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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Ein junges Mädchen wird vermisst. Joe, ein brutaler und vom eigenen Leben sowohl gequälter als auch gezeichneter Auftragskiller, startet eine Rettungsmission. Im Sumpf aus Korruption, Macht und Vergeltung entfesselt er einen Sturm der Gewalt. Vielleicht gibt es nach all dem Blutvergießen am Ende auch für Joe ein Erwachen aus seinem gelebten Albtraum...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Filmprämissen halten normalerweise dazu her, Interesse beim Zuschauer zu wecken, eine gewisse Zielgruppe anzusprechen und diese durch bekannte Genre-Assoziationen auf das Filmerlebnis vorzubereiten. Manchmal spielt ein Film jedoch auch mit seiner Prämisse, gibt dem Zuschauer etwas vor, was sie oder er zu kennen meint und zieht jenem dann durch einen tonalen Umschwung oder narrative Spielereien den Boden unter den Füßen weg. Solche Filme erfahren beim Mainstream-Publikum oftmals keine große Beachtung, werden auf Filmfestivals allerdings mit Preisen überhäuft.

Lynne Ramsay (We need to talk about Kevin) vollbringt mit ihrem neusten Werk A Beautiful Day (der viel schickere Originaltitel lautet übrigens You were never really here) eine ähnliche Gratwanderung. Die anfänglich bekannt anmutende Prämisse des nihilistischen Trinkers, der in dem Schutz eines jungen Mädchens erneuten Lebenssinn erfährt, stellt die Regisseurin gekonnt auf den Kopf. Das Besondere an A Beautiful Day ist jedoch, dass diese Umkehr der Erwartungen nicht durch narrative Twists geschieht, sondern durch eine inszenatorische und tonale Eigenartigkeit, die den Zuschauer entweder fasziniert gefangen nimmt oder kopfschüttelnd zurücklässt. 

A Beautiful Day konzentriert sich nicht, wie man es vielleicht erwarten konnte, auf die Beziehung des suizidalen Trinkers Joe (Joaquin Phoenix I’m Still Here) zu der jungen, missbrauchten Nina (Ekaterina Samsonov The Ticket), die er vor fiesen Ganoven schützen will, sondern taucht stattdessen primär in den zerstörten Geist von Phoenix Figur ein. Ramsay präsentiert dem Zuschauer hier eine äußerst düstere Charakterstudie, einen Abstieg in die Seele eines Menschen, der sich sein Leben nach und nach zerstört und dieses eigentlich beenden möchte. A Beautiful Day verzichtet in diesem Sinne zum Großteil auf dialoglastige Exposition und vermittelt den Gefühlsstatus der Hauptfigur primär durch den bedrückten Filmton, was gerade Hauptdarsteller Joaquin Phoenix darstellerisch eine Menge abverlangt. Der vermutlich stärkste Schauspieler unserer Zeit vollführt diesen Drahtakt aber mit links, verleiht seinem zerstörten Charakter eine Rohheit und emotionale Tiefe, die er mit subtiler Mimik und Gestik zu übertragen weiß. Joe tut uns leid, macht uns im gleichen Moment aber auch verdammt große Angst.

Es liegt also in vielerlei Hinsicht an Phoenix Darstellung, dass wir diesem unsympathischen, gar undurchdringlichen Menschen bei seiner Reise begleiten wollen, obwohl er den Zuschauer kaum an sich ranlässt, sich sogar oftmals vor ihm verschließt. Dazu trägt auch die eigenwillige Inszenierung der Regisseurin bei, die den Zuschauer durch eigenartige Schnitte und ungewöhnliche Kameraperspektiven in eine Art von Orientierungslosigkeit drängt. Die 95 Minuten von A Beautiful Day sind somit keinesfalls als angenehm zu bezeichnen, unterstreichen die emotionale Reise der Hauptfigur, die nur von einer Situation in die andere zu taumeln scheint, aber bravourös. Es ist sicher, dass Ramsay mit ihrem neusten Film vielen Zuschauern völlig nachvollziehbar vor den Kopf stoßen wird, denn A Beautiful Day zeichnet sich sowohl in emotionaler, narrativer wie auch inszenatorischer Hinsicht durch große Unzugänglichkeit und Orientierungslosigkeit aus. Dieser Film wirkt wie Hypnose, ein verworrener Weg ins eigene Unterbewusstsein, der sich schmerzhaft und oftmals unklar präsentiert, niemals anbiedern, sondern stets fodernd will, sodass der Zuschauer sich dazu aufgefordert sieht mit Gewalt in diesen Film einzudringen. Nur so kann er aus dem Gezeigten etwas herausholen.

Fazit

Mit ihrem neusten Film "A Beautiful Day“ fabriziert Regisseurin Lynne Ramsay einen emotional und inszenatorisch sehr eigenwilligen, unzugänglichen Filmbrocken, der viele Zuschauer nachvollziehbar vor den Kopf stoßen wird. Wenn man jedoch in die undurchsichtigen Gefühlswelten dieses Films gewaltsam einbricht, wird man mit einem äußerst mitreißenden Filmerlebnis belohnt, das mit Hilfe des grandiosen Hauptdarstellers sowie der einzigartigen Inszenierung einen Blick in die Gefühlswelten eines suizidalen Geistes gewährt, den man in dieser Form nur selten erleben kann. Ein mutiger, hypnotischer Film, der sich tief in das emotionale Befinden des Zuschauers hineingräbt und dieses so schnell nicht verlässt.

Kritik: Thomas Söcker

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