Inhalt
Drei Frauen. Vier Männer. Sieben Telefone. Und die Frage: wie gut kennen wir unsere Liebsten wirklich? Bei einem Abendessen wird über Ehrlichkeit diskutiert. Spontan entschließen sich die Freunde zu einem Spiel: Alle legen ihre Smartphones auf den Tisch und alles, was ankommt, wird geteilt, Nachrichten werden vorgelesen, Telefonate mitgehört. Was als harmloser Spaß beginnt, artet bald zu einem großen Durcheinander aus – voller Überraschungen, Wendungen und Offenbarungen. Denn in dem scheinbar perfekten Freundeskreis gibt es mehr delikate Geheimnisse, als man am Anfang des Abends annehmen konnte.
Kritik
Die italienische Komödie Perfect Strangers war nicht nur in ihrer Heimat ein großer Erfolg, der Film von Paolo Genovese (The Place) erhielt bislang sogar zehn internationale Remakes. Nach Russland, Südkorea, Spanien oder Frankreich liefert Deutschland nun bereits die elfte Neuverfilmung des Originals ab und das erschien gerade einmal vor drei Jahren in den italienischen Kinos! Es sind halt oft die einfachen Dinge, die am besten funktionieren und die Geschichte, die hier erzählt wird, ist so simpel wie genial: Bei einem gemeinsamen Abendessen spielt eine Gruppe von Freunden ein gewagtes Spiel: Während man Tapas und Ravioli speist werden alle Smartphones auf den Tisch gelegt und jede ankommende Nachricht laut vorgelesen. Anrufe werden dazu auf Lautsprecher gestellt und natürlich darf der Anrufer nicht wissen, dass ihn alle Anwesenden hören.
Kurz: Ein Striptease der Geheimnisse. Denn auch wenn alle Beteiligten sich sicher sind, dass sie keine Geheimnisse haben, kommt im Laufe des Abends einiges ans Licht. Was folgt, sind lautstarke Diskussionen, Zankereien, Versöhnungen und der ein oder andere peinliche Moment. Durch diese Rezeptur wechselt Das perfekte Geheimnis stets seine Tonalität. Eben noch ein lautstarker Screwball-Kracher, nur wenige Minuten später ein auf Authentizität bemühtes Drama. Abwechslung ist Trumpf, allerdings wird diese durch einen Plotverlauf generiert, der sich stets immer etwas zu konstruiert und gewollt anfühlt. Dazu kommt, dass die Gespräche am Tisch niemals wirklich eine Dynamik entwickeln, die sich als glaubwürdig erweist. Stattdessen werden – meist durch die Kurznachrichten und Anrufe – einfach immer wieder diverse Stichwörter in die Runde gefeuert, die es dann abzuarbeiten gilt. Das wirkt recht bemüht, auch wenn dabei durchaus amüsante Momente entstehen.
Das Ensemble ist dabei zwar spielfreudig, agiert gleichsam aber auch immer eine Spur zu drüber. Darüber hinaus erweisen sich einige Paarungen als redundant und reizlos. Vor allem die Chemie zwischen den beiden Fack ju Göhte-Stars Karoline Herfurth und Elyas M’Barek sowie Frederick Lau (Der Hauptmann) und Jella Haase (Die Goldfische) sprüht in keiner Situation wirkliche Funken, aber wie soll das auch funktionieren, wenn der Ablauf des Films stets immer zu statisch und vorgegeben wirkt? Am besten beim prominenten Cast kommen Wotan Wilke Möhring (Who am I - Kein System ist sicher) und Florian David Fitz (Der geilste Tag) davon. Der eine weil er die Liebenswürdigkeit seiner Figur gut transportiert, der andere, weil sein Charakter während des Spiels wohl am meisten durchmachen muss.
An Ende von Das perfekte Geheimnis bleibt irgendwie ein leeres Gefühl zurück. Regisseur Bora Dağtekin (Türkisch für Anfänger - Der Film) versucht zwar bei einzelnen ansprochenen Themen mit einer gewissen Bisskraft zu agieren, mehr als ein Sturm im Wasserglas ist es aber letztlich nicht. Da schlägt der Film wahrscheinlich größere Wellen mit seinem Umgang mit Homophobie. Die scheint nämlich so lange okay zu sein, solange es draußen in der Welt Menschen gibt, die noch schwulenfeindlicher sind. Diese Art von Dessert hätte sich Das perfekte Geheimnis wirklich sparen können, genau wie das elend zwanghaft zusammengeschusterte Happy End. Da sollte man lieber beim Original bleiben, das sich diesbezüglich wirklich mehr getraut hat.
Fazit
Die konstruierte Handlung mag durchaus ein paar amüsante Momente zu Tage fördern, genau wie die Darsteller, aber am Ende ist "Das perfekte Geheimnis" eine recht mut- und zahnlose Verkettung von Stichwörtern, die in meist undynamischen Gesprächswellen durchgekaut werden. Aber hey, das Tiramisu war lecker.