein waschechter, in seiner schroffen Bildsprache unverwechselbarer Stimmungsmacher, der sich über die konventionellen Handhabung des Werwolf-Topos hinwegsetzt und sich vielmehr als ökologischer Großstadt-Thriller mit mystifizierten Horror-Elementen verstehen lässt. Tatsächlich kann es Michael Wadleigh nicht vermeiden, den kritischen Ansatz von „Wolfen“ in eine leicht ulkige Naivität ausarten zu lassen (wenn es um die Darstellung von amerikanischen Ureinwohnern geht – da spielt das Drehbuch ganz romantisch die „edle Wilde“-Karte). Die eindrucksvolle Inszenierung allerdings ist so einnehmend, dass es einem bei all dem markanten Stallgeruch doch ordentlich am Kragen packt: Wie sich diese mit Dreck, Schmerz und Einsamkeit beladenen Fotografien mit James Horners, das triste Szenario immer adäquat akzentuierenden Komposition verbinden, geht dem Zuschauer schon in beklemmender Art und Weise nahe. Interessant ist auch zu erwähnen, dass „Wolfen“ bereits 6 Jahre zuvor die Point-of-View-Thermalsicht verwendete, bevor sie John McTiernan in seinem Klassiker „Predator“ prominent für den Mainstream etablierte.

Fazit

Wer sich vom handelsüblichen Werwolf-Motiv gelangweilt fühlt (obwohl es in diesem Gefilde ja eigentlich auch viel zu wenig Brauchbares gibt), der kann sich gerne an „Wolfen“ probieren. Hier wird der schroffe Großstadt-Krimi mit mystifizierten Horror-Elementen fusioniert. Das mag dramaturgisch nicht immer erhellend sein, ist stimmungstechnisch dank der ungemeinen inszenatorischen Schroffheit aber eine sichere Bank.

Kritik: Pascal Reis

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