Inhalt
DAS KAPITAL IM 21. JAHRHUNDERT ist die Adaption eines der bahnbrechendsten und einflussreichsten Bücher unserer Zeit. Der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty bricht in seinem Bestseller mit der weit verbreiteten Annahme, dass die Anhäufung von Kapital immer auch mit sozialem Fortschritt einhergeht. Für seinen Dokumentarfilm hat Regisseur Justin Pemberton etliche namhafte Denker wie Faiza Shaheen, Gillian Tett und Joseph Stiglitz interviewt, um Pikettys These auf filmische Weise zu interpretieren. Pemberton deckt dabei den Betrug im Kern der Weltwirtschaft auf und fordert ein radikales Umdenken. Eine Zeitreise von der Französischen Revolution über zwei Weltkriege bis hin zum Internetzeitalter.
Kritik
Der Ökonom Thomas Piketty schrieb mit "Das Kapital im 21. Jahrhhundert" eines der einflussreichsten Wirtschaftsbücher der letzten Jahre. Dabei zeichnet er nach, wie sich die Einkommensverteilung seit dem 18. Jahrhundert gewandelt hat und welche Folgen das auf die Politik, die Demokratie und die Wirtschaft selbst hat. Seine These ist dabei, dass wir uns nach einer sozialdemokratischen Phase durch neoliberale Privatisierungs- und Deregularisierungsprozesse zurück auf dem Weg zu feudalen Verhältnissen befinden. Besonders eindrücklich sind in diesem Zusammenhang die Ausführungen zur Erbschaft, die dafür sorgt, dass hohe Vermögen immer weiter gereicht werden und eine Art Wohlstands-Adel entsteht.
Justin Pemberton macht sich in seinem Debüt auf, Pikettys Zeitreise zu visualisieren: Dabei bezieht er historische Darstellungen, Nachrichten-Archive, popkulturelle Werke und zeitgenössische Musik mit ein. Durch diese Montagen-Show gelingt es dem Film, eine Art Ökonomie-historischen Zeitstrahl zu verwirklichen, der sich dennoch flüssig und keinesfalls abgehackt anfühlt. Auf 103 Minuten bekommt man eine kurzweilige Reise durch die politische Ökonomie der letzten Jahrhunderte geboten. Voraussetzungsreiche Begriffe werden dabei verständlich erklärt, Piketty selbst und einige andere Forscher tragen dazu mit eingestreuten Interview-Aufnahmen bei.
Zwischen all den Diskussionen rundum ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit stellt dieser Film zur richtigen Zeit eine Grundsatzfrage, die in den Hintergrund getreten zu sein scheint: Wie gehen wir mit der Ungleichheit schaffenden Dynamik des Kapitalismus um? Das Werk zeigt, dass es sich dabei keinesfalls um eine bloße Frage der Gerechtigkeit handelt, sondern eine an der der Fortbestand der Wirtschaft und der Demokratie hängt. Pemberton ist eine aufwühlende Adaption geglückt, die einen zugänglichen Überblick gewährt, und gleichzeitig dazu inspiriert, sich auch nach dem Kinobesuch noch kritisch über unsere wirtschaftliche Lage zu informieren.
Fazit
"Das Kapital im 21. Jahrhundert" ist ein eindrücklicher Dokumentarfilm, der einen ökonomischen Zeitstrahl visualisiert, anhand dessen er die Entwicklung sozialer Ungleichheit erklärt. Das wahre Kunststück liegt darin, Wirtschaftsthemen auf so kurzweilige und verständliche Art zu vermitteln, dass man danach mit dem Anreiz für eine weitere kritische Auseinandersetzung das Kino verlässt.
Autor: Maximilian Knade