„All animals are equal“
Animal Farm, verfasst 1945 vom britischen Schriftsteller George Orwell, gilt als eine der bedeutendsten dystopischen Geschichten des 20. Jahrhunderts und wird oft im gleichen Atemzug mit Titeln wie Brave New World, 1984, oder Fahrenheit 451 genannt. Auf den ersten Blick handelt es sich hierbei nur um eine Fabel, die ein allzu menschliches Problem auf den Mikrokosmos Farm projiziert. Blickt man jedoch auf den historischen Kontext, so erkennt man recht schnell, dass die Geschehnisse auf jener Farm einen weitaus ernsteren Hintergrund haben, denn Orwell beschreibt im Grunde eine Parabel zu der Geschichte der Sowjetunion. Der Aufstand des Proletariats, welches die alten Ketten abwirft und neue Freiheit erlangt, wird Stück für Stück pervertiert und in ein neues, nicht minder totalitäres, System gerückt.
Symbolisiert wird das ganze in der Geschichte durch die Schweine der Farm, welche, unter Anführer Napoleon, langsam die Kontrolle über die Farm an sich reißen. Die einst aufgestellten Regeln, wie etwa „No animal shall kill another animal“, werden so im Laufe der Zeit gebogen und verdreht, bis die einstigen Ideale der Revolution nur noch zu erahnen sind.
Optisch erinnert der Zeichentrick Film aus dem Jahre 1954 an eine B-Produktion von Disney. Die Hintergründe sind für gewöhnlich recht hübsch gezeichnet, doch den Tieren fehlt es oft an Details, um als eigenständige Charaktere lange im Gedächtnis zu bleiben. Ganz grausig fallen darüber hinaus die menschlichen Figuren aus, welche sehr grobschlächtig gezeichnet sind. Das passt zwar zum Stile des Films, schließlich spiegelt dieser die Sicht der Tiere auf ihren alten Peiniger wieder, dennoch kommt man nicht umher das Alter des Films im Animationsstil wieder zu erkennen.
Etwas unschön ist ebenfalls der Umstand, dass die Figuren sehr stark nach ihrer Gesinnung hin gezeichnet sind. Noch bevor Napoleon, der spätere Herrscher über die Farm, ein einziges Wort gesprochen hat, weiß jeder Zuschauer um seinen Charakter, weil er im buchstäblich ins Gesicht geschrieben ist. Etwas mehr Finesse wäre hier schön gewesen, da es stellenweise so wirkt, als würde man dem Zuschauer nicht zutrauen selbst hinter die Fassade jener Figuren blicken zu können.
Unterstrichen wird das Ganze von der Musik, welche, typisch für die damalige Zeit, sehr schwermütig daher kommt. Tatsächlich scheinen einzelne Dur-Akkorde nur in einem kurzen, fröhlichen Moment hervor, unmittelbar nach der Revolution. Dies ist zum einen zwar recht konsequent, schließlich ist der Grundton der Geschichte recht bedrückend, aus der anderen Seite nimmt es späteren Szene auch ein bisschen die Wucht, da der Zuschauer bereits in einer melancholischen Grundstimmung ist, dank der stetigen schwermütigen Musik.
Bleibt letzten Endes nur noch eine Frage: Hat Animal Farm, 70 Jahre nach der Veröffentlichung des Romans, heutzutage noch den gleichen Stellenwert ?
Die Februarrevolution ist Geschichte, Stalin ist tot und die Sowjetunion wurde aufgelöst, doch auch in unser modernen Welt gibt es totalitäre Regime, die das Volk brutal unterdrücken.
Animal Farm lehrt uns keine Herde von Schafen zu sein, welche gehorsam Parolen vor sich her plappern.Der Film lehrt uns der Obrigkeit nicht blind zu vertrauen, sondern selber nachzudenken und vor allem lehrt er uns, dass ein Regime, egal wie mächtig es ist, gegen die vereinte Kraft seiner Bevölkerung wehrlos ist. All dies mag für ein Kind vermutlich nicht sofort ersichtlich sein, doch die Botschaft des Films ist auch heute so eindringlich wie vor 70 Jahren und darauf kommt es letzten Endes doch an.
„[...], but some animals are more equal than others“