Inhalt
Martin Thiel wird verdächtigt, eine Frau ermordet zu haben. Doch Staranwalt Ben Chase erwirkt aufgrund einer zweifelhaften Aussage dessen Freispruch. Kurz darauf wird eine weitere Leiche gefunden. Schlagartig wird Chase klar, dass Thiel der Mörder ist. Hin und her gerissen zwischen seiner Verpflichtung als Anwalt und der Angst vor weiteren Morden begibt sich Chase auf einen gefährlichen Weg.
Kritik
„Das Gesetz ist der dunkle Schatten der Gerechtigkeit.“
„Wenn man sich anschickt, Bestien zu bekämpfen, muss man sich vorsehen, dass einen dieser Kampf nicht selbst zur Bestie macht. Wenn man in den Abgrund blickt, dann blickt der Abgrund auch in einen selbst.“ Mit diesem von Gary Oldman („Dame König As Spion“) aus dem Off vorgetragenen Friedrich-Nietzsche-Zitat beginnt „Der Frauenmörder“, fängt uns ein, stimmt uns ein und warnt uns vermutlich auch ein Stück weit vor. Gary Oldman verkörpert den aufstrebenden, aber nicht unbedingt als idealistisch zu deutenden Junganwalt Ben Chase und besiegelt mit diesem Bonmot direkt, dass in den nächsten gut 120 Minuten bis tief in die dunkelsten Gefilde der menschlichen Seele vorgedrungen wird. Oder anders gesagt: „Der Frauenmörder“ würde uns gerne in den Glauben dieses Kurses setzen, hält seinen vorab geschürten Erwartungen auf lange Sicht aber leider nicht stand. Einen durchaus überdurchschnittlichen Film hat Martin Campbell („James Bond 007 – Casino Royale“) trotzdem vorzuweisen, nicht zuletzt dank seines engagierten Schauspielduos.
Neben Gary Oldman ist nämlich auch Kevin Bacon („Mystic River“) mit von der Partie, dem die psychopathologische Dimension naturgemäß ins Gesicht geschrieben scheint und daher prädestiniert für die Verkörperung irrsinnigen Ausformungen der Gesellschaftlich zu übernehmen. Als begüterter Martin Thiel schlüpft Kevin Bacon in die Rolle des titelgebenden Frauenmörders und darf Gary Oldman ohne Rücksicht auf Verlust in eine moralische Zwickmühle führen, in dem er die Ethik des Juristen nicht nur auf die Probe stellt, sondern ihre Grundsätze zunehmend aus den Angeln hebt. Das Psychoduell der beiden Darsteller, die hier noch relativ am Anfang ihrer Weltkarriere stehen, ist erwartungsgemäß auf intensivem Niveau anzutreffen: Wenn Ben Chase tiefer und tiefer in das moralische Dilemma herabsteigt und Martin Thiel die beißenden Gewissensbisse dieses Menschen nur mit einem diebischen Lächeln kommentiert, betont „Der Frauenmörder“ eine Sache umso mehr: Abgehakte Fälle büßen niemals ihre Relevanz ein. Vor allem dann nicht, wenn ein Mensch sein Leben lassen musste.
Im verregneten Großstadtdschungel scheinen Chase die Hände gebunden, Martin Thiel ist ihm immerzu einen Schritt voraus. Was ihm bleibt, ist, sich auf das perfide Spiel des augenscheinlichen Psychopathen einzulassen. In seiner Essenz reflektiert „Der Frauenmörder“ die Dialektik von Recht und Unrecht und die Zwänge, denen sich ein Anwalt aufgrund berufsethischer Prinzipien ausgeliefert sieht. Leider treibt das Drehbuch von Mark Kasdan in seinen Handlungssträngen dauerhaft an der Oberfläche, fertigt psychologische Prozesse in ihren Herleitungen küchenfertig ab und zwingt die Hauptdarsteller dazu, dem Stoff durch ihre Performances eine Tiefe einzuflößen (respektive sie vorzugaukeln), wo inhaltlich nur Kurzsichtigkeit dominiert. „Der Frauenmörder“ ist selbstverständlich kein misslungener Thriller, er macht es sich nur zu einfach, denkt zu simpel in seinen thematischen Ausrichtungen und veranschaulicht einzig in einer intensiv-ästhetischen Sex-Squash-Montage, wie viel emotionaler Druck in einer Person wie Chase , in einer solch bedrängenden Situation, geballt scheint.
Fazit
Kompetent inszeniertes Katz-und-Maus-Spiel, das gerade in seiner Motivik viel Tiefgang hätte erwarten lassen, im Endeffekt aber leider doch zumeist an der Oberfläche treibt. Letztlich ist es den Darstellungen von Gary Oldman und Kevin Bacon an forderster Front zu verdanken, die „Der Frauenmörder“ über den müden Durchschnitt heben.
Autor: Pascal Reis