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Inhalt

Der westliche und der östliche Planet waren einst durch eine Himmelsbrücke verbunden. Doch ein Jahrhunderte umspannender Krieg trennte die beiden Welten voneinander und dauert noch immer an. Die Ketzerin Jeanne Kaguya d'Arc erfährt in einer Vision von einem Messias, der die Ordnung der Welt wiederherstellen und den Frieden bringen soll. Zusammen mit Leonardo da Vinci tritt sie die Reise zum östliche Planeten an und trifft auf den "größten Narren der Welt", Oda Nobunaga.

Kritik

Ihr haltet Science-Fiction- und Historienfilme für totale Gegensätze? „Nobunaga the Fool“ zeigt, dass das überhaupt nicht der Fall ist und kombiniert den klassischen Samurai-Anime mit Mecha-Elementen und (zwangsläufig) Alternativwelten.

Die Geschichte spielt sich in einer Welt ab, in der es zwei Zwillingsplaneten gibt, die als Stern des Westens und Stern des Ostens bekannt sind. Vor langer Zeit waren diese beiden Planeten über eine Himmelsbrücke namens Drachenpuls verbunden. Doch durch den seit Jahrhunderten andauernden Krieg zwischen den beiden Welten wurde die Brücke zerstört und der andere Planet ist nur noch mit Raumschiffen zu erreichen. Während der Stern des Westens kulturell der europäischen Renaissance nachempfunden ist, jedoch von historischen Persönlichkeiten wie Julius Caesar oder Alexander dem Großen regiert wird, stellt der Stern des Ostens das feudale Japan nach, das, wie in der realen Welt durch die rivalisierenden und kriegstreibenden Clans zerrüttet ist. Dort treffen wir auch den Protagonisten der Serie, den wohl berühmtesten der japanischen Daimyo Oda Nobunaga. Technologisch ist diese Welt aber sehr viel fortgeschrittener als die unsere. Fliegende Festungen, Raumschiffe und als Kriegsrüstungen bezeichnete Mechs prägen die Schlachten. Der Titel der Serie stammt von ebendiesen, denn die Kriegsrüstung Oda Nobunagas ist dank der impulsiven und unüberlegten Handlungen ihres Trägers als „The Fool“ („der Narr“) bekannt.

Die eigentliche Handlung dreht sich um Jeanne Kaguya d'Arc, die in einer Vision vom „Savior-King“ erfährt, der die Ordnung in der Welt wiederherstellen soll, weswegen sie zusammen mit dem hellseherischen Leonardo da Vinci die Reise zum Stern des Ostens antritt. Dort glaubt sie den Savior-King in Nobunaga gefunden zu haben. Die Ankunft Julius Caesars, der König Arthur als den wahren Savior-King ansieht bedeutet nichts Gutes...

Wie schon aus der Beschreibung hervorgeht, befinden wir uns nicht nur in einer Welt, die sich historisch und technologisch nicht mit der unseren deckt, sondern neben Science-Fiction- und Historien-Elementen auch Esoterik und Mystik beinhaltet. So verlässt sich Leonardo da Vinci vollkommen auf ein Tarot-Deck, aus dem er in den ersten Minuten jeder Folge eine Karte zieht, die zum Zentrum der Handlung dieser Episode wird. Auch Jeannes Visionen sind ein entscheidender Faktor im Verlauf der Serie und beeinflussen das Schicksal der ganzen Welt. Da ist es nur logisch, dass der Zuschauer einige Zeit braucht, um sich in dieses Universum einzufinden. Aber sobald das geschehen ist, bietet sich eine faszinierende alternative Welt, die mit zahlreichen Anspielungen auf die reale Geschichte zu unterhalten weiß. Schon  der unter Animefans sehr beliebte „Gintama“ befasste sich auf metaphorischer Ebene mit dem Namban-Handel und dem Einfluss der Europäer auf die japanische Kultur. Während „Gintama“ da zu großen Teilen auf Humor baute, schlägt „Nobunaga the Fool“ deutlich ernstere Töne an und schreckt auch vor dem Tod wichtiger Nebencharaktere nicht zurück.

Gerade aus den vielschichtigen Charaktertypen und der fabelhaften Figurenkonstellation schöpft die Serie ihr Potenzial. Da wäre der undurchschaubare Nobunaga, der eine besonders angespannte und bilaterale Beziehung zu seinem Mitstreiter Toyotomi Hideyoshi führt. Die wahren Motive von Julius Caesar, als er Nobunagas Schwester Ichihime durch eine diplomatische Ehe zur Frau nimmt bleiben ebenso ungewiss wie die Gesinnung des leidenschaftlichen Uesugi Kenshin. Mit der Zeit entwickelt sich ein verstricktes diplomatisches Ränkespiel, das Kenner an Akira Kurosawas Historienepen erinnern wird. Da die Geschichte ursprünglich von Shoji Kawamori als Theaterspiel konzipiert wurde ist das auch nicht verwunderlich.

Aber leider ist die gezeigte Welt dann doch nicht so ganz rund, wie sie eigentlich sein will. Besonders die esoterischen Elemente passen nicht immer ganz ins Bild, auch wenn zum Finale hin alles einen Sinn ergibt. Dennoch ist ein Tarotkarten-legender Leonardo da Vinci nicht das, was man von einem der größten Wissenschaftler und Denker der Geschichte sehen möchte. In ein derartiges Werk gehört auch ein gewisses Maß an strategischem Kriegsgeschehen, aber das muss den tragischen Resultaten der actionreichen Schlachten weichen, was auch an der Länge von bloß 24 Folgen liegen mag. Während man sich anfangs noch fragt, ob nicht auch 12 oder 13 Folgen gereicht hätten, hat man am Ende eher das Gefühl, dass einiges zu schnell abgehandelt wurde und auch die ein oder andere Figur zu kurz kam. Beispielsweise böte Ichihime noch einiges an Potenzial und Alexander bleibt, trotz seiner bedeutenden Rolle in der zweiten Hälfte der Serie, leider an Charaktertiefe deutlich hinter seinem historischen Vorbild.

Technisch ist die Serie zwar auf dem neuesten Stand, aber bekanntlich ist das nicht jedermanns Fall. Die CG-animierten Mechs bewegen sich teilweise doch recht schwerfällig und ruckelnd. Dagegen passt die Hochglanzoptik der Charaktere sehr gut ins Gesamtbild. Die musikalische Untermalung von Masaru Yokoyama ist zwar gelungen, aber bleibt auch nicht länger im Gedächtnis. Ebenso sind beide Openings und Endings bloß Mittelmaß und nicht der Rede wert.

Fazit

Nobunaga the Fool“ entführt in eine faszinierende Alternativwelt voller Anspielungen und wird sowohl Mecha- als auch Historienfans gleichermaßen gefallen. Durch eine interessante und komplexe Charakterkonzeption und -konstellation kann man über einige Mängel in der Umsetzung hinwegsehen. Dennoch wäre hier noch einiges mehr drin gewesen.

Kritik: Tobias Kiwitt

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