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Inhalt

Der erfolgreiche Motivationstrainer und Bestsellerautor Michael Stone reist durch Amerika und begeistert mit seinen Vorträgen unzählige Menschen. Viele hoffnungslose Fälle hat er durch sein Buch erlöst, doch nun scheint er selbst in eine große Krise zu geraten. Während er anderen Menschen hilft, wird sein Leben immer leerer und bedeutungsloser. Müde vom vielen Reisen, gelangweilt von seinem Leben als Familienvater, kommen ihm alle Menschen gleich vor. Als plötzlich in einer weiteren einsamen Nacht die schöne und lebendige Stimme einer Frau in sein Hotelzimmer dringt, schöpft er neue Hoffnung. Die unwiderstehliche Stimme gehört Lisa, die in einem Call-Center arbeitet und extra für Michaels Vortrag von weit her angereist ist. Michael ist überzeugt: Mit Lisa kann er einen Neustart wagen.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Für seine wirren, komplexen Gedankenspiele ist Charlie Kaufman schon längst bekannt. Er schrieb die Drehbücher zu Filmen wie "Being John Malkovich", "Adaptation", "Vergiss mein nicht!" und "Synecdoche, New York", bei letzterem führte er auch erstmals selbst Regie. Allesamt Werke, die auf ihre Art sehr einzigartig sind. Aber eben auch so speziell, dass sie die Kassen kaum klingeln lassen. Schwierig also, von einem Studio grünes Licht zu erhalten, daher griff Kaufman 2012 auf Kickstarter zurück, um seinen neuen Film "Anomalisa“ darüber zu finanzieren. 200.000 Dollar waren das Ziel, zusammen kamen jedoch knapp 400.000 Dollar. Genug also, um sein Herzensprojekt zu verwirklichen, fernab von Auflagen eines Studios, ganz nach eigenen Wünschen.

"Anomalisa“ ist Kaufmans erster Animationsfilm, die Regiearbeit hat er sich mit Duke Johnson geteilt. Der Film basiert auf ein Theaterstück Kaufmans und war ursprünglich als 40-minütiger Kurzfilm vorgesehen. Doch da die Kickstarter-Kampagne reichlich Geld reinspülte und im Nachhinein noch weitere Finazoren hinzukamen, die das Budget auf rund 8 Millionen Dollar aufpumpten, wurde der Stoff auf 90 Minuten gestreckt.

Visuell ist "Anomalisa" großartig geworden. In Stop-Motion-Technik sehen wir hier Puppen, die aus dem 3D-Drucker entstanden sind und mitsamt ihrer Umgebung für unglaublich viel Detailreichtum und Natürlichkeit sorgen. Mit der Zeit vergisst man auch schon beinahe, dass es sich hier nicht um echte Menschen handelt, da die Gefühlswelt so glaubwürdig transportiert wird. Lediglich die (künstlerischen?) Einschnitte im Gesicht der Figuren rütteln uns dann doch wieder wach, was dem Erlebnis aber keinen Schaden tut.

Aber auch die Geschichte ist nah an der Wirklichkeit und dem Alltag unserer Gesellschaft entsprungen. Angesiedelt ist "Anomalisa" im sogenannten Fregoli Hotel, in dessen Namen bereits ein Hinweis auf das Problem des Hauptcharakters Michael steckt. Fregoli nennt man nämlich ein Syndrom, bei welchem die betroffenen Menschen aus ihrem Umfeld nur noch als ein und dieselbe Person wahrnehmen, lediglich in unterschiedlicher Verkleidung. Ob Michael nun tatsächlich an solch einer psychischen Krankheit leidet spielt hierbei keine Rolle, vielmehr steht das Problem für den Verlust der Identität unserer Gesellschaft. Michael steckt in einer Midlife-Crisis, in welcher ihm alles langweilig, gleichgültig, austauschbar und dumm erscheint, jede Person ist gleich, Individualismus gibt es im tristen Alltag des Protagonisten nicht. Dabei bedient sich "Anomalisa" eines cleveren Stilmittels, bei welchem alle Charaktere außer Michael (David Thewils) von ein und demselben Sprecher synchronisiert werden (Tom Noonan). Auch die Gesichter weisen tatsächlich die immer gleichen Züge auf, egal um welche Person es sich handelt. Das hat zu Beginn eine faszinierende Wirkung auf den Zuschauer wenn er Michael in seiner eigenen, quälenden Isolation beobachtet.

Als Michael dann plötzlich und unerwartet eine neue, fremde Stimme vernimmt (Jennifer Jason Leigh), gibt ihm das wieder Hoffnung seiner tristen Lage zu entkommen. Es entsteht auch eine kleine Romanze mit einer ihn faszinierenden Frau, welche letztendlich sogar in einer recht grafischen Sexszene mündet. Unterstreicht zwar den erwachsenen Ton des Films, wirkt dennoch ein wenig unpassend und hätte in der Form gar nicht sein müssen. Denn auch ohne den Sex funktioniert die kleine Liebelei zwischen den Puppen recht gut und weiß zu berühren.

Auf seiner Gefühlsebene funktioniert "Anomalisa" insgesamt recht gut, enttäuschen tut er dafür aber aus narrativer Sicht. Zwar werden diverse Probleme in den Raum geworfen, die teilweise auch den einen oder anderen Gedankengang zulassen, jedoch auf sehr seichter, simpler Ebene. Gerade hier hätte man von Charlie Kaufman mehr erwarten dürfen, zeigte er sich in seinen früheren Filmen weitaus kreativer, tiefgründiger und komplexer. Auch ist spürbar, dass der Stoff ursprünglich für einen kürzeren Film vorgesehen war. Kann man sich auf die Emotionen einlassen, spielt das vermutlich keine große Rolle, wen die Puppen-Romanze jedoch kalt lässt wird "Anomalisa" wohl als zu lang empfinden.

Fazit

Wer erneut eine komplex strukturierte Geschichte von Charlie Kaufman erwartet, dürfte von "Anomalisa" ein wenig enttäuscht werden. Zu dünn ist die Handlung, zumindest gemessen am sonstigen Kaufman-Standard, trotz einiger interessanter Ansätze und mehrdeutiger Ideen. Dafür punktet der Film auf emotionaler Ebene, mit seinen liebevollen Charakteren und seinem handwerklich sehr kreativen und detailreichen Design. Mehr fühlen, weniger denken. Eines ist "Anomalisa" gewiss: anders. Und damit sicherlich lohnenswert, gesehen zu werden.

Kritik: Sebastian Stumbek

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