Inhalt
Der junge Bauarbeiter Dennis Nash arbeitet hart, um für seine Mutter Lynn und seinen Sohn Connor zu sorgen. Nach einer versäumten Zahlung kommt es jedoch zur Zwangsräumung und von einem auf den anderen Tag steht Dennis mit seiner Familie auf der Straße. Um sein Zuhause zurückzugewinnen, ist Dennis zu allem bereit und nimmt ein dubioses Jobangebot des skrupellosen Immobilienmaklers Rick Carver an: Er soll selbst beim Rauswurf von zahlungsunfähigen Familien zur Stelle sein. Bald schon plagt ihn das schlechte Gewissen, aber ein Entkommen aus dem Geschäft mit dem Teufel scheint unmöglich.
Kritik
Die im Jahr 2007 beginnende Finanzkrise und damit verbunden der Kollaps des amerikanischen Immobilienmarktes war unlängst Thema einiger Filmproduktionen. Während Filme wie „The Big Short“ oder „Der große Crash – Margin Call“ jedoch fast ausschließlich das Bankwesen beleuchten, so erscheint mit „99 Homes“ ein Werk, welches sich mit den Auswirkungen auf die Wohnsituation des einfachen Amerikaners beschäftigt. Dabei steht keine umfassende Bestandsaufnahme im Vordergrund, sondern vielmehr geht es Regisseur Ramin Bahrani („Um jeden Preis“) darum, die Folgen der Krise anhand eines Einzelschicksals fühlbar zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei Andrew Garfield („The Social Network“), der nach der Räumung seines Elternhauses alles tut um an Geld zu kommen und deswegen sogar für den skrupellosen Immobilienmakler Michael Shannon("Midnight Special") arbeitet, der für die Räumung verantwortlich war. Der Grundstein für ein vielversprechendes Drama wäre somit gelegt.
Den emotionalen Zündstoff, der durch diese simple Prämisse entsteht, entzündet der Regisseur immer wieder. Zwar verläuft die Handlung über weite Strecken sehr vorhersehbar, doch gelingt es „99 Homes“ durch die Konfrontation beider Parteien immer wieder für mitreißende und intensive Momente zu sorgen. Wenn der Protagonist beispielsweise am Parkplatz eines Motelkomplexes, einem Auffangbecken für Vertriebene, auf eine Familie trifft, die er selbst aus ihrem Haus geschmissen hat, dann sind das Momente in denen der Zuschauer ebenso wie die Hauptfigur gar nicht weiß, was genau er fühlen soll. Einerseits macht er alles für seinen Sohn und seine Mutter, anderseits tut er den Leuten damit genau das an, was auch er selbst erleben musste. Momente wie diesen gibt es einige und trotz des etwas plakativen Aufbaus sind es die wirkungsvollsten des gesamten Films.
Trotz einiger gelungener Momente läuft „99 Homes“ nicht völlig rund. Der innere Konflikt des Protagonisten wird zwar glaubhaft und überzeugend ausgearbeitet, doch gerade in der zweiten Hälfte agieren einige Nebencharaktere auf nur schwer nachvollziehbare Weise. Dabei macht es sich der Regisseur zu leicht. Indem er den vorausgegangenen Charakteraufbau schlichtweg unter den Tisch kehrt, verstärkt er den zentralen Konflikt des Films, tut das aber zu Gunsten seiner eigenen filmischen Logik und erzeugt dadurch final auch einen Eindruck von Unglaubwürdigkeit. Auch das Ende kann nicht vollends überzeugen. So wird der moralische Zwiespalt der Hauptfigur zwar aufgelöst, die konkrete Situation in der er steckt jedoch nicht zu Ende gedacht. Dadurch hängt der Film gegen Ende seltsam in der Luft und wirkt beim Einsetzen der Credits ein Stück weit unabgeschlossen.
Fazit
„99 Homes“ ist ein sauber inszeniertes, ordentlich gespieltes und stellenweise auch sehr mitreißendes Drama. Problematisch wird es bei den nicht immer nachvollziehbar handelnden Figuren und dem nicht zu Ende gedachten Schluss. Die am finanziellen Ruin einer Familie ansetzende Handlung bietet jedoch trotz ihrer Vorhersehbarkeit genügend intensive Momente, um den Film letztlich sehenswert zu machen.
Autor: Dominic Hochholzer