Im wahrsten Sinne des Wortes lebt der NASCAR-Rennwagen Lightning McQueen ein Leben auf der Überholspur. Als Jungstar aufgestiegen, hat der rote Flitzer ein dreifaches Unentschieden beim „Piston Cup“ erreicht – die Entscheidung steht also noch aus und soll bei einem Entscheidungsrennen in Los Angeles ausgefahren werden. Doch wird McQueen bei der Überführung von seinem Transporter getrennt und landet orientierungslos im Wüstenkaff „Radiator Springs“. Dort zerstört er die einzige Zufahrtsstraße und wird zu deren Reparatur verdonnert. Gleichzeitig muss er mit den bäuerlichen Marotten der heimischen Rostlauben zurecht kommen, lernt aber bald deren Charakterzüge zu schätzen.
Wäre Michael J. Fox als Auto zur Welt gekommen, hätte er wohl ohne Probleme die Hauptrolle in „Cars“ gespielt. So viele Parallelen sind in der Story des Pixarfilmes zu dem 91er Komödienkleinod „Doc Hollywood“ zu finden, dass man unweigerlich Vergleiche zieht. Dass die Adaption gut funktioniert, kann sich Pixar durch seine klare Figurenzeichnung auf die Fahnen schreiben. Auch hier kann man die Filme gegeneinander austauschen, denn die Figuren sind mit der weiblichen Motivationsrolle, dem grießgrämigen Alten oder den ausgeflippten Nebenrollen recht ähnlich konstruiert. Und wenn des Zuschauers Sympathieempfinden geneckt wird, um festzustellen, wie oberflächlich das „große Leben da draußen“ plötzlich geworden ist, dann findet man die kleinbürgerlichen Motive hier wie dort wieder.
Was in der Animationsvariante besser funktioniert, ist die Vorbereitung der Storyelemente. Diese sind eindeutiger gekennzeichnet, so wird schnell deutlich, wie einsam der Rennflitzer eigentlich ist und nur von seinem schleimigen Agenten als „Freund“ bezeichnet wird. Danach wird es wieder altbekannt, zumindest beim essentiellen Teil der Geschichte. Vordergründig ist der Humor etwas klarer definiert und auch unterhaltsamer vorgetragen worden. Das sind keine Schenkelklopfer, aber sympathische Gags, die wir von Pixar gewohnt sind, ebenso wie deren dramaturgischen Erfahrungen, die fast selbstredend gegen Schluss zur Geltung kommen.
Weniger stimmig, aber umso bunter, kann man das Design des Films in sich aufsaugen. Grafisch ist das sehr gelungen, und auch eine abendliche Farmlandschaft weiß die Augen zu begeistern, dennoch bleibt vieles sehr bunt gefärbt und hat auch schon im Merchandisingmarkt für Rekordverkäufe gesorgt. Das ist gar für Pixarverhältnisse auffällig inkonsequent gestaltet worden, kann aber auch als gelungene Abwechslung durchgehen. Ansonsten ist die sonstige grafische und animatorische Qualität wieder auf hohem Niveau angesiedelt, so dass man wieder lobhudelnd mit der Zunge schnalzt.
Kommen wir mal zu den Sprechleistungen. Hier muss leider vermeldet werden, dass sich englische und deutsche Version ordentlich voneinander unterscheiden. Während die Qualität im Original gewohnt hochwertig geworden ist, ist das deutsche Pendant ein mittelgroßes Desaster geworden. Das liegt nicht an den Parts, die die routinierten Synchronsprecher eingesprochen haben, sondern mehr an den Gastrollen. Da hat man zwar die deutschsprachige Prominenz der Formel 1 zusammengesucht, aber wenn ein Niki Lauda oder Michael Schuhmacher ihre paar Sätze vortragen, klingt das auch nicht besser wie ein Vortrag, den ein schüchterner Schüler vor versammelter Klasse halten muss. Zum Glück sind die Auftritte kurz gehalten, dass man das Feld den Routiniers überlassen hat und keine Komplettkatastrophe geworden ist. Das klingt im Original einfach besser, da auch ein ganzes Sammelsurium an Hollywoodstars (Owen Wilson, Paul Newman, Michael Keaton, etc.) sowie bekannte NASCAR-Legenden ihren Job etwas ernster nahmen.