Es ist 1969, der Sommer die Liebe. Vier Freunde finden in einem eleganten Haus zusammen. Was sie nicht ahnen: Draußen warten schon äußerst tödliche Besucher. Was als fröhliche Abschiedsparty began, wird zu einem nächtlichen Alptraum.
Eine Texteinblendung kündigt eingangs an, dass die nachfolgenden Ereignisse in Wolves at the Door 1969 vorgefallen sind. Es ist ein Jahr, in dem der sogenannte Summer of Love in den USA noch immer kein Ende gefunden hat und nach wie vor den Höhepunkt der Hippie-Bewegung markiert. Die gesellschaftlich benebelte Strömung von Liebe, Frieden und Glück wurde jedoch ab einem bestimmten Zeitpunkt durch die Taten der berüchtigten Manson-Family überschattet, die selbst heutzutage den meisten Menschen noch unangenehm im Gedächtnis geblieben sein dürfte. Unter dem kommerziell gescheiterten Musiker Charles Manson gegründet, entwickelte sich die Hippie-Kommune zu einer dem Wahnsinn verfallenen Sekte, in der Anführer Manson seine Jünger irgendwann damit beauftragte, verschiedene Ritualmorde zu begehen, die in ihren Motiven zwischen Satanismus und Rassismus angesiedelt werden können.
Diese knapp umrissenen Hintergründe sind von entscheidender Bedeutung, wenn man sich John R. Leonettis (Annabelle) Film ansieht, der direkt zu Beginn als ein von wahren Tatsachen inspiriertes Werk ausgewiesen wird. Die Figuren in Gary Daubermans (Stephen Kings Es) Drehbuch tragen Namen wie Sharon, Abigail und Wojciech, was eine Zuordnung von realen Personen unumgänglich macht. Schnell wird somit klar, dass sich die Geschichte in Wolves at the Door mit den Morden an der hochschwangeren Sharon Tate und ihren Freunden beschäftigt, die im Jahr 1969 von vier Mitgliedern der Manson-Family in Tates Haus auf grausame Weise ermordet wurden.
Leonetti inszeniert die wahren Fakten zunächst als stimmungsvoll zurückgenommenen Home-Invasion-Spuk, für den sich der Regisseur sichtlich auf seine Erfahrungen als Kameramann verlässt. An der Seite von Regisseur James Wan (Saw) hat er zuvor an Filmen wie Dead Silence, Insidious oder Conjuring - Die Heimsuchung mitgearbeitet, weshalb es keine Überraschung ist, dass Leonetti als Regisseur zumindest im Umgang mit effektiven Horror-Impressionen eine sichere Hand beweist.
Wie der Regisseur die schleichende Infiltrierung des prachtvollen Anwesens in den Hollywood-Hills mit zombieartigen, geisterhaften Silhouetten, bedrohlichen Geräuschen und beunruhigenden Details wie gekappten Telefonleitungen verdichtet, ist die große Stärke dieses Films. Bei einer ohnehin kurzen Laufzeit von 72 Minuten lässt sich Wolves at the Door jedoch ungefähr ab Erreichen der Halbzeitmarke moralisch kaum mehr rechtfertigen.
Regisseur und Drehbuchautor rücken den panischen Überlebenskampf der vier Hauptfiguren in ein zweifelsohne fiktiv erdachtes Szenario, in dem Todesqualen zum reißerischen Effekt missbraucht werden, während aussichtslose Fluchtversuche für künstlich ausgedehnte Spannungsmomente herhalten sollen. Indem sich Leonetti und Dauberman erst darum bemühen, die realen Persönlichkeiten mithilfe von aufgesetzter Emotionalisierung zu Identifikationsfiguren zu erheben, um sie im letzten Drittel als verzweifelte, überforderte Marionetten dem sicheren Ableben auszusetzen, könnte man Wolves at the Door fast schon als Grabschändung der realen Opfer bezeichnen.
Auch der Umgang mit den Motiven und dem Vorgehen der Manson-Mitglieder erweist sich als dilettantischer Fehlschlag. Obwohl auf eine unnötig ausführliche Psychologisierung der Täter verzichtet wird, verkommen die Eindringliche zu platten, in spärlich beleuchteten Schatten auftauchenden Genre-Schablonen. Ihr Verhalten zwischen sadistisch motivierter Brutalität und befremdlichem Katz-und-Maus-Spiel mitsamt fragwürdig in die Länge gezogener Hetzjagden wirft am Ende mehr Fragen auf, als dieser vorschnell in reale Stock-Footage-Aufnahmen sowie erklärende Texttafeln überleitende Film auch nur ansatzweise beantworten könnte.
Fazit
Unter Berücksichtigung der wahren Fakten entpuppt sich John R. Leonettis „Wolves at the Door“ als manipulativ-reißerische Interpretation eines schrecklichen Verbrechens, das in billige Spannungsmomente, aufgesetzte Emotionen und abstoßende Effekthascherei übersetzt wird. Gegenüber den realen Opfern verkommt der Horrorfilm daher fast schon zur Grabschändung, bei der die unverständlichen Schicksale nach einem atmosphärisch gelungenen Auftakt zur voyeuristischen Ergötzung menschlichen Leids missbraucht werden.
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