Inhalt
Der Wahnsinn versteckt sich oft genug in der Normalität. So sieht die Straße einer australischen Vorstadt zwar ganz normal aus, doch die Bewohner dieser plagen sich mit nicht alltäglichen, sexuellen Problemen herum: Ein Frau hat eine überaus gefährliche, erotische Phantasie - die ihr Partner in Teufels Küche bringt -, eine Nachbar beginnt derweil eine Affäre mit seiner eigenen Frau (ohne dass diese es bemerkt) und ein anderes Paar glaubt ihr Sexleben mit Rollenspielen wieder in Fahrt bringen zu können. Es geht heiß her in der Nachbarschaft.
Kritik
Let’s talk about Sex. Doch bevor wir das tun sollten erst einmal ein paar Worte über Josh Lawson fallen. Wer das ist? Das ist ein australischer Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur, dessen Spielfilmdebüt demnächst in unseren Kino läuft. Eine wirklich große Nummer ist dieser Lawson nicht. Vielleicht kennt der eine oder andere ihn durch „Anchorman - Die Legende kehrt zurück“, in dem er eine kleine Rolle spielte, ansonsten war Lawson mal hier und mal da zu sehen und hat seine umfangreichste Rolle in der Business-Satire-Serie „House of Lies“, in der er neben Don Cheadle und Kristen Bell zu sehen ist. Es gibt also keinerlei Grund sich sein Filmdebüt „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex“ anzusehen, weil hier ein bekannter Darsteller sich als Autor und Regisseur versuchte. Zum Glück gibt es aber mehr Argumente: So kann man dank des Films einiges über seltsame sexuelle Vorlieben erfahren, die Lawson zum Glück nicht als pervers, krankhaft oder abnormal ausformuliert, sondern sie als Teil des jeweiligen Charakters, mit komödiantischer Toleranz wie Akzeptanz, annimmt.
Wer also wissen möchte, welche Probleme eine Ehefrau hat, die sexuell stimuliert wird, wenn sie ihren Mann weinen sieht (Dacryphilie), der sollte sich diese kleine, australische Komödie unbedingt ansehen. Darüber hinaus wird man auch gewitzt darüber aufgeklärt wie erotische Rollenspiele durch den Darstellungsdrang des Partners außer Kontrolle geraten können und dass auch taube Männer gerne einmal eine Sexhotline über Umwege kontaktieren. Lawson behält dabei stets die Balance aus Liebenswürdig- und Schlüpfrigkeit, verzichtet auf einen allzu streng ausgerichteten moralischen Zeigefinger und entlässt sein Publikum nicht mit „Alles wird gut“-Plattitüden, sondern wagt es, seine Geschichten vereinzelt offen in den Abspann zu entlassen.
Das hat zur Folge, dass „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex“ sich erfrischend widerborstig gegenüber massentauglicher Konformität aufstellt. Statt elegant aufgelösten Problemen zeigt Lawson hier, wie viel in einer Beziehung schief und kaputt gehen kann, wenn die Kommunikation nicht stimmt. Was wie eine Predigt daher kommen könnte, wirkt hier aber leger, charmant und regt dennoch zum Nachdenken an. Ein Balanceakt an dem „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex“ durchaus auch mit großen Getöse hätte scheitern können. Dank seiner lockeren aber niemals niveaulosen Umgangsform und seiner thematische Konzentration gelingt dem Autor, Darsteller und Regisseur in Personalunion ein vergnüglicher Episodenfilm, dessen Ende relativ sprunghaft und unvermittelt passiert und eine Menge offener Fragen unbeantwortet lässt.
Was anfangs verwirrt, macht letztlich die eigentliche Aussage des Films noch etwas deutlicher: Eine Beziehung braucht beidseitige Kommunikation. Wird diese zu spät angewandt, kann es sein, dass alles bereits für immer verloren ist. So hat „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex“ hinter all seinem vergnüglichen Reigen auch eine überaus tragische wie ehrliche Note, die die (teils bittere) Wahrheit hinter all den komischen Szenarien und Situationen aufzeigt. Zum ganz übergroßen Höhepunkt reicht es zwar leider nicht, weil die schrulligen Einzelepisoden zu stumpf miteinander verknüpft werden und das Fehlen von jeglicher Art von Homosexualität etwas zu mutlos ins Auge sticht, trotz allem kann man „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex“ durchaus mit dem Wort „Geheimtipp“ kurz und treffend beschreiben.
Fazit
Hey, "Fifty Shades of Gey", so geht sexy! „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex“ ist eine charmante Abhandlung über die schönste Nebensache der Welt. Josh Lawson kreierte mit seinem Spielfilmdebüt eine so herzliche wie erquickliche Verkettung von amüsanten Szenen, die in ihrer Gesamtheit kurzweilige Unterhaltung bietet und hinter deren freudvoller Fassade doch mehr auf den Zuschauer wartet, als bloßes Gelächter und Amüsement.
Autor: Sebastian Groß