Inhalt
Aus dem Nichts zerbricht Katjas Leben: Ihr Mann und ihr Sohn sterben bei einem Bombenanschlag. Die Polizei fasst zwei Verdächtige: Ein junges Neo-Nazi-Paar. Katja will Gerechtigkeit - für sie gibt es keine Alternative.
Kritik
Die ARD versuchte sich bereits mit einem Dreiteiler am Thema der NSU-Attentate. Es gab jeweils einen Film über die Täter, die Opfer und die Ermittler. Ein Projekt das größtenteils gelobt wurde, auch weil es sich so gut es ging an die bekannten Fakten hielt. An Fakten ist Fatih Akin bei seinem Aus dem Nichts nicht interessiert. Seine fiktive Geschichte, die so oder so ähnlich aber auch Realität sein könnte, folgt nicht dem Anspruch eine filmische Aufklärung zu sein. Der Film ist mehr ein Kommentar zur Situation rund um NSU, Terrorangst und die Trauer, die davon ausgelöst wurde. Ein Kommentar der sich in der Subjektivität des Films befindet, denn die Handlung wird ausnahmslos aus der Sicht der trauernde Mutter und Witwe erzählt.
Da macht es auch Sinn, dass die Figuren, die nicht auf ihrer Seite agieren (z.B. der Verteidiger der mutmaßlichen Attentäter) als fast schon überzeichnete Unsympathen dargestellt werden. Akin stellt sich mit seinem Film komplett auf die Seite der Opfer. Er zeigt die Ohnmacht, den Schmerz genauso wie den Zorn. Dass dies so gut gelingt, liegt neben seiner Regie vor allem an Hauptdarstellerin Diane Kruger. Die bekam für ihre Leistung in Aus dem Nichts bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes den Darsteller-Preis. Womit? Mit Recht.
Krugers Performance ist wirklich sensationell gut. Sie verleiht der Figur dank ihres Spiels unglaublich authentische und vielseitige Facetten. Allein der Wandlung zwischen Trauer und Wut zu zusehen erweist sich als spannendes und einnehmendes Erlebnis, das dem Film eine ungeheure Kraft verleiht und im wohligen Kontext zur 3-Akt-Dramaturgie steht, die Akin hier benutzt, um seine reduzierte Geschichte an den Mann, bzw. Zuschauer zu bringen. In diesem Konstrukt zeigt er auch die Facetten von Rassismus und hat in einer kurzen aber eindringlichen Szenen sogar noch die Ambition sich mit der Ohnmacht der Täter-Angehörigen kurz aber prägnant zu beschäftigen. Das alles gelingt Akin ohne die Verwendung von Pathos und prätentiösem Getue. Richtig stark.
Fazit
Fatih Akin hat keinen Bock auf Objektivität. Sein Drama suhlt sich regelrecht in Subjektivität. Dabei ist jederzeit eine durchaus energetische Wut, aber auch eine gewisse Angst zu spüren, die „Aus dem Nichts“ regelrecht antreiben. Richtig gut macht den Film aber tatsächlich erst Diane Kruger, die nicht selten als Anti-Darstellerin bezeichnet wird. Akin schafft diese Bezeichnung aber aus der Welt. Kruger darf facettenreich agieren und überzeugt in jedweder Form, egal als ob seelisch zertrümmerte Person, oder als Racheengel, ohnmächtig und gleichsam berauscht von den eigenen Gefühlen. Starke Leistung in einem starken Film
Autor: Sebastian Groß