Inhalt
Als in ihrem Haus eine Leiche gefunden wird, gerät die junge Clarissa Hailsham-Brown in arge Bedrängnis, denn ihr Mann erwartet Besuch von einem hochrangigen Staatsmann, der über solch einen Vorfall zutiefst verärgert wäre. Beim Versuch die Leiche heimlich aus dem Haus zu schaffen, geht so einiges in die Hose und kurze Zeit später steht auch schon die Polizei vor der Tür. Nun gilt es ein gutes Alibi zu fälschen, den Mörder zu finden und die Polizei binnen weniger Stunden aus dem Haus zu jagen.
Kritik
Was kann man noch über Agatha Christie erzählen, dass nicht schon längst dutzende Male erzählt wurde. Die Autorin ist seit etlichen Jahrzehnten auf Platz 1. sämtlicher Bestseller Listen und seit geraumer Zeit auch die unangefochtene Autorin mit der größten Verkaufszahl, womit sie prominente Kollegen, wie etwa Sir Arthur Conan Doyle, in den Schatten stellt. Neben ihren Romanen und Kurzgeschichten schrieb die Engländerin auch diverse Theaterstücke, womit wir bei Das Spinngewebe wären. Die Geschichte spielt in einem alten Herrenhaus, das perfekte Setting für ein spannendes Kammerspiel. Wer nun jedoch einen packenden Thriller erwartet, der wird vermutlich enttäuscht werden, denn der Tonfall des Film ist der einer Komödie, sodass man sich zum Teil eher an einen alten Kalauer mit Charlie Chaplin erinnert fühlt, als an einen klassischen Krimi.
Star des Ensembles ist die bezaubernde Glynis Johns, welche mit ihrer Charmanten Art und einer durchaus spitzen Zunge so ziemlich jede Szene an sich reißt. Äußerlich die unschuldige Blondine mimend, wickelt sie schnell jeden Mann um den Finger, sei es ihren Ehemann, oder den Polizei Inspektor. Leider ist die deutsche Synchronisation nicht einmal halb so gut, wie das Original, sodass viel Charme des Charakters verloren geht, ist man nicht gewillt den Film im O-Ton zu schauen. Christies spitzfindiger Schreibstil zieht sich, wie ein roter Faden, auch durch die Dialoge der anderen Charaktere, die wie immer aus einer bunt zusammengewürfelten Truppe an Englands Elite bestehen. Wenn sich das Ensemble vor den prasselnden Kamin setzt, eine Partie Bridge spielt und der Butler den Tee reicht, fühlt man sich sofort zurückversetzt in die gute alte Zeit des englischen Landadels. Oh, und natürlich gibt es noch eine Leiche.
Tatsächlich wird der Funde des Toten, sowie der daraus entstehende Handlungsfaden, recht nüchtern von den Figuren aufgefasst. Ob das fehlen von Emotionen nun an der Vorgabe von Regisseur Godfrey Grayson, oder an Christies Drehbuch liegt, bleibt ungeklärt, störend ist der Umstand so oder so. Unerklärlich hektisch und konfus ist auch das letzte Drittel des Films, in dem der Mörder quasi aus dem Nichts hervorgezaubert wird und sich das Geschehen daraufhin binnen weniger Minuten in Wohlgefallen auflöst. Zwar wird man bei der zweiten Sichtung einige Details und subtile Gesten entdecken, die man zu Beginn übersehen hat, dennoch wirft das abrupte Ende einen bis dato sehr runden Film komplett aus der Bahn. Da überrascht es wenig, dass die TV Adaption aus dem Jahre 82 allgemein als besser angesehen wird, da diese mit knapp 20 Minuten längerer Laufzeit sich mehr Zeit für die Auflösung des Falles nehmen kann.
Überhaupt will kaum Spannung aufkommen, was zum einen am bereits erwähnten Tonfall des Films liegt und zum anderen an der kühlen Gleichgültigkeit, mit der die Charaktere auf jede neue Wendung in der Handlung reagieren. Dank der sympathischen Figuren und den guten Dialogen hält einen das Stück zwar bei Laune, aber einen wirklich bleibenden Eindruck vermag diese Adaption von Das Spinngewebe nicht hinterlassen.
Fazit
Trotz eines guten Ensembles, schafft es die Filmadaption von Agatha Christies Theaterstück nicht den Zuschauer vollends zu überzeugen. Neben dem hektischen Pacing und etwas desinteressiert wirkenden Protagonisten, fehlt es auch an einer Prise Spannung, um der Marke Christie gerecht zu werden.
Autor: Sebastian Pierchalla