MB-Kritik

Carole & Grey 2024

Comedy

Jon Bass
Steve Buscemi
Mary Wiseman
Rosaline Elbay
Dario Ladani Sanchez
Alex Mickiewicz
Sebastian Arroyo
Michael Buscemi
Natalie Liconti
Viktorija Mickute
Rhys Mitchell
Doug Moffitt
Martin Urbano

Inhalt

Die für TikTok gemachten, skurrilen Abenteuer eines Mannes, der den Hund des Freundes seiner Ex-Freundin durch ganz New York City holt.

Kritik

Wirft man einen Blick auf die Stilistik, Story und Struktur der chaotischen Comedy, für die der vorwiegend durch TV-Serien und Nebenrollen (un)bekannte Jon Bass (She-Hulk: Die Anwältin) neben der Hauptrolle erstmals Regie und Drehbuch übernahm, wappnet man sich schon innerlich für das Resultat. So verdächtig riecht das nach einem Ego-Trip und Gimmick-Projekt mit seiner schicken Schwarz-Weiß-Optik, dem Schauspieler-Semi-Star als Auteur und Social Media Aufhänger. Ein für TikTok geschaffener Zusammenschnitt von 45 Clips, ohne eine richtige Story?

Die Ereignisse, die üblicherweise eine solche abgegeben hätten, liefert Bass‘ die Vierte Wand routiniert durchbrechende Alter Ego Grey in Zeitraffer als Exposition. Sein Kumpel Dario (Dario Ladani Sanchez, Dear Edward) ihm Freundin Silvie (Rosaline Elbay, Jagged Mind) abgeworben, was Grey trotz inneren Unwohlseins herunterspielt, um Dario nicht zu verletzen. Klarer Fall von passiv-vermeidender Persönlichkeitsproblematik, die darin gipfelt, dass Grey für das Liebespärchen Dogsitter spielen soll. So macht er sich auf den Weg, begleitet von Bestie Carole (Mary Wiseman, Marriage Story).

Als psychologisch polare Persönlichkeit ist ihre Aufgabe, ihrem co-abhängigen Co-Titelhelden mehr Selbstbehauptung und Selbstschutz beizubringen. Beider urbane Odyssee ist insbesondere dank Wisemans komödiantischen Können nicht nur unerwartet amüsant und bei einer Laufzeit von knapp über einer Stunde enorm kurzweilig. Die mit sprühenden Dialogen unterlegte Verkettung kurioser Kleinkapitel basiert auf der - zum Ende leider überdeutlich ausformulierten - Botschaft, dass platonische Liebe genauso wertvoll ist wie romantische. Vielleicht sogar wertvoller. In Zeiten neo-konservativer Nostalgie ist das schon viel.

Fazit

In Retrospektive ist es eigentlich verwunderlich, dass ein - obzwar reichlich knapper - Spielfilm im TikTok-Format erst jetzt auf die Leinwand kommt. Das auf den vertikalen Mobile Screen begrenzte Bildfeld mag für eingeschworene Kino-Fans gewöhnungsbedürftig klingen, ist es aber nicht. Im Gegenteil hätte die skurrile Schwarz-Weiß-Szenerie durchaus mehr technische Innovation vertragen. Der temporeichen Unterhaltung des selbstironischen Quickies tut dies indes kaum Abbruch. Die komödiantische Chemie zwischen den Hauptdarstellenden ist sitzt so perfekt wie das herrlich unromantische Fazit.

Autor: Lida Bach
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