Es sollte doch ein leichter Banküberfall sein.
Wenn dem Marketingteam die Umschreibungen für eine austauschbare Geschichte ausgehen, tauchen solche Sätze auf den Postern auf, aber man muss es Michael Bay lassen. Wo sein Name zu lesen ist, bekommt man vor allem eines präsentiert: Ein pures Action-Feuerwerk und Ambulance kann definitiv als solches bezeichnet werden.
Name, Name, Name
Um eine umfassende Story wird sich nicht groß bemüht – als hätte Drehbuchautor Chris Fedak Heat gesehen und sich gefragt: Wie kommen wir schnellstmöglich zur großen Banküberfall-Szene ohne viel Schnick-Schnack? Die Charakterentwicklung wird stark abgekürzt – der Marinesoldat Will Sharp (Yahya Abdul-Mateen II) hat da noch das größte, wenn auch sehr labile, emotionale Fundament – und die Dialoge stammen eher von der Resterampe. Die abgebrühte Sanitäterin Cam (Eiza González) kann sich aus ihrem Klischee-Korsett nicht befreien und Jake Gyllenhall als Danny, dem Initiator des Raubzugs, rattert seine Rolle dienstmäßig runter mit impulsiven Schüben und absoluter Kompromisslosigkeit – und streicht nach dem letzten Drehtag schön sein verdientes Geld ein. Logiklöcher werden eiskalt ignoriert. Die Glaubwürdigkeit eines Notfall-Videoanrufs mit einem Chirurgen und zwei Ärzten, die vom Golfen abgelenkt werden, sei mal dahingestellt.
Hektik, Hektik, Hektik
Der Fokus richtet sich aber natürlich auf den Banküberfall, der wenig später in eine lange Verfolgungsjagd übergeht. Und hier wurden keine Kosten gescheut, um eine 4-Sterne-Verfolgungsjagd aus Grand Theft Auto V nachzustellen, die aber auch zu lang geraten ist. 136 Minuten ist sie auf jeden Fall nicht wert, dazu wiederholen sich die überschlagenden Polizeiautos, Helikopterflüge, Gewehrsalven und Explosionen zu oft. Vor allem ist Ambulance zu einem großen Kameraspielplatz geraten, in dem das Equipment ausgiebig getestet worden ist. Es gibt ohne Zweifel einige schöne Einstellungen vor der Bank, von der Skyline (natürlich mit Hollywood im Blick) oder der Jagd durch den Wasserkanal, aber viele, experimentelle Shots dienen nur zur Verzierung des spektakulären Gewöhnlichen. Einige Einstellungen im ersten Drittel wirken sogar unfertig und in der Kamerafahrt grob. Dass eine Drohne vertikal einen Wolkenkratzer runterfliegt, eine barrel roll vollführt, um den darunterliegenden Straßenzug zu begleiten mag cool aussehen, erfüllt aber keine weitergehende Funktion – genauso wenig wie das ständige Bewegen der Kamera. In den Actionsequenzen sind die Einstellungen schnell geschnitten, aber in den wenigen Pausen im Film kann Kameramann Roberto De Angelis sein Arbeitsutensil nicht einmal still halten, was einen unruhig im Kinosessel werden lässt.
Bass, Bass, Bass
Erstaunlicherweise macht das Sound Design da nochmal einiges wett. Die wuchtige Inszenierung des Straßenkampfes vor der Bank versprüht anfangs eine ganz klare Heat-Atmosphäre, welche sich leider allmählich erschöpft, weil die charakterliche Tiefe nicht vorhanden ist. Die Bässe halten die Verfolgungsjagd und die Aufmerksamkeit am Leben: Schwingende Rotorblätter, Kamerarotationen, Autokollisionen, jeder einzelne Schuss einer Feuerwaffe – selbst Schläge aufs Herz werden mit einer Bassdrum untermalt. Das in einem Kinosaal zu hören ist beeindruckend, teilweise absurd, aber eine sehr willkommene Ablenkung.
Wäre das Geschehen um 30 Minuten gekürzt worden, dann würde die generische Geschichte nicht so sehr ins Gewicht fallen. So wiederum ist Ambulance ein Heist-Film von Michael Bay geworden, der die berühmte Bank-Szene aus Heat extrahiert, unnötig streckt und mit konstanter Action überladen hat. Zum Glück kann das mächtige Sound Design die gröbsten Fehler des unterhaltsamen Streifens überdecken.