Der König ist tot. Die Bürde des tragischen Krebstodes von Chadwick Boseman, dem ersten Kino-Black Panther, schwebt über Black Panther: Wakanda Forever. Es gibt kein anderes Thema. Hart, aber verständlich, immerhin wurde Boseman durch die Rolle und den immensen Erfolg des Vorgängers zu einer Leitfigur erkoren. Eine Leitfigur, die, aus unserer Perspektive, plötzlich entrissen wurde. Black Panther: Wakanda Forever betrauert den Tod von T‘Challa und damit auch Boseman ausgiebig, respektvoll und mit Würde. Doch irgendwann übermannt die Bürde die Geschichte. Will sagen: Das Neue wird von der Trauer nach dem Alten fast erstickt.
Es war gewiss unheimlich schwer, diesen Film zu realisieren, doch die Macher*innen müssen sich dennoch den Vorwurf gefallen lassen, dass ihnen mit der Fortsetzung das Würdigen und Betrauern des Vergangenen besser gelungen ist, als die Fortführung in Richtung Zukunft. Klar, wir bekommen einen neuen schwarzen Panther, es werden neue und alte Figuren positioniert und weitere Wegweiser für die kommenden MCU-Spektakel aufgestellt. Diese Erweiterungen verkommen erzählerisch allerdings zu einer Zweckdienlichkeit, verbreitern die Trägheit des Films, der mit über 160 Minuten nicht nur fünf Minuten zu lange geraten ist. Die eigentliche Story des Films mag auf den Papier Großes bedeuten und ankündigen, aber auf der Leinwand scheint das nicht durch.
Diese fast drei Stunden werden mit viel gefüllt, aber nur wenig davon gelingt es die eigene Gewichtung zur transportieren. Enttäuschend, denn als reines Event-Spektakel ist der Film ganz und gar nicht konzipiert. Action? Es ist absolut in Ordnung, wenn man Action gezielt und vielleicht reduziert einsetzt, aber Co-Autor und Regisseur Ryan Coogler (Creed - Rocky's Legacy) liefert meist nur Schnittgewitter ab, die die im Grunde wirklich sehenswerten Kampfeinlagen verderben. Auch das eigentlich gigantische Finale wirkt seltsam klein gehalten und abgebremst. Da wäre mehr drin gewesen, auch wenn der Film durchaus eins, zwei hübsche Zeitlupen-Aufnahmen besitzt.
Auch besitzen tut der letzte Film der nicht sonderlich überzeugenden Phase 4 von Marvel selbstverständlich einen Schurken. Die waren noch nie die das Beste im MCU, aber der ersten Teile hatte mit Michael B. Jordans Killmonger den besten Bösewicht im Franchise. Daran reicht auch der Ozeanmensch Namor nicht ran. Aber im Vergleich mit anderen Widersachern aus dem MCU ist er wirklich einer der besseren. Seine Motivation ist verständlich, seine Kräfte zumindest gut umgesetzt und Darsteller Tenoch Huerta (The Forever Purge) macht seine Sache auch gut. Leider geht das Script nicht tief genug. Namor hätte das Zeug gehabt so überzeugend zu sein, wie Killmonger, aber es fehlte die Konzentration. Wie gesagt, das Vergangene erfährt mehr Sorgfalt, als das Neue.
Während man, wie so oft bei MCU-Filmen, die schwankende Effektqualität noch bemängeln könnte, sollen die letzten Worte dieser Kritik mit Lob enden. Black Panther: Wakanda Forever hat starke Frauen im Cast. Die meisten, wichtigen Figuren sind nicht nur schwarz, sondern auch weiblich. Das Ganze wirkt ungezwungen und organisch. Kein Zwang lässt sich ausmachen und auch wenn Angela Bassett (Gunpowder Milkshake) als Königin von Wakanda fast ein wenig zum Overacting neigt, gelingen ihr doch die emotionalsten Momente des Films, der bedauerlicherweise auch wieder Figuren zurückbringt und einfügt, die nur im Film sind, weil irgendwann ihre Geschichte in einer bereits existieren oder brandneuen MCU-Serie von Disney+ weitergesponnen wird. Jetzt endet die Kritik doch noch mit Tadel. Egal, sehr viele Zuschauer*innen werden gewiss mit dicken Tränen das Kino verlassen. Wir können halt nicht alle weinen ... oder König werden.