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memorylab

Kritik von memorylab

Gesehen: Juni, 2022

Die 60-jährige, verwitwete Putzkraft Emmi Kurowski (Brigitte Mira) verliebt sich in den 20 Jahre jüngeren, marokkanischen KFZ-Mechaniker Ali (El Hedi ben Salem). Doch welche Diskriminierungsspirale ihre Beziehung in einem Münchener Viertel auslöst, kann Emmi nicht vorausahnen. Rainer Werner Fassbinder erzeugt diese Spirale vor allem durch die permanenten, von Borniertheit und Neid geprägten Blicke der Deutschen aus bedrückender Distanz, mit denen sie sich in Emmis Psyche hineinbohren: Eine schmerzend langsame Kamerafahrt entlang der Köpfe ihrer Familienangehörigen, beobachtende Kellner und Barkeeper, Kolleginnen, die sich von ihr während der Mittagspause abspalten – Gesten, die sie merklich zeichnen und einem die Sprache verschlagen. Zeitweise versetzt die Kamera den Zuschauer sogar selbst in die Beobachterrolle, um zu testen, ob sie besser sind als die verurteilenden Nebendarsteller.

Alis titelgebender, gebrochener Satz Angst essen Seele auf zeigt in 90 Minuten die volle Ladung an Vorurteilen gegenüber der arabischen Kultur und wie Emmi unmerklich selbst diesen Sog aufrechterhält, indem sie ihm ihre Essgewohnheiten später aufzwingt und seine Arbeitskraft den Nachbarn und ihren Kindern anbietet. Letztere dulden ihre Beziehung auch nur, damit er ihnen als Untergebener dienen kann – eine absolut dreiste Anmaßung. Die Schauspielerleistung erscheint trocken und bisweilen unheimlich robotisch in Kombination mit dem kargen Ambiente, aber all das reduziert die Dialoge und die Präsenz auf das Wesentliche herunter. Ein kalt inszeniertes Drama mit Kameraeinstellungen, die schonungslos die Intoleranz und Angst gegenüber dem Fremden präsentieren, ein Gegensteuern drastisch von der Gesellschaft verurteilt wird und 48 Jahre später an Relevanz wohl kaum verloren hat.

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