Inhalt
In Bagdad "verdient" sich ein Dieb (Douglas Fairbanks) seine Brötchen mit Stehlen. Als er mit seinem Freund (Snitz Edwards) den großen Coup am Palast des Kalifen plant, findet er die Prinzessin (Julanne Johnston) vor und verliebt sich unsterblich in sie. Doch steht ihr Geburtstag sowie eine Brautschau an, der auch der machthungrige Mongolenprinz (Sojin) beiwohnt, welcher die Eroberung der Stadt plant. Der Dieb, der sich als falscher Prinz in den Palast eingeschlichen hat und erwischt wird, will geläutert das Herz der Prinzessin erobern und begibt sich auf Schatzsuche im Rennen mit den Nebenbuhlern...
Kritik
Basierend auf einem Märchen aus "1001 und einer Nacht" ist "Der Dieb von Bagdad" eine rührselige, abenteuerliche Fantasygeschichte, die Hauptdarsteller Douglas Fairbanks schrieb, produzierte und als Titelfigur verkörperte. Der Stummfilmklassiker wurde in restaurierter Form, neu orchestralisiert und farblich überarbeitet wieder verbreitet.
Für heutige Verhältnisse kann die Story für sich stehend wohl kaum noch Filmfans hinter dem Ofen hervorlocken, denn die ist gespickt mit Klischees aller Art. Mit der Liebesgeschichte sind längst uralte Mythen vergessen worden, was vielleicht im Animationssektor noch zum Thema gemacht wird. Die Story kann aber dennoch als annehmbar angesehen werden, weil es der Anbandelung einige Stolpersteine in den Weg legt - hier in Form von mehreren Anwärtern. Schade nur, dass es dem Dieb in seinem Werdegang zu einfach gemacht wird, der Auserwählte zu sein. Da wird geschmachtet, was die Story hergibt, es wird verraten und bestraft, und doch setzt ein Kniff nach dem anderen dem Ende einen bekannten Ausgang. Hier bedeutet das: die Prinzessin verschafft sich Zeit, und der Dieb kann so seine Gaunerseele reinwaschen. Das wirkt sicherlich nicht modern und schon gar nicht logisch, aber da es sich um ein Märchen handelt, sollte man das nicht überbewerten.
Viel mehr Schauwerte sind in den Fantasyelementen zu finden, mit denen der Klassiker aufwarten kann. Die Effekte sind für seine Zeit sehr gut gelungen. Man wird es zu schätzen wissen, wenn ein magisches Seil sehr plastisch seinen Weg in die Luft findet, ohne irgendwo angebunden zu sein, und auch die Schatzsuche mit all seinen Gefahren machen durchaus was her. Dabei wirken vor allem die etliche Meter hohen Bauten höchst imposant, und da gibt es einige davon. Mit riesigen Palastmauern oder Bergpfaden wird auch gerne geprotzt, und das nicht zu unrecht. Hier können sich die Darsteller austoben, und das in opulenten Gewändern und einem durchgängig gelungenen Stil. Der Zeit geschuldet sieht dies und das natürlich hoffnungslos veraltet aus, jedoch darf man den Aufwand gerne als gutklassig einstufen.
Auch in der Schauspielerei wird man so etliche Klischees freilegen, denn ohne Ton sind die Akteure natürlich an ihre Gestik gebunden. Hier war es schlicht unmöglich, dezente Akzente zu setzen, und so schmachtet beispielsweise die Prinzessin in altbekannten Posen herum. Doch hat dies etwas Sympathisches an sich. Gerade Douglas Fairbanks schien dieses Projekt sehr ernst gewesen zu sein, denn der agiert mit einer beachtlichen Physis, die dem Film viel an Dynamik mitgibt. So war das damals eben, und wer sich für solche längst vergessenen Aktionsradien erwärmen kann, wird auch sichtlich damit Spaß haben.
Zusätzlich darf auch noch die Orchestralisierung erwähnt sein, die sich sehr viel Mühe gibt, Spannung und Identifikation zu erschaffen. Zusammen mit Farbumstellungen und Textbildern kreiert das "Philharmonic Orchestra" einen runden Eindruck, kann aber auch leider nicht ganz vermeiden, dass diese Art der Filmgestaltung für moderne Verhältnisse schwer durchzuziehen ist. Zweieinhalb Stunden in dieser Form zu betrachten kann auch schon mal die Aufmerksamkeit beeinträchtigen.
Fazit
Als absolutes Original im Filmgewerbe ist "Der Dieb von Bagdad" ein sympathisches und abenteuergefülltes Märchen aus den "1001 Nacht"-Zyklen, das zwar für heutige Verhältnisse klischeehaft und berechnend wirkt, jedoch mit seinen gelungenen Effekten sowie den guten Akteuren viel Unterhaltungswert zu bieten hat. Gemessen an den damaligen Möglichkeiten macht dieser Stummfilmklassiker immer noch eine Menge Spaß.
Autor: Sascha Wuttke