Inhalt
Genesis Potini - Spitzname Dark Horse - ist manisch-depressiv und seit vielen Jahren Psychiatriepatient. Seine Ärzte sind überzeugt, dass er kaum in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen. Als er wieder einmal aus der Klinik entlassen wird, sucht er deshalb Unterschlupf bei seinem Bruder Ariki. Der jedoch ist Mitglied einer kriminellen Biker-Gang, was in Kombination mit Genesis' extremen Stimmungsschwankungen jede Menge Zündstoff birgt. Die brüchige familiäre Harmonie ist somit nicht von Dauer, zumal Genesis die Sorge um seinen schüchternen Neffen Mana umtreibt: Gegen seinen Willen soll dieser in die Biker-Gang seines Vaters eingeführt werden. Trost und Ablenkung bietet jedoch bald seine eher ungewöhnliche Leidenschaft: das Schachspiel. Genesis verfügt über ein erstaunliches Talent - er beherrscht das Spiel der Könige wie ein Weltmeister. Als er die jugendlichen Mitglieder eines örtlichen Schachclubs kennenlernt, erhält er die Chance seine Gabe zu nutzen und beschließt die unterprivilegierten Kids zu trainieren und gegen jede Chance ins Finale der Junioren-Meisterschaften nach Auckland zu bringen. Durch Genesis und ihr gemeinsames Ziel schöpfen die Jugendlichen Hoffnung und finden Halt in ihrem oft instabilen Umfeld. Doch der Weg zur Meisterschaft ist weit und die Hürden erscheinen unbezwingbar hoch.
Kritik
Neuseeland ist sicherlich keine große Filmnation und dürfte vielen Zuschauern wohl ausschließlich durch den dort geborenen und auch immer wieder dort drehenden Peter Jackson bekannt sein. Mit Das Talent des Genesis Potini beweist der junge Neuseeländer James Napier Robertson nun seine Aspiration auf angenehme Art und Weiße, denn mit seinem Film fördert er nicht nur die hiesige Filmproduktion, sondern trägt auch ein Stück deren Kultur in die Welt – oder zumindest an den geringen Teil, der diesen Film sehen wird. Obwohl er sich über positive Rezensionen freuen darf, bleibt ein größeres Publikum bisher aus. Schade, denn Das Talent des Genesis Potini hat durchaus seine Stärken und umschifft oftmals gekonnt größere Stolpersteine. Und letztlich ist es wohl am schönsten einen Einblick in die neuseeländische Kultur zu erhaschen.
Wobei dieser Einblick natürlich nicht allumfassend ist. Wir bewegen uns, das muss man so klar artikulieren, eindeutig in der Unterschicht des Landes. Genesis Potini, früher als Schachgenie The Dark Horse genannt, kommt nach Jahren der Therapie aus einer Anstalt frei und soll fortan bei seinem Bruder und dessen Jugendlichem Sohn Mana leben. Während die beiden als Kinder die Vorliebe fürs Schwach geteilt haben, ist Genesis Bruder mittlerweile Mitglied einer aggressiven Gang und will auch seinen Sohn dort einführen. Das führt immer wieder zu Komplikationen, denn Mana wäre lieber Teil des ortsansässigen Schachklubs, den Genesis trotz seiner eigenen Probleme unter die Fittiche genommen hat. In einer symbiotischen Wechselwirkung scheint er den Problemkindern Unterstützung zu bieten, was seinen Geisterzustand ebenfalls fördert.
Die Spatzen pfeifen es bereits von den Dächern und in der Tat ist Das Talent des Genesis Potini ein recht konventionelles Drama geworden. Das birgt gleichermaßen Stärken wie auch Schwächen. Natürlich hat sich die gegebene Struktur dramaturgisch bewehrt und schafft es auch hier mitreißende Momente zu generieren. Euphorisch werden sollte man dennoch nicht werden, denn auch wenn sich der Regisseur Mühe gibt bestimmte Stereotypen zu umschiffen, so kann er nicht verhindern, dass sein Film immer wieder mit fragwürdigen Klischees arbeitet. Sympathie über einen psychisch kranken, aber unheimlich hilfsbereiten Mann zu erzeugen ist nicht schwer, sicherlich effektiv, aber bereits furchtbar plattgetreten. Da mutet es angenehm an, dass spürbar Herzblut des Regisseurs in dieser wahren Geschichte steckt und er dadurch vor allem durch seine Aufrichtigkeit bewegen kann.
Fazit
Bei „Das Talent des Genesis Potini“ handelt es sich um ein sauber vorgetragenes Drama, das die wahre Geschichte eines manisch depressiven, aber sozial engagierten Schachgenies aus Neuseeland erzählt. Dabei kommt der Film nicht ohne das ein oder andere Klischee und einige plattgetretene Allüren aus, doch unterm Strich kann das Drama mit authentischen Emotionen aufwarten und ist damit durchaus eine Sichtung wert.
Autor: Dominic Hochholzer