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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Berlin in den 1920er Jahren: Nach vier Jahren Haft wird der Lohnarabeiter Franz Bieberkopf aus dem Gefängnis entlassen und mit der Realität des modernen Alltags konfrontiert. Mit dem Versuch eine neue Existenzgrundlage zu schaffen, beginnt Franz ein neues Leben, doch dauert es nicht lange und so fällt er erneut der Metropole Berlin  und ihren Schattenseiten zum Opfer.

Kritik

In der vierzehnteiligen Fernsehverfilmung von Berlin Alexanderplatz versucht Regisseur Rainer Werner Fassbinder (Die Ehe der Maria Braun) der gleichnamigen Romanvorlage von Alfred Döblin möglichst treu zu bleiben. Protagonist Franz Bieberkopf wird als unsympathische dennoch interessante Figur gezeichnet. Der Zuschauer verabscheut seine Verschrobenheit und seine brutale Natur, gleichzeitig schafft es Fassbinder eine Neugier im Publikum zu entfalten, bei der man unbedingt wissen möchte, wie sich der Ex-Häftling in der modernen Metropole Berlin zurechtfindet. Franz ist frei und gefangen zugleich. Während sein Körper durch die Stadt marschiert und von dem lebhaften Alltag immer wieder überrumpelt wird, steht er mit seinem Geiste noch teils in seiner Gefängniszelle. 

Berlin Alexanderplatz lässt sich für die Charakterentwicklung Zeit und ist generell ruhig erzählt. Dennoch folgt man der persönlichen Irrfahrt Bierberkopfs mit einer gewissen Spannung, die sich über die Dauer von mehr als 15 Stunden erstreckt. Das Stadtleben der 1920er Jahre wird dabei als rau und düster dargestellt. Depression, Trauer und Angst spiegeln sich in den gefilmten Bildern wieder. Die Schauplätze sind meist heruntergekommen, dunkel und besitzen eine unangenehme nahezu böse Aura. Die Atmosphäre Berlins überkommt das Publikum und lässt es Bieberkops Schicksal schier am eigenen Leibe nachempfinden. Berlin Alexanderplatz ist für seine Zeit dreckig, pietätlos und moralisch verwerflich, doch genau dies sind die Eigenschaften des Protagonisten, sei es nun der Roman oder die Fernsehverfilmung. 

Mit Peer Raben (Querelle) hat die Fernsehverfilmung einen Komponisten an Board, der weiß wie man dem Zuschauer einen prägsames Musikstück ins Ohr setzt. Der trostreiche Soundtrack lässt eine Art Heimatsgefühl aufkommen, sodass sich das Publikum nach wenigen Stunden in dem tristen Berlin der 20er fast wie zuhause fühlt. Außerdem bekommt man mit Richard Tauber, Richard Strauss oder sogar Kraftwerk einige klanghafte Güter der deutschsprachigen Kultur geliefert. 

Die Wahl der Darstellung des Franz Bieberkopf durch Günter Lamprecht (Das Boot) ist absolut opportun. Die Rolle des zerissenen Lohnarbeiters ist perfekt auf ihn zugeschnitten und lässt ihn den Großteil der Screentime dominieren. Die geplagte Seele des Protagonisten lässt sich aus seiner Mimik lesen und in manch einer Szene, wo Bieberkopf mal wieder für einen Moment den Verstand verliert und sein Drang zur Gewalt mit ihm durchgeht, hinterlässt einige einprägsame prekäre Momente.  Hanna Schygulla (Schatten der Vergangenheit) gibt eine solide Darstellung als ehemalige Geliebte Eva ab, die das so schon äußerst aufgewirbelte Leben von Franz Bieberkopf nur noch komplizierter macht. Mit Gottfreid John (James Bond 007 -Goldeneye) gesellt sich zudem ein sehr sehenswerter Schauspieler in den Cast und kann seinem Ruf durchaus gerecht werden. Als hinterlistiger Kleinganove, dem jegliches geschenktes Vertrauen missfällig ist, überzeugt der gebürtige Berliner mit Bravur. Neben dieser dreiköpfigen Figurenkonstellation füllen noch etliche weitere Darsteller das Ensemble, die jedoch alle hinter den dominierenden Auftritten Lamprechts in den Hintergrund fallen.  

Fazit

Häufig heißt es, dass die Deutschen kein gutes Fernsehen produzieren können. Die 14-teilige Fernsehverfilmung "Berlin Alexanderplatz"  ist eines der Paradebeispiele, die das Gegenteil beweisen. Schon 1980, noch vor der Ära des Quality-TV, hat es Rainer Werner Fassbinder geschafft, aus dem gigantischen Pool brillianter deutscher Literatur ein Werk dem Ruf gerecht auf die kleine Leinwand zu übertragen. "Berlin Alexanderplatz" fordert Geduld und viel Sitzfleisch, doch zahlt sich diese Investition am Ende alle Mal aus. 

Kritik: Oliver Koch

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