Inhalt
Sweet Smell of Success ist ein Film Noir des US-amerikanischen Regisseurs Alexander Mackendrick. Das Drama zeigt die Diffamierung eines Medienmoguls gegen einen Jazzmusiker, den seine Schwester heiraten möchte.
Kritik
Der Film Noir war oftmals geprägt von unmissverständlichen Gangstern und Schurken, aber auch abseits der von der reinen Definition glasklaren Einordnung im kriminellen Milieu wurde das abgründige, verrohte Wesen des Individuums im besten Falle eindeutig ausformuliert. Dies konnte im Zweifelsfall zwischen einem guten und meisterhaften Beitrag entscheiden und exakt in diese Kategorie fällt Dein Schicksal in meiner Hand von Regisseur Alexander Mackendrick (Ladykillers), der damit sogar der bereits abebbenden Bewegung eines der letzten, markanten Highlights bescherte. Im Vordergrund stehen hier keine Kriminellen im juristischen Sinne, umso mehr jedoch von einem moralischen Standpunkt. Eine giftige Schelte und zugleich nachdenklich einzustufenden Bestandsaufnahme über die Macht der Medien, in dem Fall die der Printmedien, die in den USA Ende der 50er noch vor dem gerade erst aufkeimenden TV noch die dominierende und somit auch meinungsbildenden Form der Informationsweitergabe darstellte. Heutzutage nahezu nahtlos übertragbar auf Social Media und das Internet per se, in dieser aber noch weitaus weniger aufgeklärten und reflektierten Wahrnehmung bezüglich „seriöser Berichterstattung“ (wobei…ach, lassen wir das…) umso klüger und auf beängstigender Form bloßgestellt.
Presseagent Sidney Falco (herausragend und niemals besser: Tony Curtis, Manche mögen’s heiß) hechelt verzweifelt dem Sweet Smell of Success (so der Originaltitel) hinterher. Eigentlich war er auf einem guten Weg, hatte er doch einen Stein im Brett beim führenden Star-Journalist J.J. Hunsecker (nicht minder fantastisch: Burt Lancaster, Elmer Gantry), für dessen Sparte in der New York Times er einige seiner Klienten prestigeträchtig platzieren konnte. Doch er blieb ihm einen entscheidenden Gefallen schuldig. Hunsecker ist die Beziehung seiner wie dem eigenen Augapfel (um nicht zu sagen dezent inzestuösen) gehüteten, jüngeren Schwester Susan (Susan Harrison, tatsächlich ihre einzige Filmrolle) zu dem Jazzmusiker Dallas (Martin Milner, Zwei rechnen ab) ein Dorn im Auge und Falco sollte dies unterbinden. Stattdessen haben sie sich inzwischen verlobt und Falco bekommt die Macht von Hunsecker zu spüren. Aufgrund dieser privaten Gefälligkeit scheint seine Karriere urplötzlich vorüber. Um dies zu verhindern, zieht Falco gewissenlos alle Register, um über etliche Umwege eine Rufmordkampagne gegen den ungeliebten Schwager in spe zu starten, um sich somit selbst wieder in dem gönnerhaften, inneren Kreis des medialen Meinungsmoguls zu befördern. Dabei stößt sogar der mit allen skrupellosen Wassern gewaschene Falco an seine bis dato niemals ausgelotetes, moralisches Grenzen und muss eine Entscheidung treffen, inwieweit die eigene Karriere die Mittel rechtfertigt.
Dein Schicksal in meiner Hand ist nicht nur grandios fotografiert und wird getragen von zwei Weltklassedarstellen auf ihrem absoluten Peak, es ist vor allem eine zeitlose und leider schrecklich aktuelle Studie über die Macht und vor allem den potenziellen Machtmissbrauch führender Medien, wenn geltungsbedürftigen und gewissenlosen Soziopathen diese obliegt. Weit weg von eigentlichen Informationsauftrag werden lediglich persönliche Interessen und die eigene Position gestärkt, was jeder im inneren Kreis weiß, aber sich niemals dagegenstemmen würde, um nicht selbst unter die Räder zu kommen. Ein einziger Anruf kann über Wohl und Wehe entscheiden, über den Wahrheitsgehalt diskutiert auf diesem Level niemand mehr auch nur aus Versehen. Das wird in einzelnen Szenen zum Teil herausragend skizziert, z.B. als Falco einen kleineren Verleger mit Informationen über dessen ehelichen Seitensprung erpressen will und im Anschluss völlig baff ist, als dieser aus journalistischer Integrität lieber seiner Gattin direkt diesen Fehltritt gesteht, anstatt sich instrumentalisieren zu lassen. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, in denen Dein Schicksal in meiner Hand die Moral und Barbarei des Individuums direkt gegenüberstellt und offenlegt, wie schmal der Grat manchmal sein mag. Wie sehr man bereit ist, unter gewissen Bedingungen das eine dem anderen vorzuziehen, aber irgendwann an den Punkt kommt, an dem es unter keinen Umständen mehr zu verantworten ist. Das wird niemals plakativ, sondern sehr differenziert diskutiert und mündet in einem hervorragend ambivalenten Finale jenseits von Gut und Böse, dass ausschließlich ernüchternd, aber genau dadurch greifbar und ehrlich zurückbleibt.
Fazit
Auf den letzten Metern einer der besten Film Noir. Inhaltlich, inszenatorisch und darstellerisch hervorragend sowie mit einer zeitlosen Message über die Macht der Medien und die Meinungsmache von Privilegierten, die diese früher oder später ausschließlich für die eigene Interessen instrumentalisieren.
Autor: Jacko Kunze