Vor einigen Jahren gab es den kurzlebigen Blockbuster-Trend bekannte Serienklassiker im frischen Gewand für die große Leinwand neu zu adaptieren. Mit „Charlie’s Angels“, „Wild Wild West“ oder „S.W.A.T. – Die Spezialeinheit“ gelangen damit sogar ein paar kapitale Erfolge. Natürlich war es nicht das erste (und ganz sicher nicht das letzte) Mal, dass eine TV-Serie als Vorlage für einen Kinofilm herhalten musste, aber es war genau zu dieser Zeit, als die Idee aufkam die Krimiserie „21 Jump Street“ dem Kinopublikum zu servieren. Es dauert dann allerdings doch noch etwas, bis Undercover-Cops, die sich als Schüler tarnen, ihre Ermittlungen auf Zelluloid aufnehmen konnten. Bis dahin befand sich das Projekt in der sogenannten development hell. Aus dieser heraus kam das Projekt, als sich Jonah Hill dafür interessierte. Doch dass mit Hill, dessen Leistungen in „Moneyball“ oder „The Wolf of Wall Street“ noch blanke Zukunftsmusik waren, wohl kein klassischer Krimi dabei herauskommen würde war klar und als dann noch Channing Tatum als sein Buddy ins Projekt einstieg, ahnten die meisten wohl eines: ein totales Desaster.
Doch es kam anders. „21 Jump Street“ wurde nicht nur kommerziell erfolgreich, nein, auch bei der Kritik überwiegten die positiven Meinungen. Denn der Film, der das Realfilmdebüt des Regie-Duos Phil Lord und Chris Miller („Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“) war, war nicht nur ein totaler Anarcho-Ulk, sondern auch ein gewitzter Kommentar auf sein eigenes Genre - dass der Komödie -, sowie eine sehr zielstrebige Abrechnung mit der akuten Ideenarmut Hollywoods, die seit viel zu langer Zeit originäre Stoffe ausklammerten und sich stattdessen auf Sequels, Prequels, Romanadaptionen von Bestsellern, Remakes sowie Reboots konzentrierten. Das nach „21 Jump Street“ recht bald eine Fortsetzung entstehen sollte war deswegen auch nicht sonderlich verwunderlich, denn einen Stier, der überaschenderweise viel Milch gibt, kann man ja auch mehrmals versuchen zu melken. Außerdem: warum sollten die Macher die Bühne eines zweiten Teils nicht nutzen, um sich über den Sequel-Wahn lustig zu machen? Doch damit verbunden stellt sich auch eine andere Frage: Gibt es nicht andere, clevere und kreativere Möglichkeiten, um Filmfortführungen humoristisch zu verarbeiten als, nun ja, als Filmfortführungen? Eine Frage, die mehr noch ein Vorwurf ist. Ein Vorwurf, den „22 Jump Street“ nicht wirklich entkräften kann.
Trotzdem funktioniert das hämische Spiel, vor allem auch deshalb, weil sich „22 Jump Street“ im komödiantischen Meta-Bereich auch mit anderen Trends der Popkultur beschäftigt. Vor allem die sogenannte Bromance (eine leidenschaftliche Männerfreundschaft, wie sie z.B. in „Scrubs“ oder „How I met your Mother“ tausendfach propagiert wurde) wird sich angenommen. Via Ulk wird dabei der homosexuelle Tonus dieser Freundschaften aus dem Schatten gezerrt. Elegant ist das Ganze nicht und wie bei so einigen Gagideen in „22 Jump Street“ wird’s recht schnell zu durchschaubar und vor allem zu repetitiv. Daraus resultiert dann auch eine alles überschattende Hektik, die vor allem den Showdown zu einer an den Nerven sägenden Angelegenheit macht. Das ist dann so übertrieben und über alle Maßen exzessiv, dass es zwischen parodistischer Referenz auf die letztjährigen Komödienerfolge aus den Vereinigten Staaten und unbarmherzig zähen Dadaismus umher pendelt. Es ist den Regisseuren Miller und Lord durchaus zu zutrauen, dass dies auch ihr Plan war. Ihr letzter Film „The Lego Movie“ war ebenso gewitzt wie chaotisch und stressig.
In den letzten Jahren versorgte uns die amerikanische Filmindustrie mit diversen R-Rated-Comedys. Aber egal ob „Wir sind die Millers“, die „Hangover“-Trilogie oder zuletzt „Bad Neighbors“, letztlich war das alles nur Malen-nach-Zahlen. Das Befolgen eines standardisierten Protokolls. „21 Jump Street“ und „22 Jump Street“ arbeiten und narren mit dieser Liste von Zuschauerwartungen, die abgehakt werden sollen. Alleine dieses eigene Bewusstsein verschafft den beiden Filmen eine ganz persönliche, wohltuende Note. Die kecke Beiläufigkeit, mit der die Erwartungen dann erfüllt oder eben mit großem Buhei ins Feuer geworfen werden ist launig, wird aber sicherlich das Kinopublikum spalten. Für die einen eine wohltuende Abrechnung, für andere eine laute, grölende Dummheit. Aber egal ob man jetzt vergnügt oder genervt den Abspann erreicht, den sollte sich jeder angucken. Wer selbst dort nicht die parodistische Absicht hinter „22 Jump Street“ erkennt, der hält wohl selbst „Hangover 2“ für große Komödienkunst.