Wer nach Rental und Barbarian noch immer glaubt, dass die Überbelegung eines AirBnB kaum der Rede wert sei, dürfte mit erstaunlichem Optimismus durchs Leben gehen – und bei der Sichtung von Bone Lake mehr als einmal zusammenzucken. Regisseurin Mercedes Bryce Morgan knüpft an die Tradition des Genres an, das zu Beginn stets mit dem Versprechen eröffnet, dass vor dem Abspann reichlich Blut fließen wird. Die ersten Minuten, in denen kompromisslose Härte aufblitzt, lassen die Herzen von Kunstblut-Fans höherschlagen. Danach tritt die Erzählung jedoch abrupt auf die Bremse und bewegt sich über längere Zeit in deutlich ruhigerem Fahrwasser.
Im Zentrum stehen lediglich vier Figuren, genauer gesagt zwei Pärchen, die ein Wochenende an einem abgelegenen See verbringen. Schnell zeigt sich, dass nicht nur die isolierte Umgebung eine latente Bedrohung birgt, sondern auch die Dynamik innerhalb der kleinen Gruppe. Morgan versucht, erotische Spannung und unterschwellige Konflikte zu erzeugen. Das gelingt teilweise, wirkt aber oft bemüht, da die Dialoge über Vertrauen, Nähe und Begehren eher wie ein Vorwand erscheinen, um den späteren Gewalteskalationen eine Grundlage zu geben. Viele Szenen scheinen darauf zu warten, dass der überkochende Höhepunkt endlich erreicht wird, wodurch manche Beziehungsgespräche unfreiwillig komisch wirken.
Nach rund siebzig Minuten entfesselt Bone Lake schließlich das, worauf Genre-Fans gewartet haben: bluttriefendes Chaos. Den Auftakt bildet eine Enthüllung, die inhaltlich wenig raffiniert, durch ihre Dreistigkeit aber unterhaltsam wirkt. Danach geht es Schlag auf Schlag – Messer, Axt, Kettensäge und sogar eine Schiffsschraube kommen zum Einsatz. Trotz der kompromisslosen Mittel bleibt der Tonfall verspielt; Morgan inszeniert die Exzesse mit einem Augenzwinkern, sodass spätestens im dritten Akt klar wird, dass der Film ironischer gemeint ist, als der düstere Beginn vermuten ließ.
Das Ensemble leistet solide Arbeit, hinterlässt jedoch keine bleibenden Eindrücke. Auch die Inszenierung verzichtet bewusst auf übertriebene Spannung, wodurch der finale Ausbruch drastischer wirkt, als die vorherigen 70 Minuten vermuten ließen. Am Ende stehen sich Täter und Opfer vergleichsweise ebenbürtig gegenüber – ein Detail, das man als ironischen Kommentar auf typische Slasher-Rollen interpretieren kann, das jedoch nicht ausreicht, um die erzählerische Schwäche des Films zu überdecken.
Bone Lake ist ein Werk, das zwischen Humor und Horror pendelt. Wer sich auf den eigenwilligen Rhythmus einlässt, wird mit unterhaltsamen Momenten belohnt, doch der Film wirkt insgesamt unausgegoren: Mittelteil und Figurenzeichnung lassen Luft nach oben. Am Ende bleibt ein Film, der solide Laune bereitet, sich aber kaum über das Mittelmaß hinaushebt. Für Fans des Genres mag Bone Lake kurzweilig sein, für alle anderen wird der Film wohl eher ein etwas zähes Vergnügen bleiben – ein Horrorfilm, der durchaus unterhält, aber nie ganz überzeugt.